Amokläufer: gekränkte Egozentriker ohne Empathie?
Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 13. Oktober 2016
Sandra Maischberger und ihre Gäste vom 12.10.2016 Bild: WDR/Max Kohr
Aus der gestrigen Gesprächsrunde bei Sandra Maischberger, in dem es um Fragen im Anschluss an die die bekannten Amokläufe von Colombine, Erfurt, Winnenden und Münschen ging, sind die Wortbeiträge eines ihrer Gäste von ganz besonderem Interesse, nämlich die der Kriminologin Professor Dr. Britta Bannenberg.
Ich will hier nur kurz auf ihre fundierten Erfahrugngen und Schlussfolgerungen hinweisen, weil ich in den vergangenn Jahren schon viel über dieses Thema geschrieben habe.
Beim Suizid mit „Mitnahmeeffekt“ wie im Fall Germanwings steht die willkkürliche Beendigung seines eigenen Lebens im Interesse des Täters ganz vornean, auch wenn er kein Mitgefühl für Menschen hat, die er mit in den Tod reißt. Wie sich beim Piloten Andreas S. nachträglich herausstellte, rechercherte er gründlich im Internet nach den für ihn besten Wegen, die Welt zu verlassen. Weil er da nichts Praktikables fand, kam er auf die Idee, mit einem Flugzeug in eine Bergwand zu rasen. Die Tat war zwar spektakulär, darauf kam es dem Täter aber nicht an.
Ganz anders ist das in den Fällen des Amoklaufs. Dabei verfolgen die Täter das Ziel, möglichst viele Menschen vor der Beendigung des eigenen Lebens zu töten. Oft tötet er bewusst Menschen bestimmter Gruppen,, z.B. Lehrer oder Mädchen, tötet aber auch jeden Menschen,der ihm im Weg steht.Die Zielgerichtetheit des Vorgehens zeigte sich besonders auffallend in Erfurt. Der Amokläufer hatte ungute Gefühle gegenüber der dortigen Schule und griff Lehrer und Schüler dort an, obwohl er längst eine andere Schule besuchte.
Grund für dieses finale Vorgehen des Täters ist seine abnorme Persönlichkeitsstruktur. Die Täter wissen, dass sie emotionale Defizite haben, sind demgegenüber aber machtlos. Sie sind hoffnungslos egozentrisch und narzisstisch veranlagt. Bei starker Ausprägung dieser psychsichen Besonderheit strahlen sie eine große emotionale Kälte aus. Es gibt Phasen, in denen sie endlos ange mit völlig erstarrter Miene untätig im Sessel sitzen. Ihnen ist bewusst, dass sie anders sind als die Menschen um sie herum, von denen sie sich benachteiligt fühlen. Daher sind sie immer wieder bis in die Tiefe ihres Wesens gekränkt. Raum für Empathie gegenüber anderen Menschen, besonders gegenüber denen, durch die sie sich besonders gekränkt fühlen, kennen sie nicht.
Frau Dr.Bannenberg berichtete, dass fast alle Amokläufer Männer, vorzugsweise junge Männer, sind. Sie planen ihre Tat oft jahrelang und in aller Genauogkeit. Wie viele psychisch gestörte Menschen es gibt,die schon bis an den Rand der Explosion vorgeschritten sind und dann zu mehr Normalität zurückfanden, ist unerforscht. Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahl der Gefährdeten nicht gering ist. ZUr Ausführung der Tat kam es in Deutschland seit 1990 in nur 21 Fällen.
Ein Zuschauer der Sendung fragte an, ob man nicht fest davon ausgehen könne, dass die Eltern der Amokläufer die Gefahr hätten erkennen und der Katastrophe hätten vorbeugen können. Das wies die Expertin aber zurück. Verhaltensauffällige Menschen, die sehr kränkungsanfällig und zugleich gefühlskalt und egozentrisch sind, gibt es viel Tausende, die aber kaum jeamals in die Gefahr geraten, ernsthaft zu planenn, etwa reihenweise Menschen zu töten.. Dass in Menschen gezielt Tötungphantasien auftreten können, ist dagegen bei vielen Menschen in gewisser Weise „normal“. Beonders bei Asperger Autisten, von denen viele unter dem Fehlen von Empathie leiden, gibt es viele geistig herausragende Menschen, die es im Laufe ihres Lebens lernen, mit ihren emotionalen Defiziten klug umzugehen. Bei ihnen sind sogar Fälle tiefer Liebebeziehung bekannt geworden. Achtsame Eltern können tatsächlich die wichtigsten Anzeichen für eine emotionale Dysfunktion ihrer Kinder kaum übersehen. Das bedeutet aber nicht, dass sie davon ausgehen müssten, dass sie damit rechnen müssten, dass ihre Kinder rausgehen und reihenweise Menschenn töten. Natürlich finden sie auch einmal den Weg zum Psychotherpeuten, der dann aber hoffentlich nicht den bequemen Weg der Verschreibung von Antidepressiva geht.
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Frühere Beiträge zum Themenkreis Amoklauf und Suizid mit Mord: