Populäre Irrtümer
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 26. April 2015
Cover des ersten Buches der Reihe
„Das neue Lexikon der populären Irrtümer“, Eichborn, 2000 von Krämer und Trenkler, noch ein viel gelesener Bestseller, steht heute gewiss nicht nur bei mir still im Bücherschrank. Als es mir beim Aufräumen in die Hand fiel, überblätterte ich einmal das Buch, um zu sehen, was die Autoren vielleicht an Missverständnissen und Denkfehlern bezüglich des richtigen Essens entdeckt haben mögen. Ich wurde fündig – aber wie:
Ich fand zwei Beiträge zum richtigen Essen, die aber einander widersprechen und zudem beide selbst kapitale populäre Irrtümer sind.
Erster angeblicher Irrtum, der aber keiner ist:
„Kauen
Gut gekaut ist halb verdaut“
Die Autoren machen sich lustig darüber, dass Anfang letzten Jahrhunderts viele Menschen auf einen angeblichen Arzt namens Fletcher hereingefallen wären, der das ausführliche Kauen der Nahrung angeblich als Mittel gegen alle Übel dieser Erde angepriesen gehabt hätte.Tatsächlich war der Däne Horace Fletcher im ersten Beruf Kunsthändler, der erst im Alter auf die Erforschung der richtigen Ernährung und die Beratung darüber umstieg. Zu seinen Lebzeiten hatte er eine gewaltige Anhängerschaft in Europa und den USA. Außer dem bekannten Ernährungsforscher Dr. F.X.Mayr beschäftigte sich „die Wissenschaft“ aber überhaupt nicht mit seinen Feststellungen und Thesen, nicht im Guten wie im Bösen.
Die Autoren des Buches über die Irrtümer geben vor es besser zu wissen. Nach ihrer Meinung kann man seine Nahrung auch unbesorgt herunterwürgen, außer dass man darauf achten soll, dass man nicht an einem Schinken oder einem Lammfilet erstickt. Sie teilen richtig mit, dass die Vorverdauung der Kohlenhydrqate im Mund nur eine sehr geringe Bedeutung hat, weil „eigentlich verdaut wird erst in Darm und Magen.“ Ihre Meinung,dass der Erfolg der Nutzung aber“ unabhängig davon (sei),wie das Essen dort ankommt – ob in großen oder in kleinen Stücken, alles wird gleichermaßen chemisch zerlegt und aufbereitet und im Stoffwechsel verwertet,“ ist frei von aller Sachkenntnis.
Der wichtigste Einwand dagegen ist, dass viele Nahrungspflanzen, besonders Salate, und Pilze so harte Zellwandungen haben, dass unsere Verdauungsorgane den Inhalt ihrer Zellen nur nutzen können, wenn diese entweder durch gründlichstes Kauen oder durch Vorbehandlung (Kochen, Vermahlen) bis auf ihre Zellen aufgebrochen sind, s.
http://www.essenspausen.com/schmauen-essen-mit-bedacht/
Zweiter angeblicher Irrtum, der aber auch keiner ist:
„Vollwertkost
Vollwertkost ist gesund“
Die Autoren beziehen sich auf den( 2010 verstorbenen) Ernährungsforscher Professor Dr. Karl Pirlet und den streitbaren Lebenmittelchemiker Udo Pollmer für deren Lehre, dass Vollwertkost gegenüber „normaler“ Nahrung keine Vorteile hätte, sondern aktiv gesundheitsschädlich sei. Wörtlich: „Denn rohe Körner, Wurzeln und Nüsse sind für Menschen anders als für Kühe nur sehr schwer verdaulich; die unverdauten Reste werden im Darm von Bakterien zersetzt, dabei entstehen Gifte, die Darmschleimhaut und das Immunsystem des Körpers werden angegriffen.“
Bemerkenswerter Weise ist es im Ergebnis sogar richtig, dass „die Vollwerternährung, wie sie derzeit bundeseinheitlich propagiert und praktiziert wird, „ mehr schadet als sie nutzt (Pirlet).
Der einzige Grund dafür ist aber der, dass die Menschen ohne Sinn und Verstand solche Pflanzenprodukte roh essen ohne dass sie bis auf ihre Zellen komplett geöffnet sind. Womit wir beim Thema Kauen, Schmauen oder Trocknen und Vermahlen sind.