Ernährung ohne Tiere zu töten und ihr Fleisch zu essen?
Erstellt von admin am Montag 29. Juli 2013
Sachbezug: Vegetarier, Veganer, Fleischesser
Viele unserer Vorfahren waren Kannibalen. Besonders wenn Nahrung knapp war, aßen sie auch einander auf, wie es das im Tierreich unter Fleisch- und Allesfressern durchaus üblich ist. Wenn das Junge einer Raubkatze mangels Nahrung gestorben ist, frisst die Mutter sein Fleisch, um nicht auch noch zu sterben.
-de.wikipedia.org –
Menschenfresserin
Höre ich da einen moralischen Aufschrei? Für uns Menschen gilt seit langem die Moral, dass wir einander nicht töten. Ausnahmen wie die Tötung des Feindes im Krieg oder die Tötung eines Verbrechers in Nothilfesituationen, wenn sonst mit der Tötung anderer Menschen zu rechnen ist, sind allgemein akzeptierte Ausnahmen. In unseren Gesellschaften wird sogar der in meinen Augen sehr zweifelhafte „finale Rettungsschuss“ nicht mehr diskutiert, wenn Kidnapper auch ohne Prüfung der akuten Gefahr für das Leben der Opfer mit allen verfügbaren Mitteln liquidiert werden (wobei dann leider doch oft auch Geisel sterben).
Das Fleisch von Menschen zu essen, unterliegt einem besonderen Tabu. Als vor Jahrzehnten nach einem Flugzeugunglück in den Anden die Überlebenden zu verhungern drohten, wenn sie nicht das Fleisch der bereits Gestorbenen aßen, erschrak alle Welt. Aber die Möglichkeit der Rettung nicht zu nutzen wäre auch nicht richtig gewesen!
Die Vorstellung, auch das Leben anderer Wesen aus der Natur als der Menschen zu schonen, insbesondere nicht Tiere zu töten, um sie zu essen, ist für die meisten Regionen der Erde neu. Wir Europäer töten die Haustiere nicht, mit denen wir in einem Haushalt zusammen leben. Daher sind Hunde und Katzen vor uns sicher. In China ist das übrigens gar nicht viel anders. Chinesen, die es uns nachmachen und Hunde halten, essen sie normalerweise nicht. Ohnehin werden Hunde dort nur im Süden des Landes verzehrt. Tiere wie Ratten, Mäuse und die meisten Insekten essen wir Europäer nicht, weil uns das eklig ist. Nur in Belgien gibt es Restaurants, deren Köche sich auf die Zubereitung von Ratten spezialisiert haben.Wenn den Menschen Tiere heilig sind, etwa die Kühe (nicht die Büffel!) bei den Hindus in Indien oder die Katzen bei den alten Ägyptern, lassen wir sie auch alt werden und eines natürlichen Todes sterben. Ansonsten aber jagen wir Menschen essbare Tiere und züchten sie, um sie alsbald bei Erreichen der Schlachtreife zu essen. Hühner, die gekocht oder gegrillt werden, müssen daher meist schon nach 5 Wochen ihres Daseins auf dieser Erde daran glauben.
Vegetarier, die kein Fleisch essen und gar Veganer, die nichts essen, was vom Tier kommt, gab es weltweit nie – außer in Indien. Dort gibt es die heute etwa 6 Millionen Jainas, die gar kein Tier töten wollen und daher den Weg vor sich frei fegen, um nicht zufällig einen Wurm oder Käfer zu töten. Es könnte ja die Reinkarnation eines Menschen sein, der in dieser Form zurück in das ewige Schicksalsrad von Wiedergeburt zu Wiedergeburt gefunden hat (Samsara). Das aber ist das denkbar äußerste Extrem in der Frage, wie das Leben als solches geschont werden sollte.
Niemand vertritt ernsthaft die These, dass wir auch keine Pflanzen töten sollten, auch wenn es anzunehmen ist, dass sie auch eine niedere Art von Bewusstsein und eine Leidensfähigkeit (Hormone) haben. Wer uns auch die Pflanzen madig machen wollte, könnte uns ja gleich dem Tod überantworten. Denn allein von anorganischen Stoffen wie Mineralien und Spurenelementen können wir nicht leben. Es gibt zwar nach moderner Klasseneinteilung in der Biologie nicht mehr nur Tiere und Pflanzen, sondern unterhalb der Tiere weitere organische Einheiten wie die Einzeller (Protisten), die wieder unterteilt werden in Einzeller mit Zellkern (Eucaryoten) und ohne (Procaryoten). Zusätzlich kennt man heute außerhalb von Pflanzen und Tieren noch die Urbakterien (Archaea) und die Pilze. Wenn wir wenigstens davon und vielleicht noch von den simpelsten aller Pflanzen, den nährstoffreichen Algen, genug zu essen kriegten, kämen wir letztlich auch ohne Fleisch und sogar ohne viele Pflanzen noch halbwegs zurecht. Gerade durch den Hinweis auf den Nährstoffreichtum der Bakterien und Algen versteht man leicht, dass wir nicht zwingend Fleisch essen müssen, um gut versorgt und in bester Funktion zu sein. Aber die Umstellung wäre gewaltig und der Spaß am Essen wäre erst mal ganz weg.
Tierische Produkte sind zweifellos praktisch, wenn es darum geht, uns allein mit den in unserer Region der Erde üblichen Lebensmitteln zu versorgen, weil sich darin bereits endlos viele Mikronährstoffe finden, die die essbaren Tiere in ihren Körpern in ihrem Leben angereichert haben. Vegetarier und mehr noch Veganer, die sich nicht hinreichend informieren, laufen dagegen schnell Gefahr, mit wichtigen Substanzen unterversorgt zu sein, nicht nur mit den Vitaminen B 12 und D3 und mit Kalzium. Gerade Proteine und ihre Inhalte werden ihnen schnell knapp, wenn sie nicht für die solide Zerkleinerung der Pflanzenzellen und die Voraussetzung der Metabolisierung der Proteine (Enzyme) sorgen.
Vegetarier, die sich mit den richtigen Produkten und der Essweise generell auskennen, leiden mit absoluter Sicherheit nicht an irgendwelchen Mängeln. Sie achten darauf, dass sie so essen, dass die Inhaltsstoffe ihrer Pflanzenkost nicht durch Hitzebehandlung verdorben sind oder, wenn sie sie roh essen, sie auch wirklich bis in die letzten Zellen hinein mechanisch aufgebrochen sind. Die von mir entdeckte und auf diesen Internetseiten vielfach beschriebene native Pflanzenkost ist das beste Beispiel dafür, wie man es machen muss. Ein Vegetarier oder Veganer, der die Vorteile nativer Kost nutzt, entgeht auch dem Problem der zerebralen Unterversorgung mit dem Botenstoff und Schlüsselhormon Serotonin, das jeden Esser trifft, Fleisch- oder Pflanzenfresser, der nicht immer wieder mal auf leeren Magen fein gemahlene rohe Pflanzenkost verzehrt -oder auf andere Weise für den körpereigenen Aufbau dieses lebenswichtigen Stoffes sorgt (z.B. körperliches Ausarbeiten) .
Wenn wir einmal die eigenwilligen indischen Lehren beiseitelassen, ist festzustellen, dass die heute immer mehr gehörte Vorstellung, dass wir generell keine Tiere essen sollten, eine Moral ist, der sich trotz großer Aktivität ihrer Verfechter immer noch nur eine kleine Minderheit verpflichtet fühlt. Der deutsche Vegetarierbund rechnet mit etwa 10 % Vegetariern und 1 % Veganern in Deutschland. Andere Experten halten das für weit übertrieben (2 % Vegetarier, 0,1 % Veganer).
Es gibt praktische Gründe für und gegen eine Landwirtschaft mit und ohne Tierhaltung. Der innere Abscheu, den wir wohl alle angesichts aller Massentierhaltung empfinden, lässt mich vermuten, dass langfristig sehr viel mehr Menschen vom Fleischkonsum weitgehend oder auch ganz wegkommen werden. Die industrielle Landwirtschaft mit ihren schrecklichen Monokulturen, die billigste Pflanzenprodukte erzeugt, aber die Böden verarmen lässt und ohne Genveränderung und Pestizide nicht mehr auskommt, ist ein Problem für sich. Wenn wir von dieser Unkultur abkommen und zu einer kleinteiligen Landwirtschaft zurückfinden wollen, ist zu bedenken, dass diese traditionell immer die Ergänzung durch die Tierwirtschaft erforderte.
Die bekannte Schriftstellerin Lilian Keith (Gonder/Keith, Ethisch essen mit Fleisch, systemed, 2013), selbst Bäuerin und vormalige überzeugte Veganerin, befreit das Thema der fleischlosen Kost von seinem moralischen Zeigefinger. Sie hatte streng vegan gelebt und war schrecklich krank geworden. Ich kann nur annehmen, dass sie in der Praxis schwere Fehler gemacht hat, insbesondere ihre Rohkost nicht so verzehrt hat, dass sie überhaupt verstoffwechselt wurde. Ich stimme ihr nicht zu, dass es ethisch ist, Fleisch zu essen. Nach meinem Dafürhalten ist es aber auch nicht unethisch, das zu tun. Es kommt immer darauf an, was genau man tut. Da allerdings sehe ich schon die Entwicklung zur allmählichen Abkehr vom übertriebenen Fleischkonsum.
Die Frage, ob wir Fleisch essen wollen, dürfen oder sollen, wird nicht nach gesicherter Erkenntnis etwa dadurch beantwortet, dass wir aus gesundheitlichen Gründen gar kein Fleisch essen könnten. Denn so ist es nicht. Sowohl im Magen, der die Metabolisierung von Fleisch vorbereitet wie auch im allzuständigen Dünndarm verstoffwechseln wir Fleisch sehr gut. Voraussetzung ist allerdings,dass wir über ausreichend körpereigene Enzyme oder über Enzyme aus der Nahrung verfügen, die im Dünndarm die Proteinkörper an den richtigen Stellen aufschneiden.
Derzeit gibt es keine allseits anerkannte Moral für oder gegen die Nutzung tierischer Produkte. Mir schwebt aber eine künftige Moral vor, die den Lebewesen mit einer der menschlichen ähnlichen Gefühlswelt ein möglichst erfülltes natürliches Leben lässt. Dass dann ihr essbares Fleisch gleich in den Abfall oder für die Fütterung der Raubtiere an den Zoo gegeben werden müsste, sehe ich dagegen nicht. Wenn das Gebot, den Tieren ein artgerechtes Leben zu lassen, wovon § 2 des Tierschutzgesetzes ja schon spricht (!), wirklich beachtet würde, verschwänden ganz sicher alle Betriebe zur Massentierhaltung. Es gäbe am Ende viel weniger Fleisch zu kaufen und es würde viel teurer. Das aber wäre unter dem Strich nur von Vorteil. Mit 85 kg Fleisch im Jahr essen wir heute ohnehin sehr vielmehr als uns gut tut. Die Gesamtmenge an Protein sollte laut FAO in Rom am Tag nicht deutlich über 40 Gramm liegen, weil Leber und Nieren die Abbauprodukte aus der Verstoffwechslung größerer Mengen Eiweiß gar nicht verarbeiten können! Der Rest verschlackt den Körper. Wir tun uns allen nur einen großen Gefallen, wenn wir den Fleischkonsum herunter schrauben! Es gibt wundervolle nichttierische Lebensmittel mit phantastischen Anteilen an Mikronährstoffen, auch an Proteinen. Dazu muss man nicht auf die zweifelhaften Sojaprodukte zurückgreifen (die besonders deshalb zweifelhaft sind, weil sie durchgehend genmanipuliert sind). Nutzen wir sie richtig, geht es sehr gut auch mit wenig oder ganz ohne Fleisch.
Was in der ständigen Diskussion über das Thema kaum bedacht wird ist, dass unsere heutigen Tierschutzgesetze bei richtiger Rechtsanwendung mehr als eine solche bescheidene regionale Tierwirtschaft gar nicht zulassen. Denn seit dem 1.1.2002 gilt in unserer Verfassung mit folgendem Wortlaut der neue Art. 20 a GG:
„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“
Sprachlich ist dieser Artikel gewiss keine Meisterleistung. Aber bei richtiger verfassungskonformer Auslegung kann er im Rahmen des § 2, 1. Alt. des Tierschutzgesetzes nur aussagen, dass wir nicht berechtigt sind, Tiere nur zu züchten, um sie zu töten, lange bevor sie ihr Leben hatten.
Tiere sind zwar keine Rechtssubjekte und haben keine eigenen Rechte. Da geht in der Tierrechtsdiskussion unter Nichtjuristen vieles durcheinander. Wir Bürger sind aber verpflichtet, den von uns gehaltenen Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Dazu gehören auch eine Mindestlebensspanne, Bewegung in freierNatur und soziale Kontakte. Diese Verpflichtung wird mit Füßen getreten, wenn Tausende Tiere ohne Möglichkeit des freien Umgangs miteinander in einen dunklen Stall vor den Futtertrog gestellt werden, um sie – natürlich schmerzfrei – zu töten, sobald der Verkauf des Fleischs den größten Gewinn bringt. Obwohl es rechtlich gar keinen vernünftigen Zweifel daran geben kann, was das Gesetz da schon fordert, trauen sich die Verwaltungspraxis und die Gerichte aus Angst vor zuviel Protest von Bürgerseite und Agrarindustrie nicht an die Wahrheit heran.
Hier der Text des Gesetzes:
„Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
(1) muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
(2) darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
(3) muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.“
Über die Nutzung der Milch der Haustiere mache ich mir weniger Gedanken. Das kann trotz gewisser Bedenken wohl halbwegs artgerecht erfolgen, obwohl es mir fremd vorkommt, dass ein weibliches Lebewesen dauerhaft Mich für Neugeborene herstellen soll. Wie gut diese Tiermilch aber für uns Menschen ist, ist eine andere Frage. Eigentlich soll sie Kälber, Lämmer oder Zicklein schnell wachsen lassen. Wer es mit dem Verzehr von Milchprodukten nicht übertreibt, wird davon wohl keinen Schaden nehmen.