Prof. Hüther: Serotonin anschaulich gemacht
Erstellt von r.ehlers am Montag 13. Februar 2017
Ich empfehle, einmal das kurze Video anzuschauen, das der bekannte Göttinger Neurobiologe und Hirnforscher Professor Dr. Hüther ins Netz geztellt hat, weil dort so anschaulich dargestellt wird, wie der Neurotransmitter Serotonin im Gehirn wirkt. Serotonin hat als eines der bedeutendsten Lebenselixiere eine so überragende Bedeutung für unser Wohlergehen, dass man darüber einfach Bescheid wissen muss.
Hüthers Beschreibungen des serotonergen Systems entsprechen dem Stand der Wisenschaft. Soweit es um den Einsatz von Medikamenten beim möglichen Fehlen von Serotonin geht, herrscht unter den Experten aber großer Streit (vgl. http://raypeat.com/articles/articles/serotonin-depression-aggression.shtml). Ich halte indessen den Disput darüber für einen gewaltigen Irrweg (mit gewaltigen Umsätzen der Pharmaindustrie). Der Meinung bin ich nicht nur wegen der schweren Nebenwirkungen (bis hin zum Suizid), sondern weil ich sehe, dass es viele gute Wege zum Aufbau des Botenstoffes Serotonin gibt – über die aber mangels Bereitstellung der Forschungsmittel keiner der Experten forscht. Hüther äußert hierzu zwar einige Gedanken. Ich zeige am Ende des Beitrages aber auf, dass diese aber weitgehend unschlüssig sind.
= https://www.youtube.com/watch?v=kNFn_rLO2us
Der Botenstoff Serotonin wird in den auf der Mittelnaht des Stammhirns aufgereihten Drüsen, den Raphe-Kernen, aus der Aminosäzre L-Tryptophan und einer Vielzahl anderer Vitalstoffe gebildet und von dort fortwährend in alle Teile des Gehirns geleitet. Er durchzieht dabei alle Nervenfasern des Gehirns. Seine Informationen gibt er ab in den Synapsen, den Übergabestellen zwischen den Neuronen. Wie Hüther sagt, wird das Serotonin überall im Gehirn in allen Synapsen mit 3 – 5 Impulsen in der Sekunde abgefeuert. Das Gehirn ist somit komplett durchdrungen von diesem Transmitter. Wie Hüther berichtet, wird es aber auch vom Stammhirn absteigend durch die das Rückenmark durchziehenden Neuronen geleitet.
Da tut sich für unser Selbstverständnis eine ganz neue Welt auf. Während das Herz mit rd. 90.000 Schlägen an einem Kalendertag das ganze Blut des Körpers innerhalb von 2 Minuten auf kilometerlangen Wegen durch die Arterien und die Kapillaren bis an jede Körperzelle treibt, befördert die Serotoninpumpe in dieser Zeit in etwa 500.000 Taktungen den Transmitter Serotonin zu den Milliarden Zellen des Gehirns und zugleich zu den unzählbaren Rezeptoren überall im Körper. Da unser Nervensystem „kein Herz“ hat, kann man nur annehmen, dass die Funktion der nch nicht genau bekannten Serotoninpumpe auf chemo-elektrischem Wege funktioniert.
Hüther geht davon aus, dass sich das vom Stammhirn ommende Serotonin auch in der Spinalflüssigkeit selbst befindet und nicht nur in den Nervenbahnen. Davon ging ich auch aus, als ich eine Serotoninstudie in der Akutneurologie der Klinik in Hamburg-Eppendorf anregte (die dann vom Ordinarius abgeblasen wurde : „So was machen wir nicht!“). Die Gehirnfüssligkeit (der Liquor) ist ja mit der Spinalflüssigkeit frei verbunden. Woher aber das Serotonin kommt, das sich außerhalb der diese Flüssigkeit durchlaufenden Nervenleitungen messbar ist, ist nicht bekannt. Das im Stamhirn hergestellte Serotonin wird bekanntlich in aus den Wandungen der Nerven gebildeten Vesikeln, kleinen Behältern, verpackt auf den Weg gebracht.Was daneben frei schwimmende Serotoninmoleküle sollen, ist unerfindlich. Nach dem Aufplatzen der Vesikel am Synaptischen Spalt und der körperlichen Wanderung der Serotoninmoleküle in die Rezeptroren der aufnehmenden Neuronen hat das Serotonin offenbar seine Arbeit getan und wird nicht wieder erneut verpackt und versandt. Serotonin wird also nicht von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergereicht. Es wird vielmehr vom Ort seiner Entstehung im Stammhirn aus in die aus den aufnemenden Nervenbahnen ausgestülpten Behältnisse verpackt und auf durch sie hindurch bis zur Synapse mit einer Nerbenbahn einer aufnehmenden Nervenzelle transportiert. In dieser Zelle ist die serotnerge Information, bzw. sind die Serotoninmoleküle in freier Form vorhanden. Es ist nichts darüber bekannt, ob sie noch weitere Funktionen haben.
Niemand in der ganzen wisssenschaftlichen Forschungsgemeinschaft hat übrigens eine Idee, wie der Körper/das Gehirn unterscheidet, welche der mehr als 15 Untergruppen von Serotonin in concreto zum Einsatz kommt. Bekannt ist nur, dass diese Alternativen sich molekular und in ihre Wirkung stark unterscheiden. Dieser ganze Serotoninkosmos ist für uns voraussichtlich noch eine ganze Weile unergründlich.
Hüther vergleicht die Arbeit des Serotonins im Gehirn mit der eines Ölfilms, der sich auf alle neuronalen Aktivitäten legt. Die erste Wirkung von Serotonin ist ja auch die eines das ganze Gemüt durchdringenden Wohlbefindens. Kommt es durch Drogen wie Amphetamine (z.B.Pervitin, AN 1, Chrystal Meth) zu einer radikalen Erhöhung der serotonergen Tätigkeit mit einem extremen Verbrauch von Serotonin, wird dieses Wohlbefinden so sehr gesteigert, dass man für eine Weile alles Misstrauen verliert und sich total verbunden fühlt mit der ganzen Welt und sich selbst. Ich habe nur eine (zufällige) Erfahrung mit AN 1 und kann daher aus eigener Anschauung bestätigen, dass dies genau die Empfindungen sind, die einen überwältigen. Natürlich kann wohl jeder Drogenjunkie das auch bestätigen.
Hüther äußert sich in diesem kurzen Video auch über die Möglichkeit des Serotoninaufbaus aus L–Tryptophan. Er nimmt ziemlich freizügig an, dass mehr Tryptophan auch mehr Serotonin bedeute. Zwar kennt er die Konkurrenzporobleme von L-Tryptophan mit anderen Aminosäuren, die dieselben Transportwege durch die Blut-Hirn-Schranke nehmen wollen und das durch die Aufnahme von Albumin zu sperrige L-Tryptophan verdrängen. Er berücksichtigt aber auch, dass in bestimmten Situationen L-Tryptophan eine Einzelstellung an der Blut-Hirn-Schranke erhält, weil alle seine Konkurrenten anders als es selbet von den Muskeln zur Energiegewinnung herangezogen werden.
Hüther berichtet, dass der Verzehr von Süßem und Fettigem zu einer Anhebung des Serotoninspiegels führe. Interessant ist seine Feststellung, dass Fette von dem durch die Anbindung der albuminen Proteinreste „freies“ Tryptophan erzeugten, was zu einem vermehrten Übergang von Tryptophan ins Gehirn führe. Hüther plädiert für die Wiederentdeckung des arzneilichen Tryptophans, das man eine zeitlang mied, nachdem eine Charge davon aus Japan mal mit Bakterien verseucht war. Mehr als einen kleinen zusätzlichen Push für das Wohlbefinden und das Einschlafen gibt es in der Praxis aber nicht. In der therapeutischen Praxis hat sich gezeigt, dass Tryptophan ohne den Lockruf nach Serotonin kaum serotonerge Wirkungen hat.
Er vernachlüssigt aber ganz die nervösen und zentralnervösen Vorgänge, die überhaupt erst den Befehl zum vermehrten Aufbau von Serotonin im Gehirn führen! Ohne die Einrichtug einer Chemotaxis nach der Wanderung aller Bausteine für den Aufbau von Serotonin im Stammhirn gibt es keinen Serotoninaufbau. Es genübt ebennicht, ale Bausteine dafür irgendwo im Körper zu haben, sie müssen genau dorthin, wo sie zusammengefügt werden!
Hüther beschreibt regelmäßige und deutliche serotonerge Reaktionen nach 3-tägigem Fasten. Das kann nicht verwundern, weil starkes Fasten eine schwere Belastung für Körper und Geist ist. Kein Wunder, dass dies den Reiz zum Aufbau von Serotonin auslöst. Wer wie er die Befehlsebene für den Aufbau von Serotonin nicht beachtet, erwähnt dann natürlich auch nicht die Hochgefühle, die sich nach langem Ausdauertraining, nach schwerem Schwitzen in der Sauna oder nach dem Eisbaden (Temperaturkontrollhormon) unweigerlich einstellen. Dass er meine Entdeckung der Lockung von Serotonin wegen seiner Funktion der obersten Esskontrolle nicht erwähnt, kann ich ihm nachsehen, weil es in der universitären Wissenschaft ja schon fast Pflicht ist, Erkenntnisse von Dritten zu ignorieren.
Meine Annahme einer solchen Befehlsebene für den Aufruf von Serotonin kann auch erklären, was es mit dem Aufruf der einzelnen Alternativen von Serotonin auf sich hat. Ich sehe nicht, dass sich das einmal auf dem Transport befindliche Serotonin innerhalb seiner Vesikel nachträglich molekular verändern könnte. Je nach der Quelle des Befehls, der den Serotoninaufbau anordnet, sollten die Moleküle, ggf. in chemischer Anbindung an andere Stoffe, gleich in der Herstellung in den Drüsen des Stammhirns eine spezifische Serotoninform annehmen. Die spezifisch angefragte Serotoninform kann dann zwar nicht innerhalb seiner Nervenbahn schalgartig nach vorn bis zu der Synapse an ihrem Ende springen. Der Vorschub der Vesikel durch 3 – 5 Taktungen in der Sekunde wird aber durch einen den ganzen Nerv durchlaufenden elektrischen Reiz ausgelöst. Selbst wo die Nervenbahnen bis zu 1 m lang sind (durch das Rückenmark) dauert der Transport nicht lang, wenn nur jeder elektrische Impuls ein Veiskel jeweils nur um einen Millimeter nach vorn treibt.