Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Halluzinationen ohne psychische Störungen

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 26. Februar 2017

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Wie gehe ich damit um, wenn  jemand aus meiner Umgebung Halluzinationen wahrnimmt oder Stimmen hört?  Selbst habe ich so etwas nie erlebt, obwohl ich in meinem jugendlichen Leichtsinn ein paar mal so sturzbetrunken war, dass mich später an Einzelheiten nicht mehr erinnern konnte (Korsakowsche Psychose). Diese Erfahrungen haben mir vor Jahren geholfen, mich (mit Ausnahme der geschmacklichen Bereicherung bestimmter Speisen) ganz von jedem Alkoholgenuss fern zu halten.

Nur einmal habe ich – in meiner Studienzeit – mitbekommen, dass jemand mir persönlich über eindeutige Halluzinationen berichtete. Es war in meiner Stammkneipe. Ein mit mir halbwegs befreundeter junger Mann betrat zu später Stunde das Lokal und gesellte sich zu mir und anderen Freunden. Er berichetete ganz aufgeregt, dass kleine grüne Männchen (kein Scherz!) durch das geschlossene Fenster in sein Zimmer eingestiegen seien. Er ging davon aus, dass diese Wesen gekommen wären, um die Erde zu übernehmen. Wir sollten uns in Acht nehmen, sie verbreiteten sich jetzt überall. Betrunken war er ganz offensichtlich nicht. Die Erscheinung deer grünen Männchen hatte ihn erreicht, als er sich gerade schlafen legen wollte. Die Geschichte blieb immer unerklärlich.

Wie die Wissenschaft ermittelt hat, sind solche Halluzinationen überhaupt nicht selten. Es gibt kaum jemand, der nichts derartiges erlebt hat oder dem nicht direkt darüber berichtet worden ist. Noch häufiger ist das Hören von Stimmen und das Sehen einer Aura.

Gerade hat die Medizinjournalistin  Nadja Podbregar auf der Plattform Scinexx sehr eingehend und anschaulich über das Thema Halluzinationen berichtet. Ich kann jedem Interessierten die Lektüre ihres Beitrags sehr empfehlen:  http://www.scinexx.de/dossier-807-1.html

Ich habe nur Anlass, ein wenig zu ergänzen:

Woher kommen die Fehlfunktionen?

Für uns ist es eine selbstverständlichen Annahme, dass die Welt objektiv existiert und dass sie für uns durch reale Reizung unserer Sinne auf eine durch unsere Erkenntniswege geprägte Weise wahrnehmbar ist. Dass wir damit nicht die Dinge an sich, sondern nur aus den von ihnen kommende Reize zum Aufbau einer Art Scheinwelt verwenden, ist schon im Höhlengleichnis von Platon beschrieben. Im Umkehrschluss gehen wir als naturgegeben davon aus, dass wir  Bilder, die in  uns  abgekoppelt von allen möglichen Reizen von außen entstehen, bloße Trugbilder sind. Woher nahm Platon nur die Gewissheit, dass wenigstens die äußeren Objekte, die die Schatten auf die Wand der Höhle werfen, wirklich real und wahr sind?

-thur.de-

Die Reize von außen sind in der Praxis jedenfalls für uns eine Realität, die wir wahrnehmen und durch mentale Interpretation zum Teil unserer Welt machen. Bei der Halluzination fehlt es an den realen Sinnesreizen. Die halluzinatorischen Bilder, die ohne einen mit unseren Sinnen wahrnehmbaren Außenreiz zum Bestand unserer inneren Bilder hinzugefügt werden, kommen aber dennoch nicht aus dem Nichts. Sie werden vielmehr durch innere Reize aus den Tiefen des Gehirns angeregt und erzeugen durch Nutzung der Interpretationswege unseres Gehirns neue Bilder. Wenn wir nicht an Geister glauben wollen oder an jenseitiges Sein (Metaphysik), müssen wir schon annehmen, dass die selbsterzeugten Bilder darauf zurückzuführen sind, dass es einen Fehler in unserer Reizwahrnehmung gegeben hat. Was sich unserem Bewusstsein dann auf diesen simulierten Reiz hin als Halluzination  präsentiert, sollte uns daher bei richtiger Betrachtung nicht groß beunruhigen. Weder liegt dort das Heil noch droht uns von daher Gefahr.

Wie im Scinexx-Beitrag schön dargestellt ist, ist davon auszugehen, dass technisch gesehen besondere Belastungen oder auch eine etreme Reizarmut für einen fehlerhaften Lauf der Wahrnehmungs- und Interpretationswege unseres Gehirns sorgen. Mit den Fragen nach Sein ooder Nichtsein und nach Dies- oder Jenseits hat das nichts zu tun.

Aberglaube und Halluzinationen

Das Unwissen der frühen Menschen über Blitz und Donner hat zum Glauben an Götter wie Zeus, Donar und Thor geführt. Halluzinationen und innere Stimmen Einzelner haben in ihnen die Vorstellung geweckt, dass es eine höhere Macht und Wahrheit gibt, die sich ihnen offenbarte. Wenn heute noch einmal jemand von solchen Erscheinungen spräche, etwa wie Saulus, der zum Paulus wurde, würde er bei den aufgeklärten Menschen unserer Zeit kein Gehör finden. Daher gibt es ja nur noch die alten Religionen, die noch  im besten Glauben an die Richtigkeit begründet werden konnten.

Unbeschadet dessen sind viele obsolete Vorstellungen noch immer nicht beseitigt. Denken Sie nur an den Glauben an die besondere tranzendente Relevanz von Nahtoderfahrungen und den unausrottbaren Wunderglauben.