Almased – Irreführungen
Erstellt von admin am Donnerstag 14. Februar 2013
Sachbezug: Unlautere Werbung für angebliche Abnehmmittel
Wir Bürger haben einen Anspruch darauf, von unehrlicher Werbung verschont zu bleiben.Wir haben ausführliche gesetzliche Regelungen und Einrichtungen zu ihrer Durchsetzung. Zudem sind eine ganze Reihe von Vereinigungen zugelassen, die sich den Erhalt des Wettbewerbs auf die Fahnen geschrieben haben. Wenn wir aber Tag für Tag in allen Zeitungen und selbst im Fernsehen mit unwahrer und verbotener Werbung überschüttet werden, fällt es uns schwer, an die Effektivität unseres Rechtsystems zu glauben.
Der derzeit spektakulärste Fall heißt Almased, ein Eiweißdrink, für den der Hersteller und Anbieter doch schmack behauptet, dass sein Verzehr nachhaltig abnehmen ließe.
Was sich hier über Almased sagen lässt, gilt fast unverändert für Yokebe und viele andere mehr, vgl. z.B.:
http://www.essenspausen.com/564/#more-564
http://www.essenspausen.com/schluss-mit-dem-diatenwahn/
http://www.essenspausen.com/ewige-abnehmlugen/
http://www.essenspausen.com/tryptophan-irrtum-und-abzocke/
Schauen Sie sich bei Interesse aber hier einmal an, wie Almased im Einzeln täuscht:
1. Beanstandungen betreffend die Intenetseite von Almased
https://www.almased.de/almased-wissen/so-funktioniert-almased.html
Originaltext Almased: “So funktioniert Almased. Apotheker Rudolf Keil beantwortet die 7 wichtigsten Fragen.
1. Abnehmen ohne zu Hungern – was kann Almased?
Es optimiert den Stoffwechsel durch das Zusammenwirken seiner natürlichen Grundbausteine. Dadurch entsteht erhöhte Fettverbrennung, ohne die Muskulatur anzugreifen. Das extrem hochwertige und leicht verdauliche Eiweiß in Almased sorgt für ein anhaltendes Sättigungsgefühl: Eine Mahlzeitenportion (Nährwert rund 230 Kilokalorien) macht etwa vier Stunden lang satt.
Almased enthält viele wichtige essenzielle Nährstoffe und zellschützende sekundäre Pflanzenstoffe. So halten Sie Ihren Stoffwechsel auch außerhalb der Diät aktiv. Sie werden spüren, dass Sie sich gern bewegen und energiegeladen an Ihre täglichen Aufgaben gehen. Almased wirkt sich positiv auf wichtige Blutwerte aus, vom Cholesterin bis zum Blutzucker, und stärkt das Immunsystem sowie die Vitalität.“
Kritik:
- Die angebliche Optimierung des Stoffwechsels ist eine nicht erlaubte Wirkbehauptung, ebenso der Hinweis auf angeblich erhöhte Fettverbrennung (ohne die Muskulatur anzugreifen).
- Dass das Eiweiß in Almased leicht verdaulich sei, ist eine Wirkbehauptung mit physiologischem Bezug, die verboten ist – fraglich, ob sie wenigstens wahr ist.
- Dass das Eiweiß in Almased für ein Sättigungsgefühl sorge, ist gleichfalls eine unzulässige Wirkbehauptung.
- Die Behauptung, dass das Immunsystem gestärkt werde, ist auch nicht erlaubt – fraglich, ob sie stimmt.
2. Beanstandungen betreffend die Intenetseite
https://www.almased.de/almased-wissen/so-funktioniert-almased.html?limitstart=0
Originaltext Almased: .
“”Warum verbrennt man mit Almased vor allem Fett und nicht, wie bei vielen anderen Diäten, wertvolle Muskelmasse?
Almased hat einen sehr niedrigen glykämischen Index (27; Traubenzucker hat einen von 100). Dieser Wert misst die Wirkung eines kohlehydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel. Weil der Blutzucker nach dem Genuss von Almased nur leicht steigt, schüttet der Körper als Reaktion nur entsprechend wenig Insulin aus. Je weniger Insulin im Blut ist, desto besser funktioniert die Fettverbrennung. Statt durch Kohlenhydrate und zum Teil mit körpereigenem Eiweiß aus der Muskelmasse deckt der Körper dann seinen Energiebedarf wie gewünscht verstärkt aus den Fettreserven. Bei der Almased-Diät bleibt die Muskelmasse nachweislich vollständig erhalten.“
Kritik:
Die Behauptung, dass die Verringerung des Insulins spiegelgleich zu einer Erhöhung der Fettverbrennung führe („je weniger, .. desto“), ist eine gezielte Irreführung. Nachgewiesen (Prof. Adam, München u.a.) ist nur, dass nach dem Wegbleiben von Kohlenhydraten in der Nahrung sich Insulin zurückzieht, das sonst die Fettzellen des Körpers hermetisch verschließt. Mehr spricht dafür, dass lange Essenpausen nötig sind, bei denen nach längerer Zeit fast keine Kohlenhydrate die Verbrennung von Körperfett mehr stören können.
Originaltext Almased: .
“”5. Wie verläuft die Almased-Diät?
Zu Beginn nimmt man mindestens 3 bis maximal 10 Tage nur selbst hergestellte Gemüsebrühe oder ungesalzenen, gemischten Gemüsesaft, Mineralwasser und Almased zu sich. In dieser Phase gibt es hohe Gewichtsverluste. Nach 3 bis 10 Tagen beginnt die Reduktionsphase, in der zwei Mahlzeiten täglich durch einen Almased- Drink ersetzt werden. Sie dauert etwa sechs Wochen oder so lange, bis das Wunschgewicht erreicht ist. Anschließend kommt die Stabilitätsphase: 18 Wochen lang wird noch eine Mahlzeit täglich durch Almased ersetzt, um dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt vorzubeugen. Auch in dieser Phase setzt sich die Gewichtsabnahme fort. Wer die positiven Effekte von Almased dauerhaft nutzen möchte, integriert einige Esslöffel Almased dauerhaft in seine tägliche Ernährung.“
Kritik:
Die Erklärung des „Fachapothekers für Offinzinpharmazie“ Keil, wie Almased dem Jojo-Effekt vorbeuge, ist eine Irreführung, die schon einer Veralberung der Öffentlichkeit nahe kommt. Wer in der Diät täglich zwei Mahlzeiten durch ein kalorienarmes Eiweißgetränk ersetzt (falls er das schafft), wird wohl abnehmen, solange die Diät lüuft. Wer nach 6 Wochen mit diesem zweifachen täglichen Ersatz einer der drei üblichen Haupt- oder Grundmahlzeiten noch 18 Monate weiter macht und wenigstens eine Hauptmahlzeit durch einen solches Getränk ersetzt, ist in Wahrheit noch mitten in der Diät und nicht in einer „Stabilitätsphase.“ Mit dem Satz, dass man die positiven Effekte erhalten könne, indem man Almased weiter so nutzen könne, dass man dauerhaft „einige Esslöffel“ Almased in seine tägliche Ernährung integriere, wird beschönigt, dass man nach der Almased-eigenen Logik sein Leben lang in der Almased-Diät verbleiben muss, wenn man nicht erleben will, dass der Jojo-Effekt alle Mühen zunichtemacht.
Almased täuscht also mit der Angabe, dass es drei Phasen seiner Nutzung gäbe, denn es gibt nur die eine Diät, die mit zwei Ersatzmahlzeiten oder einer oder ein paar Löffeln Almased an Stelle einer regulären Mahlzeit arbeitet und automatisch den Rückschlag bringt, wenn die Diät beendet wird. Dieses Vorgehen ist unverantwortlich!
Originaltext Almased:
“6. Wieso kann man mit Almased sogar im Schlaf schlank werden?
Wer die Abendmahlzeit durch einen Almased-Drink ersetzt, heizt die Fettverbrennung über Nacht an. Denn nachts, wenn wir schlafen, ist unser Körper besonders intensiv damit beschäftigt, überschüssiges Fett abzubauen. Alle Lebensmittel, die den Insulinspiegel niedrig halten, sind abends ideal. Almased sorgt für niedrige Insulinwerte. Das hat nicht nur einen hohen Sättigungseffekt, sondern beschleunigt auch die Thermogenese (Umwandlung von Fett in Wärme). Auch die Energie, die der Körper zur nächtlichen Reparatur von tagsüber beanspruchten Zellen braucht, holt er sich dann in erster Linie aus den Fettzellen. Das ist aber noch nicht alles. Durch eine geschickte abendliche Nahrungsauswahl, ganz einfach durch einen Almased-Shake umsetzbar, wird die Bildung des Regenerations- oder wie es auch volkstümlich genannt wird, “Jugendhormon” HGH optimiert. So fühlen wir uns am nächsten Morgen nicht nur besonders ausgeschlafen und erholt sondern haben auch noch mehr Fett verloren – ein echter Schönheitsschlaf.“
Kritik:
Wenn Dr. Pape, der den Slogan „Schlank im Schlaf“ immerhin erfunden hat, so etwas wie hier Almased behauptet, ist das legitim und durchaus interessant, denn Dr. Pape verkauft ja auch nur seine Meinung und keine Lebensmittel. Dass der Körper Essenspausen braucht, damit sich Insulin zurückziehen und der Fettverbrennung Platz machen kann, ist eine heute wohl allgemein akzeptierte Erkenntnis. Aber dass es gerade der besondere Eiweißdrink Almased sein soll, der alle Probleme der Entstehung und der nachhaltigen Bekämpfung des Übergewichts auf einen Schlag lösen soll, ist einfach irre.
Hier wird aber suggeriert, dass eine abendliche Almased-Eiweiß-Mahlzeit die Herstellung des Wachstumshormons Somatotropin (HGH) sichere, was den Abnehmeffekt erbrächte. Das Publikum soll glauben, dass mehr nicht nötig sei, um so im Schlaf schlank zu werden. Die biochemischen Bedingungen des Aufbaus von Somatotropin werden nicht erwähnt. Es fehlt jeder Hinweis auf die mentalen und hormonellen Probleme, die oft für das Übergewicht sorgen und die mit einer läppischen Umstellung auf einen Eiweißshake am Abend nicht behoben werden können.
Originaltext Almased:
“Und was sagt die medizinische Wissenschaft dazu?
Seit mehr als zehn Jahren lässt Almased die Wirkung des Vitalpulvers erforschen. Als Fazit formulieren neun deutsche Wissenschaftler: Almased beeinflusst alle Komponenten des metabolischen Syndroms positiv. Das metabolische Syndrom bezeichnet eine Kombination von Stoffwechselstörungen: Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Blutdruckprobleme sowie Insulinresistenz. Diese Situation führt zur manifesten Erkrankungen, wenn nicht effektiv gegengesteuert wird. Eine der effektivsten Massnahmen ist die Almased – Diät.“
Kritik:
Die Bezugnahme auf neun – deutsche – Wissenschaftler zum “Nachweis der Wirkung des Vitalpulvers“ setzt der Dreistigkeit die Krone auf. Ganz sicher hat sich Almased seine unwahren Wirkaussagen nicht in die Liste der genehmigten Behauptungen bei der EFSA in Parma eintragen lassen. Da hätte die Zahl der Befürworter gewiss keine Aussagekraft, auch nicht ihre nationale Herkunft. Der gefürchtete Codex Alimentarius mit der totalen Kontrolle aller Wirkaussagen betreffend den Verzehr von Lebensmitteln ist nun einmal Gesetz und muss beachtet werden. Es ist doch erbärmlich, dass danach die allerdreistesten Irreführungen erst recht aufgekommen sind! Wer Lebensmittel herstellt oder anbietet und behaupten will, dass sie gesundheitliche Wirkungen haben, muss ich nach geltendem Recht die durch die Eintragung in die amtliche Liste inParma genehmigen lassen. Rechtlich ist das ein “Verbot mit Erlaubnisvorbehalt”, d.h. jede Aussage ist verboten, es sei denn sie wird auf Antrag für zulässig erklärt. Das ist so wie bei der Baugenehmigung. Niemand darf ohne Genehmigung Bauwerke errichten. Das ist doch auch einzusehen, weil sonst die Gegend zugestellt würde mit allerlei baulichen Abscheulichkeiten, die beim erstenSturm auch noch auseinanderfielen. Ständig aber die unwahren Wirkbehauptungen über das angeblich so leichte Abnehmen mit Almased lesen, ansehen und hören zu müssen, akustisch sogar noch von einem ekelhaften Ohrwurm begleitet, ist eine Umweltverschmutzung der anderen Art.
3. Beanstandungen betreffend die Intenetseite
https://www.almased.de/almased-wissen/wissenschaft.html?start=1
Originaltext Almased:
“Die Studienergebnisse
Wie wirkt Almased bei Diabetikern? Beeinflusst die Vitalkost die Biomarker beim metabolischen Syndrom? Hält die Diät ihr Versprechen, vor allem Fett, nicht aber Muskelmasse abzubauen? Antworten auf diese und andere Fragen lässt Almased seit mehr als zehn Jahren intensiv erforschen.
Darüber sind sich diese Wissenschaftler einig:
- Almased wirkt gegen Übergewicht, Bluthochdruck sowie Insulinresistenz und fördert den Fettstoffwechsel.
- Empfohlen wird eine Anwendung über mindestens sechs Wochen.
- Eine Verbesserung der metabolischen Biomarker wird bereits bei der Einnahme von einmal 50 Gramm täglich erreicht.
- Zur Gewichtsreduktion empfiehlt sich, Almased als Ersatzmahlzeit – ein- bis zweimal täglich 50 Gramm.
Namen der Wissenschaftler :
Prof. Dr. Aloys Berg, Rehabilitative und präventive Sportmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. Dr. Ulrich Borchard, Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Uni Düsseldorf
Dr. Wolfgang Grebe, Vorstandsmitgl. des Berufsverbd. Deutscher Internisten (BDI), Abrechnungsexperte, Frankenberg
Prof. Günter Linß, Ärztlicher Leiter der Klinik Hennigsdorf, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité Berlin
Sanitätsrat Peter Sauermann, Vorsitzender des Finanzausschusses der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
Prof. Dr. Jörg Schulz, Chefarzt am HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck,Direktor des Instituts für Immunbiologie und Sportimmunologie, Uni Köln
Prof. Dr. Burkhard Weisser Institut für Sport und Sportwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel“
Kritik:
Vor der heute kompletten Umsetzung der Health Claims Verordnung hätte man vielleicht noch darüber diskutieren können, ob nicht die beiden Veröffentlichungen im International Journal of Obesity oder in Jama eine geeignete Diskussionsgrundlage dafür sein könnten, ob nicht solche Wirkbehauptungen hinreichend wissenschaftlich gesichert sein könnten. Die „Ernährungsumschau“ und das „German Journal of Sports Medicine“, die auch genannt werden, genügen sicherlich nicht den wissenschaftlichen Qualitätsanforderungen, die die deutsche Rechtsprechung in Generationen herausgearbeitet hat. Hier sieht es ganz nach „Auftragsarbeiten“ aus, wenn nicht allgemein eiweißreiche und kohlenhydratarme Nahrung überprüft wird, sondern gerade das beworbene Eiweißprodukt Almaased. Interessant ist, dass für den Beitrag in “Jama” über Atkins, Weight Watchers und Essen zu bestimmten Zeiten gar kein Autor genannt wird. Almased scheut sich auch nicht, unter den angeblichen Ernährungsexperten einige Abrechnungsexperten und sonst vorwiegend Sportmediziner zu nennen, die ganz gewiss keine biochemischen Studien betreiben. Im Ergebnis kann man nur feststellen, dass mit viel Bramborium „die Wissenschaft“ bemüht wird, ohne dass wissenschaftliche Kriterien eingehalten werden. Ich will den honorigen Wissenschaftlern, auf die sich Almased bezieht, nicht das Etikett von “Mietmäulern anheften. Ihrem Ruf und dem der Wissenschaft nutzen sie aber nicht, wenn sie sich – mit dem eigenen Konterfei – so offen für geschäftliche Interessen einspannen lassen.
Wir Bürger können erwarten, dass der Staat darauf achtet, dass die Gesetze eingehalten werden. Oft genug klagen wir, dass uns die Behörden in Sachen von geringer Bedeutung viel zu penibel sind. Aber für die Abstellung so spektakulärer massiver Verstöße gegen das geltende Lebensmittel- und das Wettbewerbsrecht, wie sie sich Almased tagtäglich erlaubt, ist offenbar niemand zuständig. Auch die Meden sind seltsamer Weise stumm. Was haben wir doch für viele gut gemeinte Gesundheitsberichte in den Zeitungen und Gesundheitssendungen im Fernsehen, die wir uns täglich zu Gemüte führen können. Aber darauf, dass da mal einer bei denen, die die Betroffenen ständig hinters Licht führen, Ross und Reiter nennt, damit der Spuk endlich abgestellt wird, können wir wohl ewig warten.
Ob wohl einmal die Lebensmittelaufsicht und die Verbraucherschutzbehörden eingreifen?