Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Welche Wirkungen erwarten wir von Lebensmitteln?

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 10. Juni 2014

In Gesundheitsfragen sind wir heutigen Menschen darauf  geeicht, das Ungewöhnliche, das Außergewöhnliche  und am liebsten das ganz und gar Unmögliche zuerst zu suchen. Das gilt für Lebensmittel ebenso wie für Arzneimittel. Es ist doch sehr pragmatisch, dicke Bretter zuerst an den dünnsten Stellen zu bohren, nicht? Bei Lebensmitteln ist uns die tolle Wirkung nicht genug, einfach“ muss ihre Wirkung zu erreichen auch sein, sogar sehr einfach:

  • Sind wir übergewichtig, fühlen wir uns von jeder Anforderung, unser Ess- und Lebensverhalten zu ändern, genervt. Wir horchen erst auf, wenn es uns leicht gemacht werden soll wie durch die Pille zum Abnehmen. Egal, dass wir eigentlich genau wissen, dass die Entstehung von Übergewicht ein komplexes körperlich-seelisches Geschehen ist, das man nicht durch Umlegung eines einzelnen Hebels abstellen kann.
  • Um ja die große Summe aller möglicherweise wichtigen Vitalstoffe mitzubekommen, spannen wir auf  möglichst exotische Nahrung oder Nahrungsergänzung, die auf wundersame Weise genau das alles mitbringen sollen.

So sind wir nun mal eingestellt. Kommt uns aber wie bei der nativen Kost ein Lebensmittel und eine Essweise entgegen, die mit einfachsten Mitteln die frappierendsten gesundheitlichen Vorteile bieten, schrecken wir unwillkürlich zurück und reagieren mit Ablehnung statt uns genau zu informieren. So unlogisch unsere hochgestochenen inneren Erwartungen sonst sind, so irrational ist jetzt unsere Abwehr. Die typische Reaktion lautet bei Goethe so:

 „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!“ 

-gym.nw.org-

Mit diesen Worten tritt Faust im ersten Teil von Goethes großer Tragödie dem  Chor der Engel entgegen (Vers 765):

„Was sucht ihr, mächtig und gelind,  Ihr Himmelstöne mich am Staube? 

Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.  

Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. 

Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. 

 Zu jenen Sphären wag’ ich nicht zu streben.“

 

Auf den Glauben (an Lebensmittel) kommt es überhaupt nicht an.

Der deutsche Dichterfürst und Philosoph Johann Wolfgang von Goethe, der aber noch an Engel, Erdgeister und Trolle glaubte, stand dem Glauben schon sehr skeptisch gegenüber. Die große europäische Bewegung der Aufklärung hat aber dem blinden Glauben an überkommene Lehren „offiziell“ und endgültig ein Ende gemacht.

Im christlichen Abendland und dem von ihr beeinflussten Teil der Welt gilt aber vielen Menschen dennoch im praktischen Leben ein fester Glaube neben dem sicheren Wissen immer noch als eine unverrückbare Grundlage für ihre Entscheidungen und ihr Verhalten.

Diese praktische Einstellung ist rational nicht nachzuvollziehen. Sie kann aber angesichts des neuen Wissens um den Aufbau und die Funktionen unseres Gehirns niemand verwundern. Wir sind innerlich wesentlich regiert nicht von der Logik, sondern von unseren Emotionen, die zu ihrer Entfaltung des Einsatzes der Gehirnbotenstoffe wie besonders des Serotonins bedürfen. In der Reifung des eigenen Selbst, der eigenen Persönlichkeit, bauen wir zudem geistig-moralische Positionen auf, die den mentalen Abläufen Struktur geben. Dort verankern wir auch unsere Glaubenssätze. Wichtig ist aber zu wissen, dass sie nicht endgültig gesichert sind.

Wir stehen täglich und minütlich vor einer riesengroßen Zahl von Entscheidungen, die wir auch ohne vollständige Absicherung treffen müssen, um uns im Leben behaupten zu können. Bei den meisten Vorgängen ist einfach keine Zeit, lange nachzudenken. Aber auch bei den Fragen, die wir nach bestem Wissen gründlich prüfen können, haben wir meist keine  sichere Wissensbasis. Auch wenn wir immer wieder hören, welch großartige Fortschritte die Wissenschaft laufend verzeichnet, ist uns doch bewusst, dass bis heute jede Vertiefung des  Wissens immer neue und grundlegendere Fragen aufwirft. Im Kleinsten, der Welt der Quarks und Strings, wie im Größten, der Welt der Galaxien, Universen und Dimensionen stehen wir vor immer größeren Rätseln.

Das zeigt sich auch bei den vermeintlich einfachsten Vorgängen der Welt wie der Verstoffwechslung unserer Nahrung und ihre Nutzung im Interesse von Körper, Gemüt und Geist. Ein Beispiel: Wie lückenhaft unser Wissen ist, wird exemplarisch deutlich im Fall des Botenstoffes Serotonin, dessen körpereigener Aufbau gerade durch den Verzehr nativer Kost angestoßen wird. Da wissen wir gerade mal, dass Serotonin als Botenstoff im Gehirn selbst gebildet werden muss. Wir wissen, dass es für eine Riesenzahl von Aufgaben zuständig ist, neben der Esskontrolle auch für die Kontrolle von Stress, Angst, Zwang, Schmerz, Schlaf, Wachsein und vieles mehr. Aber  wir wissen auch, dass es an die 15 Alternativen des Botenstoffes Serotonin mit teilweise gegensätzlichen Wirkungen gibt, die sämtlich ihre eigenen Rezeptoren innerhalb der Informationsübergabe von einer Nervenzelle an die andere gibt (Synapsen). Nur wissen wir kaum mehr, als dass dieser Transmitter so komplex ist.

Wenn wir uns nur an dem orientieren wollten, was absolut gesichert ist, kämen wir im Leben nicht weit. Wir brauchen ständig eine Orientierung in den unendlich vielen Fragen, die noch ungeklärt sind. Da allerdings tun wir gut daran, uns nicht mit vorschnellen Lösungen zufrieden zu geben, sondern zu versuchen, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. Dummerweise ist nicht einmal sicher, wie man die Spreu vom Weizen zu trennen hat, sodass selbst die eigentlich abstrusesten Vorstellungen nicht einfach – a limine – zurückgewiesen werden können. Es gibt aber unter Laien wie Fachleuten ein fast einhelliges Einverständnis, sich bei der Suche nach den bestmöglichen Annahmen, Hypothesen und Theorien  so nahe wie möglich an die wissenschaftlich gesicherten Eckdaten zu halten. Was danach einen besonders hohen Grad an Wahrscheinlichkeit hat, hat unsere Aufmerksamkeit verdient.

Die Notwendigkeit, sich nahe an die Umstände zu halten, die vollständig sicher sind, und sich in der weiteren Forschung und der Praxis in aller Vorsicht das nutzbar zu machen, was wenigstens nach bestem Wissen richtig zu sein scheint, gilt ganz besonders für den Umgang mit den Lebensmitteln, mit denen wir uns versorgen müssen, um zu überleben und ordentlich zu funktionieren.

Die Situation bei den Lebensmitteln ist dabei noch eine ganz andere als bei den Arzneimitteln, was leider weitgehend  missverstanden wird, s. http://www.essenspausen.com/native-kost-und-serotonin-sind-keine-arznei/ .

Lebensmittel, auch solche wie die native Kost, die etwas anders vorbereitet sind als wir das gewohnt sind, und nur zu bestimmten Zeitpunkten gegessen werden sollen, was uns auch fremd ist, sind keine Heilmittel. Bei Arzneien, denen Heilkraft nachgesagt wird, kann der berühmt gewordene  Placeboeffekt auch dann Wirkungen auslösen, wenn der Patient an diese nur glaubt.  Bei Lebensmitteln gibt es solche Effekte nicht. Allenfalls kann es sein, dass uns bestimmte Lebensmittel nicht bekommen, wenn wir eine Abneigung gegen sie entwickelt haben. Generell üben sie aber ihre Wirkungen im Körper und selbst auf unser Gemüt und unseren Geist unabhängig von unserem Glauben an ihre Wirkungen aus.

Bei allen Menschen sind die Wirkungen unserer Nahrung zwar nicht immer völlig gleich, aber wir Menschen sind uns in den vitalsten Funktionen untereinander doch so unerhört ähnlich, dass es für jeden Menschen von großem Wert ist, wenn er mit der nativen Kost

  • täglich einen kleinen Schub roher Kost mit einer Fülle an gut erhaltenen Mikronährstoffen mitbekommt,
  • wenn in dieser Nahrung auch reichlich Nahrungsenzyme vorhanden sind, die uns bei der Verstoffwechslung im Dünndarm helfen,
  • wenn diese Pflanzenkost in ihren von Zellulosepanzern geschützten Zellwänden aufgebrochen ist und wir den Inhalt der Zellen überhaupt nutzen können,
  • wenn die Vermahlung so total ist, dass der Inhalt der Zellen komplett genutzt werden kann,
  • wenn diese Nahrung mit Flüssigkeiten auf den leeren Magen trifft, der sie nicht festhält, sondern auf voller Länge frei in den Dünndarm laufen lässt, wo sie auf  durch die Darmfaltung riesig vergrößerten  Verdauungsflächen sehr schnell und intensiv verstoffwechselt wird.

Individuell verschieden ist natürlich der Versorgungsvorteil durch die enzymreiche vitalstoffgeladene native Kost. Wer durch seine gewohnte Nahrung längst alles mitbekommt, was er braucht, kann insoweit nicht noch zusätzlich profitieren. Er kann aber den größten Vorteil der nativen Kost nutzen, nämlich den durch seine intensive Verstoffwechslung ausgelösten Anstoß zum körpereigenen Aufbau von Serotonin in seiner Funktion des obersten Steuerers des Essverlangens!  Sollte ein Mensch indes auf anderen Wegen immer genug von diesem Transmitter im Gehirn aufbauen (etwa durch Sport oder Gartenarbeit!), bringt ihn die native Kost selbst auf diesem Gebiet nicht weiter.

Aber wer ist denn schon immer so „gut drauf“?