Selbsthilfegruppen für die Selbstheilung des Körpers
Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 4. September 2014
In Deutschland gibt es rd. 100.000 Selbsthilfegruppen, die von etwa 2 Millionen Menschen regelmäßig besucht werden. Da fragt man sich doch, wozu wir das alles brauchen angesichts der großen Zahl von fast 500.000 Ärzten und 35.000 Heilpraktikern im Lande.
Typischer Gruppenraum im Selbsthilfezentrum München (wikipedia.org)
Zu diesen Selbsthilfegruppen gehören neben den Gruppen, die sich besonders um einzelne Probleme, insbesondere bestimmte Krankheiten, kümmern auch die, die sich umfassend um alle Fragen der gesunden Lebensführung und der Behebung aller möglichen Störungen kümmern wie z.B. das Gesundheitsnetzwerk -Patientenforum- Düsseldorf.
Dass sich mit diesen privat organisierten Vereinigungen eine Alternative zum herkömmlichen Gesundheitssystem herausgebildet hat, wird manchem Fachmann ein Dorn im Auge sein. Noch immer sehen sich viel Ärzte selbst als die „Götter in Weiß“, denen die unwissenden Patienten brav zu folgen haben. Noch immer bieten die kassenärztlichen Vereinigungen Vortagsveranstaltungen für Mediziner an, in denen es um die „Compliance“ der Patienten geht, womit man nicht nur meint, dass sie ihre Pillen auch brav schlucken. Ich weiß persönlich von arroganten Vertretern ihrer Zunft, die Patienten herrisch anfahren, wenn sie sich auf Informationen aus dem Internet berufen oder überhaupt über Diagnose und Therapie mitreden wollen. Meine eigene Frau sah sich vor Jahren genötigt, ihren Hausarzt zu wechseln, als dieser ihr sagte: „Sie müssen tun, was ich Ihnen sage!“ Dabei hatte ich ihr nur den Floh ins Ohr gesetzt, dass die Einnahme von Betablockern über Jahrzehnte wohl das Entstehen eines Diabetes II begünstigt und sie mit neueren Blutdrucksenkern wie Angiotensin II oder der Umstellung auf Rohkost besser führe. Immer mehr Ärzte sehen in den Patienten aber Partner und sehen das bloße Verschreibungssystem selbst mit kritischen Augen.
In den Vereinigungen von Patienten und gesundheitsbewussten Laien steckt natürlich ein großes ökonomisches Potenzial. Daher bietet „Big Pharma“ ihnen gern und offenbar uneigennützig ihre Hilfe an. Ich kenne allerdings nicht wenige Gruppen, die von ihren freundlichen medizinischen Beratern systematisch beherrscht werden. Krankenkassen haben ein hoch komplexes System der wirtschaftlichen Förderung von Selbsthilfegruppen eingeführt. Gruppen, die sich an die von den Kassen aufgestellten Regeln halten, und brav dorthin berichten, können von ihnen sogar Geld erhalten, z.B. zur Bestreitung ihrer Verwaltungskosten.
Es ist immer eine delikate Angelegenheit, wenn sich eine private Vereinigung auf wirtschaftliche Unterstützung von außen einlässt, weil damit die Basis geschaffen wird für den
Verrat an den eigenen Zielen.
Sebsthilfegruppen sollten keine Claqueure des Gesundheitswesens sein. Sie haben nämlich eigene Ansätze zur erfolgreichen Vorbeugung gegen Krankheiten und ihre Linderung und Heilung, die in wichtigen Aspekten in Opposition stehen zur vielgerühmten, aber keineswegs allmächtigen evidenzbasierten Medizin.
Selbsthilfegruppen können sowohl von außen geplant und gesteuert werden wie auch sich frei unter Betroffenen und Interesseierten bilden. Ich zeige einmal exemplarisch einige Eckpunkte auf, die für die Qualität und die Effizienz von Selbsthilfegruppen wichtig sind:
Verankerung der Selbsthilfegruppe als Alternative zum Gesundheitssystem
Wer die Medizin für eine exakte Wissenschaft hält, kann keinen Grund darin sehen, dass medizinische Laien sich mit medizinischen Fragen überhaupt abgeben. Sieht man genau hin, erkennt man, dass die Medizin nur mit den Füßen auf dem Boden exakter Wissenschaften steht. Als Erfahrungsmedizin ist sie mit Geist und Herz aber darauf angewiesen ist, auch außerhalb der angestrebten Evidenz und wissenschaftlicher Besicherung mit guter Beobachtung, Einfühlungsvermögen und Kreativität jedem Krankheitsgeschehen einzeln nachzugehen und die Erfahrungen für weitere Fälle zu nutzen. Dabei ist sie nur erfolgreich, wenn sie auf die Zusammenarbeit mit den hilfebedürftigen Menschen setzt. Nur so können Therapeut und Patient die jedem Menschen innewohnenden großartigen Schutz- und Reparatursysteme nutzen. Das heißt, den inneren Arzt auf den Plan zu rufen.
Wenn die Medizin nur auf das Wissen setzt, das unangefochten von allen Experten als sicher angesehen ist oder deren einzelne Wirkungen gezielt durch randomisierte doppelblinde Beobachtungsstudien („Goldstandard“) gesichert sind, kann gerade in den vielen Fällen der Zivilisationskrankheiten nicht viel ausrichten. Das ist doch die Realität. All diese Krankheiten, die sich gewaltige vermehren, sind nicht ausreichend erforscht, auch gibt es keine wirklich hilfreichen Medikamente. Wenn sich dann doch Erfolge einstellen, spricht die Standardmedizin gern von „Spontanheilung“ oder Wunderheilung, um nicht zugeben zu müssen, dass es wirksame Hilfen außerhalb der Standardmedizin gibt.
Prävention ist unserem Gesundheitwesen fast ganz fremd. Da werden allenfalls nutzlose Kampagnen durchgeführt. Gerade die Verhinderung der Entstehuhng von Krankheiten ist ein Hauptbetätigungsfeld von Selbsthilfeorganisationen. Die orthomolekulare Medizin weist täglich nach, dass Krankheiten, die ihre Ursache in ernährungsbedingter Fehlversorgung haben, mit klugem Einsatz von Mikronährstoffen erfolgreich angegangen werden können. Da vor jedem Einsatz die wissenschaftlichen Beweise zu fordern, ist eine totale Überforderung, die einem Verbot nahe kommt.
Offenes erkenntniskritisches Vorgehen
Eine Selbsthilfegruppe sollte nicht mit der Festlegung auf eine begrenzte Zahl von Erkenntnisquellen loselegen. Wenn ihr Thema die richtige Ernährung ist, kann sie ihren Horizont natürlich einengen, indem sie sich um vegetative oder vegane Aspekte kümmert und den Verzehr tierischer Produkte a limine verteufelt. Sie kann sich auch festlegen auf feste Lehrmeinungen wie etwa der Anthroposophen oder der Vollwertkost nach Dr. M.O. Bruker. Kaum einer hat in allem Recht und nie Unrecht.
Zwingend sollte es aber sein, sich nicht auf wirklich abwegige oder gar abstruse Vorstellungen einzulassen. Die Geltung der einen für uns alle verbindlichen Logik sollte selbstverständliche Richtschnur sein. Jeder hat das Recht, sich zum Guru zu erklären und Jünger um sich zu scharen. Die Verbreitung weltanschaulicher Glaubensvorstellungen gehört nicht in eine für alle Interessenten offene Selbsthilfegruppe.
Unabhängigkeit
Eine Selbsthilfegruppe braucht ehrenamtliche Leiter, die sich frei von fremder Einflussnahme um die Interessen der Mitglieder und die gemeinsame Sache kümmern. Das bedeutet nicht, dass jegliche Kontakte zu gewerblichen Anbietern tabu wären. Mit der Klugheit der Vielen, also der ganzen Zahl der aktiven Mitglieder und Besucher, kommt meist unweigerlich ans Licht, was inhaltlich richtig ist und was nicht. Eine Gruppe, die gelernt hat, keine Behauptung zu akzeptieren, die nicht mindestens ein großes Maß an Plausibilität mitbringt, fällt nicht auf hohle Sprüche herein.
Ich habe in der Propagierung der nativen Kost mit der Möglichkeit der Verbeserung der Verfügung über das Schlüsselhormon Serotonin im Umgang mit Selbsthilfegruppen erlebt, dass deren ärztliche Berater die Propagierung meines Wissens als störende Intervention empfanden und selbst Betroffenen, die schon über deutliche Hilfe durch die native Kost berichteten, klar machten, dass sie sich mit „so etwas “ erst befassen sollten, wenn die Wirksamkeit durch umfangreiche ergebnisbasierte Doppelblindstudien verifiziert sei. Wörtlich: „Das scheint ja alles schlüssig zu sein und klingt sehr vielversprechend. Aber machen Sie erst einmal Ihre Hausaufgaben!“