Appetit Control von ALDI
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 3. Mai 2016
In meinem Beitrag http://www.essenspausen.com/abnehprodukte-bild-maniueuliert-seine-leser/ habe ich angekündigt, in gesondertem Beitrag werde ich einmal kurz aufzulisten, was die Anbieter von Abnehmprodukten aller Art heute (scheinbar) ganz legal den Abnehmwilligen aufschwatzen. Im Vorgriff daraufstelle ich einmal das Nahrungsergänzungsmittel Appetit Control von Dr. Kleine Pharma GmbH aus Bielefeld vor, das Aldi Süd derzeit in den Regalen stehen hat. Mit anderer Verpackung wird es auch von der österreichischen Aldi-Tochter Hofer in der Serie well&active verkauft, dort derzeit statt für 8,99 € für nur 4,99 €.
Empfohlen wird von Aldi/Hofer, 1 – maximal 3 x am Tag ein kleines Trinkfläschchen mit 60 ml Inhalt zu trinken, jeweils v o r einer Mahlzeit, ggf.auch einer Zwischenmahlzeit.
Der Trick bei diesem Produkt wie auch bei vergleichbaren Produkten, die bei dm und Rossmann zu vergleichraem Preis zu haben sind, ist nach Herstellerangaben die Zutat von jeweisls 1 Gramm des Pflanzeninhaltsstoffs Glucomannan in einer Portion, gewonnen aus der Konjakwurzel. Zusätzlich enthalten sind – zufällig oder nicht? – so viel Vitamin B1, B6, B 3 (Niacin), B 5 (Pantothensäure) und Vitamin C, dass 3 Portionen sogar den gesamten Tagesbedarf decken sollen. Warum nicht auch die Vitamine B 2, B12, A, E und andere? Ähnlich ist es mit einer begrenzten Auswahl an Mineralien und Spurenelementen.
(Nur nebenbei gesagt, steht Rossmann stark in der Kritik wegen indirekten Lohndumpings (Vergabe des Auffüllens der Läden per Werkvertrag an Dritte, an denen er sogar selbst das Sagen hat).
Es gäbe kein Problem, wenn „Appetit Control“ nur – natürlich mit anderem Namen – damit beworben würde, dass es eine Nahrungsergänzung ist, die bei dreimaliger täglicher Anwendung (180 ml Flüssigkeit) in Orangesaft verlöst 1 Gramm gemahlene Konjakwurzel zusammen mit diversen Vital- und Konservierungsstoffen mit sich bringt. Denn gefährlich ist ja nichts von den Inhatsstoffen. Es sind eben nur aus Lebensmitteln bestehende oder aus ihnen extrahierte normale pflanzliche Inhaltstoffe in dosierter Form, vermengt mit amtlich zugelassenen Konservierungsstoffen, eben Nahrungsergönzungsmittel.
Mehr als nur ein Problem, sondern ein offener Gesetzesvertoß ist es aber, dass Appetit Control eine
- pflanzliche Sättigungshilfe sei, indem es das Hungergefühl vermindere
- und mit dem Inhaltsstoff Glucomannan der Gewichtskontrolle diene, also auch dem nachhaltigen Abnehmen.
Mit der Health Claims Verordnung ist bei uns Gesetz geworden, dass es Herstellern und Verkäufern bei Kriminalstrafe verboten ist, in der Werbung Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln physiologische und gesundheitliche Wirkungen zuzusprechen, die nicht hinreichend wissenschaftlich gesichert sind.
Der Sättigungseffekt
Indem Appetit Control so angeboten wird, dass man es zwar über den Tag verteilt dreimal einnehmen kann, aber sich auch mit einer einmalgen Nutzng am Tag zufrieden geben kann, wird suggeriert, dass auch da bereits einen nachhaltigen Einfluss auf die Sättigung den Tag über und auf die nachhaltige Gewichtskontrolle hätte.
Das aber ins Unsinn. Glucomannan aus der Konjakwurzel soll nach dem Verzehr vor einer anstehenden Mahlzeit auf Grund seines enormen Quellvermögens im Magen eine gelartige Struktur annehmen und damit die Verweildauer der nachfolgend gegessenen Speisen im Mgen erhöhen. Dies ergäbe ein langanhaltendes Sättigungsgefühl. Ein Teil Glucomannan soll bis zu 50 Teile Wasser an sich binden können. Das ist wohl richtig. Ähnlich ist das auch bei anderen faserreichen Pflanzenstoffen wie z.B. Rote Bete und Flohsamenschalenmehl, setzt aber voraus, dass die Faserstruktur nicht in der Herstellung des Produkts zerstört wird.
Wenn ich aber beim Einbringen der kleinen Menge Glucomannan in den 60 ml Flüssigkeit nicht nur beachte, dass ich sie wie vorgeschlagen so verzehre, dass ich alsbald danach etwas esse, sondern darauf achte, dass ich sie auf leeren Magen zu mir nehme, läuft die Flüssigkeit mit ihren fein gemahlenen Inhalten wie bei der nativen Kost nur entlang der Inneren Kurvatur des Magens in den Vorhof des Magenpförtners und wird vom Magenpfötner, der in dieser Phase ganz relaxiert ist, einfach in den Darm hineinlaufen gelassen. Wenn das stattfindet, kann die Mischung sich bequem auf den weiten Flächen des Dünndarms verteilen und für einen höchst intensiven Verstoffwechslungsreiz sorgen, der zentralnervös registriert einen Anstoß zur Produktion des obersten Esskontrollhormons Serotonin geben kann. Wenn ich nur einen gefüllten Teelöffel mit etwas mehr Faserstoffen (Aminas Vitalkost, Buchweizen, Amaranth, Flohsamen etc.) der Flüssigkeit eines Trinkfläschens hinzufüge, habe ich sogar eine voll funktionsfähige native Kost. Zwar habe ich dann nicht die versprochene Quellwirkung im Magen, aber der Appetit wird nach dem Aminas Prinzip durch Serotonin zentralnervös eingedämmt – und das sogar über einen wirklich langen Zeitraum hinweg. Ich komme allerdings aus dem Bereich einer jedem Betrachter schon auf ersten Blick anschaulich erscheinenden simplen mechanischen Wirkung zu einer höchst komplizierten hormonellen Wirkung, die vor ihrer werblichen Behauptung erst von den Behörden als wissenschaftlich gesichert anerkannt werden muss, was einen Riesenaufwand erfordert.
Ist der Magen beim Verzehr der letzten Mahlzeit(en) noch teilweise gefüllt, bevor das Fläschchen Appetit Control getrunken und danach wieder weiter gegessen wird, ist tatsächlich mit einer gewissen Quellwirkung durch Glucomannan zu rechnen. Aber was kann das schon ausmachen, wenn 1 Gramm davon maximal 50 ml Wasser binden kann – bei jeder der 3 Anwendungen am Tag also nur 0,3 Gramm? Angesichts der Kapazität des Magens von bis zu 3 Litern ist dieser kleine Schluch Wasser nie und nimmer ausreichend, um den Magen so zu dehnen, dass dies ein Gefühl der Sättigung bewirkt. Selbst wenn das anders wäre, hielte die Sättigung natürlich nicht nicht länger als bis zu eine Verschalnkung des Magens durch die schrittweise Abgabe des Nahrungsbreis an den Dünndarm.
Die Gefühle von Hunger und Appetit werden wwesenlich von den Hormonen bestimmt und von unseren eingefleischten Gewohnheiten. Solche Versuche, mit ein wenig mehr Volumen im Magen das Interesse am Essen zu reduzieren, spielt zwar mit hinein in die Essensentscheidungen. Letztlich sind es aber viele weit stärkere Momente, die entscheiden, wieveil man isst und ob man Abnehmen kann oder nicht.
Glucomannan hat also mit der Sättigung wenig zu tun. Kommt es aber auf leeren Magen mit Flüssigkeit in den Darm, kann es sich dort – neben den Wirkungen nach dem Aminas Prinzip – sehr wohltuend auf die Verdauung im Dünn- und Dickdarm auswirken (vgl. http://www.essenspausen.com/flohsamen-psyllium-in-nativer-kost/).
Ausgerechnet die Konjakwurzel!
Ein Produkt, das dem Apetit Control und seinen vergleichbaren Konkurenzprsukten ähnlich ist, gibt es schon seit 1985 in China. Es ist das angebliche Abnehmprodukt („weight loss crisps“) namens KUIKE.
Im Jahre 2000 nahm ich es versuchsweise ein – und entdeckte das Aminas Prinzip und die native Kost. Auch als ich 2012 in meinem Buch „Wohlfühlhormon Serotonin. Botenstoff des Glücks. Der körpereigene Aufbau durch naitve Nahrung“, Via Nova, 2012/2014 schilderte, dass die Pekinger Hersteller bei ihrem Produkt auf die Maya-Taro-Knolle (Hexentaro) gesetzt hatten und nach und nach dieses in Japan seit langer Zeit sehr beliebte Produkt aus dem tibetanischen Himmalaya im Westen unter dem Namen Konjak immer bekannter wurde, kam lange kein Produktentwickler auf die Idee, es den Chinesen gleich zu tun. Die Industrie reagierte aber auf meine Ausführungen über die möglichen Probleme bei der Verfügbarkeit von Tryptophan. Weil diese Aminosäure enthalten ist, besann sie sich darauf, Amaranth und Quinoa als alleiniges Geheimnis der nativen Kost zu preisen: Inka Gold!
Wieso unternimmt keine Verbraucherschutzbehörde etwas gegen die Irreführungen?
MIt fast noch alberneren Sprüchen als denen zur Begründung der Abnehmwirkungen durch Appetit Control verbreiten die Vertreiber von Diätkuren wie Almased und Yokebe gezielt im abendlichen Fernsehen ihre Behauptungen, dass der Verzehr ihrer Ersatznahrung ein nachhaltiges Abnehmen ermögliche. Da unsere Behörden einschließlich der Staatsanwaltschaften da schon versagen, kommen sie bei den ebenfalls faslchen aber beileibe nicht so dreisten Versprechungen mit Appetit Control natürlich nirgend wo hin. Vgl. http://www.essenspausen.com/almased-irrefuehrungen/ und http://www.essenspausen.com/frau-staatsanwaeltin-uebernehmen-sie/.
Leidtragende sind die armen Verbraucher, die immer weiter verdummdeubelt werden. Denken Sie nur einmal an die Kosten, die ein Abnehmwilliger aufbringen muss, wenn er den Versuch machen will, ernsthaft mit Appetit Control abzunehmen! Wenn er sonst alles richtig macht bei der Nahrungsauswahl und -behandlung, bei der Einhaltung von Essenspausen und regelmäßiger Bewegung, kann ihm das tuere Appetit Control natürlich schon gewisse Hilfen geben – uns sei es auch hauütsächleich beim Verzehr als nativer Kost. Ein Durschschnittspreis füreine Anwendung ligt bei rd. 1,00 €. Will man alles richtig machen, verbraucht man eine Packung mit 6 Fläschchen alle zwei Tage. Im Monat braucht man also 90 Fläschchen, also gibt man 90,00 € aus. Und was ist danach? Weitermachen, oder auf den Jojo-Effekt warten?
Ein Nachtrag zur Rechtslage: s. http://www.essenspausen.com/eu-konjakmehl-glukomannan-hilft-beim-abnehmen/
Freitag 27. Mai 2016 um 10:09
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