Wie wir lieben
Erstellt von r.ehlers am Montag 24. April 2017
Der Titel des Buches führt thematisch in die Irre. Ich empfehle aber dennoch jedem Zeitgenossen, ob jung oder alt, die Lektüre des Erstlingsbuches des jungen Autors Friedemann Karig, Blumenbar (Aufbau-Verlag) 2017, 384 S., 20,00 €, weil es Seite für Seite gespickt ist mit tiefen Einsichten. Zudem liest es sich wie ein spannender Roman.
Karig findet zwar auch schöne Worte darüber, wie wir lieben, also die emotionale Liebe und die Verliebtheit wie auch über den Sex. Sein Hauptthema steht aber im Untertitel: „Vom Ende der Monogamie“. Neben der Schilderung der historischen Entwicklung des Phänomens der ehelichen Bindung auf Lebenszeit mit ihren evolutionsbiogischen und hormonellen Grundlagen kommen die Partner nachgestellter realer offener Paarbeziehungen zu Wort. Am Ende stellt der Autor aber ernüchtert fest, dass von einer Aussicht auf das Ende der Monogamie tatsächlich nicht die Rede sein kann.
Fast die Hälfte der Ehen werden geschieden (in der Folge auch die Hälfte der Zweit- und Drittehen). Die Partner der anderen Ehen stehen nur selten viel besser zueinander. Sie bleiben kaum einmal aus den Gründen sexueller Anziehung zusammen, die sie einmal zusammenführt hatte. Blind gegenüber diesen Fakten lassen sie sich auf den wahnhaften Glauben ein, dass schon alles gut gehen werde und verletzen einander so lange sie die Gelegenheit haben.
Vermisst habe ich in Karigs Buch einen Hinweis auf die Genderismusdebatte. Änderungen im Umgang miteinander müssen nicht immer von den Betroffenen selbst herrühren. Unsere Gesellschaft wird doch derzeit „von oben“ zur Akzeptanz neuer Geschlechterrollen gedrängt, die ein zentrales Steinchen im Mosaik des von dort angestrebten neuen Bildes von Ehe und Partnerschaft spielen sollen, s. auch http:/www.essenspausen.com/gendergeschlechterrolle-und-gerechtigkeit/.