Serotoninstarke Typen
Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 30. Januar 2014
Auf meinen Bericht vom 14.10.2013 über die Frage, warum native Kost dem einen mehr als dem anderen nutzt, bin ich immer wieder kritisch angesprochen worden.
http://www.essenspausen.com/serotoninaufbau-warum-nutzt-native-kost-dem-einen-mehr-als-dem-anderen/
Der Tenor der zweifelnden Fragen betrifft nicht die besonders gute Verwertung der Nahrungsinhalte, wenn rohe Pflanzenzellen komplett mechanisch aufgebrochen sind und mit Flüssigkeiten zusammen auf leeren Magen konsumiert werden. Es ist jedem klar, dass jemand der klug kocht (dämpft statt kocht und nur schnell) und regelmäßig einen rohen Anteil an der Nahrung hat, den er mit seinen Zähnen oder im Mixer oder der Mühle bis auf die Fasern herunter zerkleinert, ohnehin schon mit allen benötigten Mikronährstoffen so gut versorgt ist, dass sich das Versorgungsergebnis auch mit noch so viel oder so häufigem Verzehr nativer Kost verbesern lässt.
Gezweifelt wird auch nicht daran, dass sportliche Typen durch Ausdauersport und Menschen wie Landwirte und Handwerker, die körperlich regelmäßig stark gefordert werden, schon dadurch in eine positive Grundstimmung kommen, weil durch diese Aktivitäten der Botenstoff Serotonin in seiner Funktion als Belastungskontrollhormon auf den Plan gerufen wird.
Schließlich wird auch nicht in Abrede gestellt, dass es Menschen gibt, die Serotonin schneller verbrauchen, also auch die, denen inkritisher Phase das Stresskontrollhormon Serotonin gefehlt hat und sich eine psychische Störung . meist eine Depression oder einen Birnpout – eingehandelt haben und dadurch zu Schnellverbrauchern geworden sind. Wer weiß, vielleicht ist die Höhe der normalen Abbaurate auch erblich festgelegt. Das aber ist nur Spekulation.
Es gibt aber ganz sicher einige wenige Mitmenschen, die ganz augenscheinlich nichts davon tun, was auf dem Papier oder auch in der Realität den Botenstoff Serotonin aufbauen lässt, aber jederzeit unverschämt „gut drauf“ sind.
Diese glücklichen Menschen sind ganz offensichtlich serotonistark, ohne dass sie – bewusst oder unbewusst – etwas für den Aufbau des Wohlfühlhormons Serotonin tun. Sie treiben keinen Sport, strengen sich körperlich kaum jemals an. Wenn Freunde Hilfe bei einem Umzug brauchen, haben sie leider nie Zeit. Noch nie haben sie im Garten gearbeitet. Sie halten zudem keine Essenszeiten ein, sondern sind den ganzen Tag dabei, irgend etwas zu futtern. Zu allem Überfluss halten sie sich bei ihren größeren Mahlzeiten an Pizza, Hamburger und Bratwurst mit Pommes Frites und nehmen die Forderungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DEG), fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen, nicht zur Kenntnis. Rohkost? Nein danke!
Woran man erkennt, dass diesen Typen niemals Serotonin fehlt?
Sie sind immer ausgeglichen und fröhlich, freundlich und liebenswert, aufmerksam und nachsichtig. Man hört sie nie klagen, weder über ihre personliche Situation noch über die Ungerechtigkeiten in Gesellschaft und Politik, auch wenn sie ihnen durchaus bewusst sind. Dass sie krank zu Bett lägen, hört man fast nie.
Unter den von Natur aus serotoninstarken Typen sind sogar ausgemachte Computer-Nerds, Gamer und Tüftler, die man Tag und t nicht vom Bildschirm weg oder aus der Werkstatt raus kriegt. Sie essen ungesund und bewegen sich fast gar nicht, sind aber schlank und ziemlich fit. Insbesondere aber sind sie munter und zufrieden. Sie tun das Einzige, was ihnen Spaß macht, und verlangen nichts anderes.
Als ich nach der Antwort auf das Phänomen der serotonistarken Typen suchte, fiel mir ein, dass ich einige wenige davon sogar in meinem Leben kennengelernt hatte. Da war meine bescheidene liebenswerte Großmutter Wilhelmine väterlicherseits aus Hannover, die ihr ganzes langes Leben lang – sie wurde 99 Jahre alt!- wohl niemals ihrem Ehemann, ihren fünf Kindern oder sonst jemandem ein böses Wort gegeben hätte. Ebenfalls 99 Jahre alt wurde die Seniorin in der Familie meiner Mutter, meine Tante Elfriede („Friedchen“), die auch 99 Jahre alt wurde. Sie war ungemein klug, stets aufmerksam und hilfsbereit. Wenn sie sich überhaupt in ihrem Laben mal echauffiert haben sollte, dann nur scherzhaft darüber, dass das Schicksal es nicht sicherstellen konnte, dass sie ihren 100. Geburtstag bewusst erlebte. Auf der anderen Seite gab es die Verwandten, die jeder kennt: Menschen, die an sich und ihrer Umwelt leiden und sogar solche, die darauf aus sind, alle anderen schlecht zu machen.
Da frage ich mich, ob die serotonistarken Typen nicht vielleicht Aliens sind. Jedenfalls fehlt eine sichere Erklärung dafür, weshalb sie keine Serotoninprobleme kennen.
Wenn ich mal eine Erklärung versuchen sollte, ohne dass ich gleich eine Hypothese oder eine Theorie aufstellen könnte, würde ich sagen, dass bei ihnen an den biochemischen Schaltstellen , die den zentralnervösen Auf- und Abbau von Serotonin regeln, anlagebedingt besonders günstige Gegebenheiten vorliegen. Vielleicht wirken da seltene Funktionsproteine oder Enzyme, vielleicht wie körpereigene Wiederaufnahmehemmer, die die Serotoninmoleküle länger im Synaptischen Spalt festhalten. Wahrscheinlich ist das indessen nicht. Auf solche Schnapsideen, Botenstoffe immer wieder an die Arbeit zu zwingen, kommt die Evolution wohl kaum. Schließlich ist bekannt, dass der wiederholte Einsatz derselben Informationsträger die Informationen verzerren und Schäden an den Rezeptoren der aufnehmenden Zellen verursachen kann. Nach Angaben des „Pschyrembel“ muss sogar mit tödlichen Folgen gerechnet werden.
Ich lasse es besser erst einmal mit wilden Spekulationen. Nur dass es diese serotonistarken Typen gibt, auf die die vielen Serotoninschwachen nur neidisch sein können, ist eine Tatsache. Mit diesem Neid können wir aber gut leben, wenn wir die Wege kennen, unseren Serotoninlevel hoch zu halten!