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Amygdala: Pilzwirkstoff gegen Angst, Depression und Vorurteil

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 1. Oktober 2015

Die Amygdala (Mandelkern) ist in Wahrheit nicht ein Teil des Gehirns, es sind gleich zwei evolutionäre uralte Teile des Limbischen Systems, die sich jeweils mitten im sog. Temporallappen auf jeder der beiden Hälften des Gehirns befinden. Genau genommen ist jeder der beiden Mandelkerne nicht ein einzelnes „Organ“, es besteht vielmehr aus 13 Einzelkernen, die teilweise noch in Untereinheiten gegliedert sind. All das steht auf komplexe Weise mit höheren Hirnzentren in Verbindung, auch mit dem für Kognition und Ausprägung der Persönlichkeit wichtigen Vorderhirnlappen.

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Position der Amygdalae im menschlichen Gehirn. Ansicht von unten

Wir haben die Funktionen der Amygdala von unseren evolutionären Vorläufern geerbt, die keineswegs in der Lage waren, sich nach biblischer Aufforderung die Natur untertan zu machen, sondern sich in ständiger Angst vor Beutegreifern und den Gewalten der Natur befanden. Die Amygdala erlaubt uns daher eine blitzschnelle instinktive emotionale Erkennung und Bewertung existenzieller Gefahren und bereitet eine ebenso schnelle Reaktion darauf vor. Wenn sich so ein Höhlenbär vor einem drohend aufrichtet, ist ja auch keine Zeit zur Entwicklung einer Strategie, nur wer sich sofort duckt und verschwindet, überlebt. Neuere Forschungen belegen, dass beim heutigen Menschen die Amygdala bei jeglicher Form der Wahrnehmung, des Erregungsaufbaus und der Erregungsabfuhr beteiligt ist (wohl auch bei sexueller Erregung). Ich vermute, dass sie beim heutigen Menschen auch in die Entstehung von weniger atavistischen Vorurteilen eingebunden ist. Auch da geht es um die Notwendigkeit, ohne zeitaufwändige Prüfung ein wenigstens vorläufiges Werturteil fällen zu können, um überhaupt schon einmal handlungsfähig zu sein. Dass wir diese Fähigkeit zur Abkürzung des Bewertungsverfahrens haben, weiß jeder. Welche andere Einrichtung als die Amygdala aber bietet sich als eine Hirnstruktur an, die diese Funktion beheimaten kann?

Im Räderwerk des Limbischen Systems ist im Falle der übermächtigen äußeren Eindrücke und der fehlenden inneren Harmonie die Amygdala eine wichtige Schaltstelle für die Einrichtung der ängstigenden negativen Gefühle und Stimmungslagen, letztlich auch der Depressionen.

Spannende Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben Wege gezeigt, wie durch spezifische Wirkstoffe diese ausgrenzenden Gefühle beseitigt werden können und sich eine angstfreie gute emotionale Grundstimmung einstellt. Das Zauberwort heißt Psilocybin, ein Stoff, der nach dem Stand des Wissens nur im sog. magischen mexikanischen Pilz und im chinesischen Cordyceps-Pilz zu finden ist.

2008-12-14 Cordyceps militaris 3107128906.jpg-de.wikipedia.de-

Cordyceps- Puppenkernkeule, ein Parasit, der sich auf Schmetterlingspuppen ausbreitet.

Auf der Seite News-Medical wird verweisen auf die Arbeiten der Züricher Forscher Dr. Rainer Krähenmann und Prof. Dr. Franz Vollenweider, die mit bildgebenden Verfahren bewiesen haben, dass Psilobycin die Aktivität der Amygdala verringert und damit positiv die Stimmung der Probanden verbessert, s. http://www.news-medical.net/news/20140508/5211/German.aspx.

Im Limbischen System legt diese Substanz nach Meinung der Forscher spezifische Andockstellen für das „Wohlfühlhormon“ Serotonin an. „Sogar schwächt eine mäßige Dosis von Psilocybin das Aufbereiten von negativen Auslöseimpulsen, indem sie Amygdalaaktivität im Limbischen System sowie in anderen verbundenen Gehirnregionen“ ändert, erklärt Krähenmann.

Ich kann dazu nur sagen, dass es von der bekannten Aufgabenstellung gar keinen anderen Botenstoff im Gehirn als das Serotonin gibt, das ganz allgemein den Stress kontrolliert und reduziert. Nach diesen ganz frischen Informationen ist wieder einmal ein Detail der vielfachen serotonergen Wirkungen besser verstanden, dass nämlich Serotonin nicht an imaginärer Stelle irgendwo im Gehirn Stress mindert, sondern gerade dort, wo Stress sich nach der Struktur des Gehirns einnisten kann.

In der Nano-Sendung auf 3Sat wird in diesen Tagen (gestern und heute) auf eine vielsagende Forschung des Neurobiologen Pascal Vrticka von der Uni Genf hingewiesen, s. htttp://www.3sat.de/page/?source=/nano/gesellschaft/149896/index.html, die stark annehmen lässt, dass unsere Fähigkeit zur Bildung schneller Vorurteile auf der Arbeit der Amygdala beruht. In einer Zeit, in der die Politik den Menschen in Deutschland eine massive und schnelle Zuwanderung Fremder zumutet, haben solche Erkenntnisse eine besondere Tagesaktualität.

In der Information zur Sendung heißt es:

Ungenaues und schnelles Beurteilen sei evolutionär begründet, so Vrticka „Wenn wir in der Wildnis plötzlich einem Bären gegenüber stehen, ist die Flucht die wichtigste Reaktion. Man überlegt nicht erst, ob es sich dabei um einen Braunbären, einen Schwarzbären oder um einen Grizzly handelt. Der Bär ist gefährlich und er kann mich töten, deshalb ist die Flucht die beste Reaktion.“

Dieser Mechanismus erklärt, warum einmal vorhandene Vorurteile schwer zu verändern sind. „In Amerika hat man festgestellt, dass vor allem Weiße gegen Schwarze unbewusste Vorurteile haben – sogar dann, wenn sie explizit sagen, dass sie keine Vorurteile haben“, sagt der Psychologe Christian Fichter. „Interessant ist, dass auch Schwarze gegen andere Schwarze Vorurteile haben.“

Die Forscher raten dazu, eigene Vorurteile immer wieder zu hinterfragen und dagegen anzukämpfen. „Wenn man die Leute mit einer klassischen Meinungsumfrage befragen würde, ob sie Vorurteile gegen Ausländer haben, sagen nur 15 Prozent, dass sie Vorurteile haben“, so Fichter. „Der implizite Assoziationstest hingegen zeigt, dass von den gleichen Leuten 90 Prozent Vorurteile besitzen.“

Um herauszufinden, wie stark etwa Vorurteile gegenüber Ausländern verbreitet sind, hat ein Psychologenteam der Kalaidos-Fachhochschule in Zürich einen Assoziationstest entwickelt. „Wir wollen mit dem Assoziationstest herausfinden, ob es in der Schweizer Bevölkerung unbewusste Vorurteile gibt, die dem Bewusstsein nicht zugänglich sind“, sagt Fichter. „Solche Vorurteile kann man nicht durch Befragungen ermitteln, man kann sie nur mit einem impliziten Assoziationstest zugänglich machen.“

Dabei arbeiten die Forscher mit Klischeebildern von Ausländern und Schweizern. „Wir haben die Bilder bestimmt von denen wir annehmen, dass sie bestimmte Vorurteile auslösen“, so Fichter. Am Computer müssen Testpersonen beurteilen, ob sie ein Bild positiv oder negativ bewerten und ob eine Person Ausländer oder Schweizer ist. Eine besonders schnelle negative Reaktion zu Ausländern lässt auf unbewusste Vorurteile gegenüber Ausländern schließen. „Es handelt sich bei unbewussten Vorurteilen, um so genannte automatische Assoziationen, die unser Hirn macht, ohne dass wir sie kontrollieren können“, sagt Fichter. „Mit Reaktionsmessungen können wir jetzt testen, ob diese unbewussten Vorurteile existieren – oder nicht.“