Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Besondere gesundheitliche Wirkungen: Beispiel Cranberry

Erstellt von r.ehlers am Freitag 28. Oktober 2016

   

Nordamerikanische Cranberry, dt. Großfruchtige Moosbeere, Verwandte unserer Preiselbeere; rechtes Bild : Ernte der Beeren durch Überwässerung der Felder(nantucketconservation.org)

Wie ist so was nur möglich? Jahrelang suchen Forscher nach den der nordamerikanischen Cranberyy immer wieder nachgesagten bedeutenden Heilwirkung bei der Blasenentzünung. Nach einer Unzahl einander krass widersprechender Studien wird die Öffentlichkeit noch vor wenigen Wochen mit großem Nachdruck belehrt, dass die Cranbery die „stärkste Beere der Welt“ sei. Und jetzt schreibt die Süddeutsche Zeitung  (SZ) heute, am 28.10.2016, (Autor Hach) die Cranberry sei

„lecker, aber nutzlos“!

Insbesondere helfe sie nicht gegen Blasenentzündung.

Die Lebensmittel-und Medizinjournalistinnen Susan Junghans-Knoll und  Katharina Happ berichteten unter Bezug auf die Ernährungsforscherin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)  darüber, dass die Cranberry gleich eine ganze Fülle von großartigen Heilwirkungen bei folgenden Leiden hätte (http://www.hoerzu.de/wissen-service/gesundheit/cranberry). Die Rede ist von insgesamt 27 Krankheiten, bei denen der Verzehr der Cranberry helfe.

Als wichtigste Vorzüge werden genannt:

  • Indianisches Heilmttel zur Wundheilung
  • Vorbeugung gegen die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut
  • Stärkung des Immunsystems
  • Schutz vor Arteriosklerose
  • Abstellen von Magenbeschwerden
  • Schutz vor Blasenentzündungen und Harnwegsinfektionen
  • Schutz selbst gegen antibiotikaresistente Keime
  • Hilfe im Kampf gegen grippale Infekte
  • Verlangsamung des Zellalterungsprozesses

Ob Antje Gahl tatsächlich für alle diese Behauptungen herhalten soll, wird im genannten Beitrag nicht ganz klar. Sie hat  aber wohl erklärt, dass die Beeren einen feinen Film bilden, der sich über die Schleimhaut der Harnwege legt. Wörtlich: „Bakterien können so nicht mehr andocken und Infektionen auslösen.“ Ferner:  „Cranberries enthalten Mineralstoffe wie Eisen, Kalium und Natrium, aber auch eine Fülle von Vitaminen und damit Antioxidantien, die zellzerstörende freie Radikale in Schach halten und neutralisieren“ .“Am bedeutendsten seien aber die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, unter ihnen die sogenannten Proanthocyanidine.

Nach (fast) allem, was bisher über die Cranberry berichtet wurde, musste man annehmen, dass es sich dabei um nichta anderes gehe als ein wahres Stück Superfood, vergleichbar vielleicht nur mit exotischen Lebensmitteln wie z.B. Gojibeeren, Acaibeeren, Ginkgo, Ginseng, Moringa, Spirulina und asiatischen Pilzen.

Und nun so etwas: Internisten haben 185 Seniorinnen in Pflegeeinrichtungen in Connecticut (wo es riesige Anbaugebiete für Cranberries gibt)  ein Jahr lang  gründlich auf möglichen Bakterienbefall der Blase und der Harnwege überprüft. Die Hälfte der Probandinnen bekam regelmäßig Cranberry-Kapseln zur Einnahme, die andere Hälfte ein gleich aussehendes Placebo. Das Ergebnis war eindeutig negativ, d.h. der Cranberry-Extrakt brachte keinen gerigeren Bakterienbefall. Eine sich anschließende Metastudie mit der Neubewertung der vielen älteren Studien kam zum selben Ergebnis. Zur Hälfte hatten die früheren Studien auch kein positives Ergebnis gebracht, im Übrigen war die Beweislage überall viel zu schwach.

Ich rechne damit, dass man nach und nach auch  anderen Hypes wie für Acai, Aronia, Amaranth, Quinoa und Teff die sachliche Grundlage nehmen wird, was natürlich nicht heißt, dass sie nicht gute Lebensmittel wären. Die exotischen Superfoods müssen zudem eingereiht werden in die in allen Teile der Welt existenten regionalen Superfoods. Davon haben wir  in Deutschland und Europa ja auch eine enorme Auswahl. Ich erinnere nur beispielhaft an Hagebutte, Brombeere, Granatapfel, Heidelbeere, Holunderbeere, Kürbiskerne, Sanddorn, Stachelbeere, Johannisbeere, Berberitze, Sellerie, Rote Bete, Rhabarber, Artischocke,  Avocado, Basilikum, Bärlauch, Beifuß, Borretsch, Brokkoli, Brennessel, Brunnenkresse, Erdmandel, Fenchel, Gerstengras,  Hopfen, Kapuzinerkresse , Kamille, Karotten , Koriander, Kümmel, Liebstöckel, Löwenzahnblätter, Nelken,  Pastinaken, Petersilie, Piment,  Rosenblütenblätter, Rosmarin, Salbei, Schafgarbe, Schwarzkümmel,  Spitzwegerich, Steinpilz, Süßholzwurzel, Thymian,  Zitronengrassaftpulver, Zitronenmelisse und Brennnessel. Welche Fülle!

Fazit: In „Superfoods“ wird immer wieder wegen ihrer Inhaltsstoffe viel zu viel an gesundheitlichen Wirkungen hinein geheimnist. Andere verwandte pflanzliche Lebensmittel haben ganz ähnliche Inhaltsstoffe. Dennoch eignen sich diese Trägervon besonders viel guten Inhalten durchweg zur Bereicherung der Ernährung. So hat gerade die Cranberry enorm viel Vitamin C und reichliche Mengen Anthocyanide und Polyphenole. Man muss nur wissen, dass es im Zweifel auch ohne sie geht, weil auch andere Pflanzen diese Stoffe mit sich bringen,wenn auch oft in etwas geringerer Menge – dann nimmt man eben ein wenig mehr von diesen.

Die Wirkungen der sekundäten Inhaltsstoffe der Pflanzen sind noch kaum erforscht. Die Behauptung gesundhetilicher Wirkungen ist daher zu Recht an ihren wissenschaftlichen Nachweis gebunden. Das soll aber niemand daran hindern, für sich persönlich auf den ergänzenden Verzehr von Superfood zu setzen wie überhaupt auf eine Auswahl von Lebensmitteln, die eine besonders gute Versorgung mit allen für die Gesundheit wichtigen Vitalstoffen bietet.