Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Essenspausen einhalten ist kein Fasten

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 9. Mai 2017

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Oft gibt es Verwirrungen, wenn die Sprachgemeinschaft mit neuen Informationen und neuem Wissen konfrontiert wird. Der Sprache fehlen dann für die neuen Phänomene gut handhabbare Begriffe. Oft werden dann bekannte Begriffe bemüht, deren Inhalte sich wenigstens teilweise mit den neuen  Erscheinungen überschneiden.

Eine solche Situation hat sich im Verlauf der Zeit seit dem Jahre 2000 entwickelt. Ich stieß damals auf die Erkenntnis, dass die Anatomie und  Physiologie des menschlichen Magens eine bis dahin von keinem Ernährungsforscher je gesehene Möglichkeit eröffnete. Was nie auch nur angedacht war, ist die   Umgehung der komplexen Funktionen des Magens in einem kurzen Zeitfenster nach seiner vollständigen Entleerung. Der weg zur Nutzung dieses Zeitfensters ist die Aufnahme einer notwendigerweise nur sehr kleinen Portion faserreicher roher gemahlener Pflanzenkost. Zusammen mit ausreichend Flüssigkeit passiert sie ohne Aufenthalt im Magen den in Ruhe relaxierten Magenpförtner, um alsbald auf den weiten Flächen des Dünndarms verstoffwechselt zu werden. Das führt zu einer schnellen und kompletten übernahme der Inhalte dieser Nahrung in die Stoffwechselkreisläufe. Begleitet wird sie von einer sensorischen Meldung dieses Vorgangs an das zentralnervöse Esskontrollzentrum mit dem Anstoß des körpereigenen Aufbaus des Botenstoffes Serotonin..

Und was hat das mit Essenspause, mit Nichtessen oder gar Fasten zu tun? Eine ausreichend lange Periode, in der keine neue Nahrung aufgenommen wird,  führt dazu dass sich der Magen entsprechend seinem Arbeitsprogramm Schritt für Schritt komplett entleert. Im Magen kehrt Ruhe ein. Die der inneren Krümmung des Magens gegenüber gelegenen großen Magenfalten schließen sich, so dass die dort versteckten Drüsen keine Magensäure mehr absondern. Das Klima des Magens neutralisiert sich oder wird gar durch den ständig arbeitenden Speicheldrüsen basisch. Dies führt zur totalen Entspannung des Magenpförtners, der in dieser Situation  eine kleine Menge flüssiger Nahrung einfach durchlaufen lässt. Isst man dann auch nur einen Bissen zuviel, macht er wieder dicht und alle nachkommende Nahrung wird Teil des ausgiebig zu bearbeitenden Magenbreis. Lässt man dem Magen eine solche totale Verdauungsruhe, führt der Verzehr einer kleinen Menge fein gemahlener nativer Nahrung, wie ich sie nenne, zu diesem bereits genannten intensiven Verstoffwechslungsreiz, der nach meiner Annahme auf zentralnervösem Wege den Aufbau und die Ausschüttung des Esskontrollhormons Serotonin bewirkt.

Ich hatte damit erstmals einen Sinn darin entdeckt, den Magen auch einmal längere Zeit nicht zu beschäftigen. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass man das schlichte Nichtessen mit dem Ziel der aktuellen Ruhigstellung des Magens und seiner Funktionen ein Fasten nennen könnte.

Was bis dahin unter Fasten verstanden wurde, ist bei Wikipedia gut beschrieben:

„Als Fasten wird die völlige oder teilweise Enthaltung von Speisen, Getränken und Genussmitteln über einen bestimmten Zeitraum hinweg, üblicherweise für einen oder mehrere Tage, bezeichnet. Das Wort kommt vom althochdt.  fastēn, das ursprünglich bedeutet „(an den Geboten der Enthaltsamkeit) festhalten“, vgl. auch gotisch  fastan „(fest)halten, beobachten, bewachen“. (Fettdruck zugesetzt)

Es geht dabei begriffswesentlich um ein finales Verhalten der bewussten Enthaltung von jeglichem Essen. Fasten ist zwingend gekennzeichnet durch den Verzicht auf Nahrung, im weiteren Sinne durch Zwang und Kasteiung. Fasten ist eine Maßnahme, die dem natürlichen Essverlangen entgegen gestellt wird. Der Ursprung des Fastens liegt in einem  außerhalb der Bedingungen für eine gute Ernährung liegenden Interesse. Allerdings kennt man schon seit Jahrtausenden deutliche Heilwirkungen des systematischen Fastens (Heilfasten).

Obwohl man auch von Fastenzeiten spricht, wenn man aus religiösen Gründen nur einzelne Nahrungsmittel weglässt wie z.B. Fleisch am Freitag, ist richtig, was Wikipedia dazu sagt:

„Wird nur eine ganz konkrete Art der Nahrung oder ein Genussmittel weggelassen oder eingeschränkt, spricht man von Enthaltung oder Abstinenz.“

Wenn auch beim Heilfasten praktisch nichts gegessen wird – wie beim Einhalten einer Essenspause, wie wir sie ohne bewusstes Zutun in der Nacht erleben und wie wir sie bewusst im Laufe des Tages einhalten können – , haben Fasten und das Einhalten von Essenspausen so unterschiedliche wesentliche Begriffsinhalte, dass man sie sprachlich unbedingt trennen muss.

Früher war das anders, als es der Allgemeinheit noch sehr um die Einhaltung religiöser Gebote ging. Gläubige Mohammedaner halten  heute noch konsequent den Ramadan ein, der sie für einige Wochen anhält, bis zum Sonnenuntergang auf Nahrung zu verzichten.

Nach heutigem gesichertem Wissen ist die Einhaltung einer großen täglichen Essenspause aber eine für die Versorgung und die Erhaltung Funktionen der wichtigsten Lebensvorgänge so fundamental wichtigen Angelegenheit, dass es nicht passend ist, sie sprachlich als Unterbegriff des Fastens anzusehen (Zellreparatur, Autophagie, Immunaufbau u.v.m.). Es macht daher auch keinen Sinn, von alternierendem oder intermittierendem Fasten zu reden. Viele Forscher ziehen daher auch den Begriff des Absehens von der Nahrungsaufnahme (restraint from eating)  vor,

Vgl. auch http://www.essenspausen.com/leerer-magen-macht-gesund/

Der bekannte Professor für Naturheilkunde an der Charité in Berlin Dr. Andreas Michalsen, der sich als Erster in Deutschland ganz gründlich mit der Bedeutung des täglichen längeren Verzichts auf Nahrungsaufnahme beschäftigt hat,  bemüht sich ebenfalls um eine begriffliche Klärung, bleibt aber im Ansatz stecken. Er fasst seine Überlegungen in seinem brandnbeuen Buch „Heilen mit der Kraft der Natur“,Insel, 2017, 304 S., 19,95 € wie folgt zusammen, S. 108:

  •  „Fasten beginnt (also) schon bei einem Zeitraum von vierzehn bis sechzehn Stunden – egal  ob man konstant für eine lange Nacht oder vielleicht auch nur einen Tag die Woche tut, oder mit ärztlicher Begleitung sieben oder vierzehn Tage – wenn man es richtig macht.“

Michalsen liefert keinen Grund dafür, weshalb nach seiner Logik nicht auch nur zwölf Stunden oder acht, vier, zwei oder sogar nur eine Stunde Enthaltung vom Essen nicht auch ein Fasten zu nennen ist. All das ist eben eine alltägliche Essenspause und nicht eine  auf Tage oder Wochen begrenzte Aktion, wie sie insbesondere für das kurmäßige Heilfasten kennzeichnend ist.

Fasten heißt nämlich verzichten, während die große tägliche Essenspause sinnvoller Weise so angegangen wird, dass Heißhunger nicht aufkommt und jeglicher natürlich wachsende Hunger mental kontrollierbar ist. Essenspausen einzuhalten ist ein Vorgang des täglichen Lebens, während Fasten eine im Jahr höchstens ein paar Mal betriebene Aktion ist. Eine große Essesnspause am Tag ist für jeden Menschen aus physiologischen und gesundheitlichen Gründen unverzichtbar, während wohl 99 % der Bevölkerung in ihrem ganzen Leben nicht eine einzige Fastenkur erlebt haben.

Die Einhaltung der großen Essenspause ist nicht schwer

Im Gegensatz zum Fasten ist das Einhalten einer täglichen großen Essenspause nicht zwingend durch Verzicht geprägt, jedenfalls dann nicht, wenn man seinen Haushalt am Esskontrollhormon Serotonin im Auge behält. Da man auf diesem Wege  mögliche Heißhungerattacken im Zusammenspile der Hormone automatisch vermeidet, geht es nur darum, bewusst in der Essenspause nicht jedem auch sehr schwachen Essensdrang nachzugeben. Das bedarf wirklich keiner besonderen Disziplin.

Die Lage der großen Essenspause am Tag kann jeder Mensch entsprechend seinen täglichen Aufgaben selbst festlegen, was ihre Einhaltung sehr erleichtert.

Für die meisten Menschen bietet sich der Beginn der großen Essenspause gleich am frühen Morgen nach dem Aufwachen an, Die Zeit ist günstig, da man durchweg morgens ohne Hunger aufwacht. Im Zusammenspiel der Hungerkontroll- und der Sättigungshormone wie Leptin, Cholezystokinin  und Serotonin auf der einen und Ghrelin auf der anderen Seite sorgt der Körper dafür, dass nachts kein Essensdrang aufkommt und einige Zeit vor dem Aufwachen aus der nächtlichen Fettverbrennung Ketonkörper freiwerden, die dem Gehirn alternativ zur Glukose aus Kohlenhydraten einen guten Schub an Energie ür den Tag bereitstellen.

Die Lust am Essen, auh der Appetit auf bestimmte Speisen und liebe Gewohnheiten wie das Zusammensitzen beim Frühstück sollten für einen selbstbewussten Menschen kein ausreichender Gegengrund dafürsein, morgens so gut wie nichts zu essen und sich ggf. mit einer Tasse schwarzen Kaffees zu begnügen. In dieser Phase kann man unbedenklich auch eine kleine Portion nativer Kost zusammen mit einem schluckweise getrunkenen Glas Wasser herunterbringen (Serotoninaufbau). Wegen der gerngen Menge an Kohlenhydraten fällt der Metabolismus nicht aus der in der Nacht verlaufenen Fettverbrennung heraus. Es bildet sich daher vom Aufstehen an bis zur erstean Mahlzeit des Tages Im Fundus des Magens und in der Bauchspeicheldrüse das Hungerhormon Ghrelin, das so wichtig ist, um in der folgenden Nacht das Wachtsumshormon Somatotropin aufbauen zu können (ohne das die Reparatur aller Körperzellen ausbleibt).

Wenn zeitgleich mit dem Hungerhormon Ghrelin sein Hautgegenspieler, das Esskontrollhormon Serotonin auf dem Plan ist, ist es leicht, allen kleinen Versuchungen, die Essenspause durch Nahrungsaufnahme zu verderben, zu widerstehen. Diese mentale Stärke muss man aber mitbringen oder sich antrainieren. Nur wer wie ein unerzogenes Kind (spoiled child) jedem oberflächlichen Verlangen nachgibt, schafft das nicht und hat dann auch kaum eine Chance, sich gegen die Verfettung seines Körpers erfolgreich zu wehren.