Die Mindestrente muss her!
Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 12. Mai 2016
Als Blüm noch ständig repetierte „Eins ist sicher: Die Renten sind sicher“, rechnete Professor Dr. Biedenkopf seinen Parteifreunden bereits vor, dass davon keine Rede sein konnte. Aber Kohl drängte den Konkurrenten zurück. Das isst schon mehr als 40 Jahre her.
Jetzt stehen wir vor einer massiven Altersarmut. Aber es regt sich was:
Jetzt wo die Unterstützung der Wähler für die „etablierten“ Parteien erodiert, die einvernehmlich mit Schröders Agenda 2010 und mit der Plünderung der Sozialkassen für andere politische Zwecke wie auch die Verschleuderung von Stuergeldern (Kosten der Einheit, „Bankenrettung“) die Weichen für die Altersarmut gestellt haben, drängen doch tatsächlich SPD-Gabriel und CSU-Seehofer gleichermaßen, dass sich das Rentenwesen grundlegend ändern müsse.
Jetzt wird auf einmal erkannt, dass die private Altersvorsorge einschließlich Riester-Rente für Geringverdiener unzumutbar ist – zumal sie sehr oft auch mit ihr nicht über die Grundsicherung hinaus kommen. Der Sozialbeirat der Bundesregierung fordert gar, alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rente einzahlen zu lassen, wie das fast überall im Ausland mit Erfolg gehandhabt wird.
Auf einmal hören wir, dass in der Schweiz alle Bürger nach ihrem Verdienst in die Sozialkassen einzahlen müssen, dass jeder Schweizer einen Anspruch auf die Mindestrente von 1.140,00 SFR hat und dass die Maximalrente 2280 SFR beträgt. Das ist mal ein praktikables System!
Prof. Dr. Stefan Sell
Der bekannte „Armutsforscher“ Professor Dr. Stefan Sell aus Koblenz nennt im Vergleich dazu unseren Umgang mit den Altersbezügen eine
„korintenkackerhaftige kleinteilige Sozialpolitik“.
Eine solidarische Altersrente sollte in Deutschland pauschal 1.000,00 € für jeden Menschen betragen. Das liegt erkennbar über der Grundsicherung. Sie brauchen daher auch nicht zu „Kunden“ der Sozialbehörden zu werden.
In der gestrigen Gespächsrunde im WDR über das Thema der Altersarmut wies Professor Sell auf einen Umstand hin, der bisher kaum öffentlich thematisiert wurde. Es geht um das Renteneintrittsalter, das erst von 65 auf 67 erhöht wurde und jetzt sogar auf 70 angehoben werden soll. Die Politik erklärt das mit der statistisch verlängerten Lebenserwartung. Man muss aber wissen, dass die höhere Lebenserwartung für die unteren Einkommensschichten gar nicht gilt. Sie haben gegenüber den höheren Einkommengruppen eine um 10 Jahre niedrigere Lebenserwartung!
Menschen mit geringem Einkommen, die schon kein Vermögen und keine ausreichenden Altersbezüge aufbauen konnten, werden durch die Erhöhung des Renteientrittsalters doppelt und dreifach getroffen!