Der Feind meines Feindes ist noch lange nicht mein Freund
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 16. März 2016
Unsere Orientierung im Leben und die Kunst der Lebensgestaltung sind in der modernen Gesellschaft immer dem Einfluss der politischen Umwelt ausgesetzt. Was heutzutage auf allen öffentlichen Kanälen und Seitenkanälen verbreitet wird, erreicht uns letztlich alle und bestimmt den Inhalt unserer Gespräche miteinander in der Familie, unter Freunden und am Arbeitsplatz. In einer Zeit der Krise in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens wie der heutigen kann es nicht ausbleiben, als dass unterschiedliche Meinungen über mögliche Lösungen und gegensätzliche Interessen der Menschen heftig aufeinanderprallen. Zwangsläufig sieht einer im anderen seinen Feind.
Der Begriff Feind klingt so martialisch, dass ihn Gutwillige (Schimpfwort „Gutmenschen“) am liebsten gar nicht in den Mund nehmen. Sie setzten auf das Prinzip der Nächstenliebe, das es erfordert, auch dem Menschen mit anderer Gesinnung mit Respekt zu begegnen und niemals seine menschliche Würde zu missachten – selbst wenn er seinerseits zu Mitteln der Gewalt greift. Das ändert aber nichts daran, dass wir die, die nach unserer Erkenntnis anderen Menschen und der Gesellschaft Schaden zufügen, mit den verfügbaren legalen Mitteln von ihrem Tun abzuhalten suchen. In diesem Sinne kann und muss man auch von Gegnerschaft und Feindschaft reden.
In Zeiten großer Verwirrung finden sich die Feinde überall. Am wichtigsten ist die Position derer, die das Sagen haben. Die Millionen mittelloser wirtschaftlich Abgehängter in unserer angeblich reichen Gesellschaft (Präkariat) sehen ihren Hauptfeind in der Kaste der wenigen Superreichen, die (wie die Fürsten von früher) „natürlich“ darauf aus sind, ihren Reichtum und zudem ihren politischen Einfluss auf den Lauf der Dinge in der Gesellschaft zu erweitern.
Bertelsmann Corporate Center in Gütersloh
Umgekehrt sehen diese Wirtschaftsmächtigen ihren Feind in der Masse der Nichtshabenden. Denken Sie nur an die medienmächtige Bertelsmann-Stiftung, die nach ihrem Credo alles tut, um
- „zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme alle Lebensbereiche nach den „Grundsätzen des Unternehmertums und der Leistungsgerechtigkeit „ so wenig Staat wie möglich“ umgestalten. Wettbewerb und bürgerschaftliches Engagement seien eine wesentliche Basis für gesellschaftlichen Fortschritt“ (Wikipedia).
Die oberste Richtlinie der Kanzlerin Merkel (Kaffeefreundin von Liz Mohn) lautet daher ja auch seit jeher:
- „Die Wirtschaft muss frei sein!“
Politik heute: Eine unüberschaubare Masse an Gegenpositionen
Seit in der Politik unter den etablierten Parteien jeder mit jedem koalieren kann, verlieren die gegensätzlichen Standpunkte untereinander an Gewicht. Das Wort vom Einheitsbrei meint genau das, wo die Sozialdemokraten seit Schröder Sozialabbau betreiben, wo die Konservativen aber weitgehend die Positionen besetzen, die der SPD noch geblieben sind und wo sie plötzlich gegen die Atomkraft sind. Die früher pazifistischen Grünen stehen in vorderster Front für die Beteiligung Deutschlands in kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Linke (und die Grünen) schließlich unterstützt die Kanzlerin in ihrer Flüchtlingspolitik, die einer halb herbeigerufenen unkontrollierten Einwanderung nur eine „europäische Gesamtlösung“ entgegensetzt, die kein anderes Land der EU mitmacht. Was für ein Wirrwarr!
Zum Einheitsbrei bei den „etablierten“ Parteien hat sich ein durchgängiges Chaos in aller Politik gesellt. Viele Bürger sind inzwischen jeder Politik überdrüssig, wenn auch der Protest gegen die bestehenden Zustände in den letzten Landtagswahlen nach anger Zeit wieder mehr Wähler an die Urnen gebracht hat. Es hat ganz den Anschein, als ob nach Jahrzehnten der überwiegenden Politikverdrossenheit die Bürger wieder aktiver werden.
Offenbar hat die neokonservative AfD, die ihre Erfolge wesentlich populistischen Parolen verdankt, sich für die Zukunft etwas Besonderes vorgenommen,
- sie setzt jetzt als ihr oberstes politisches Ziel die Einführung der direkten Demokratie!
Die anderen Parteien bemühen sich bereits darum zu erklären, dass sie doch auch dafür wären. Das aber ist schlicht nicht wahr, s. http://www.essenspausen.com/unfromme-wuensche-zum-jahreswechsel/.
In der Wirtschaftspolitik liegt die AfD allerdings ganz auf einem extrem wirtschaftsfreundlichen Kurs, der sogar der Familie Mohn (Bertelsmann) zusagen müsste.