Asthma bei Kindern: Wenn die Väter vor der Zeugung rauchen
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 16. Oktober 2016
Rauchende Väter erhöhen das Asthma-Risiko der Kinder und das schon vor der Zeugung.
© Nagy_Bagoly_Ilona/ thinkstock
Seit langem ist bekannt, dass das Passivrauchen schädlich ist. Dies gilt besonders für Kinder, deren Eltern die ganze Wohnung der Familie und sogar das enge Familienauto mit Rauch verpesten
Jeder weiß aber auch, dass Kinder schon im Mutterleib geschädigt werden können, wenn die Mütter in der Schwangerschaft rauchen – oder beim nikotinsüchtigen künftigen Vater mitrauchen müssen, der anders als verantwortungsbewusste Männer zum Rauchen nicht einmal vor die Tür geht. Insoweit gibt es unter werdenden und aktuellen jungen Eltern einen allgemeinen Konsens.
Vorsorgliche Frauen hören allerdings nicht erst ab Eintritt der Schwangerschaft mit dem Rauchen auf, sondern Monate und Jahre davor, weil sie fürchten, dass das Rauchen das Erbgut in ihren Eizellen beschädigen könnte. So weit, so gut.
Eine große Studie norwegischer Forscher mit Daten von 24.000 Kindern und ihren Eltern aus ganz Skandinavien und Estland betreffend die Häufigkeit der Entstehung des frühkindlichen nicht allergischen Asthmas stellt die Sache aber auf den Kopf:
- Aus erbbiologischen Gründen kommt es nicht auf die Mutter an, vor der Zeugung das Rauchen zu unterlassen. Allein die Väter sind gefordert!
Quelle: International Journal of Epidemiology, 2016; doi: 10.1093/ije/dyw151)
Nach dieser Studie leiden Kinder, deren Väter vor der Zeugung rauchten, später ein- bis dreimal häufiger an Asthma als Nichtraucherkinder. Besonders beachtlich ist, dass dies auch dann der Fall ist, wenn die Väter schon fünf (5) Jahre vor der Zeugung das Rauchen drangegeben hatten!
Das Rauchen der Mütter vor der Zeugung hat dagegen gar keinen nachweislichen negativen Effekt auf dieses Gesundheitsrisiko.
Die Gefahr des Aufkommens eines frühkindlichen Asthmas ist besonders hoch, wenn der Vater schon in früher Jugend, etwa schon mit 15 Jahren wie häufig, mit dem Rauchen angefangen hatte und wenn seiner Raucherkarriere bis zur Zeugung besonders lang war. In diesen Fällen besteht das Risiko der Schädigung des neuen Lebens sogar dann noch, wenn die Väter schon mehr als 5 Jahre vor der Zeugung mit dem Rauchen aufgehört hatten.
Das vom allergischen Asthma zu unterscheidende frühkindliche Asthma ist eine der häufigsten chronischen Kinderkrankheiten. Das Rauchen der Väter vor der Zeugung ist nicht der einzige Risikofaktor. Besonders problematisch ist eine ungesunde Ernährung der Mutter und – natürlich – der häufige Aufenthalt in raucherfüllten Räumen in den ersten Lebensjahren. Bedenklich ist auch eine Antibiotikaeinnahme der werdenden und der stillenden Mutter wie auch des Kindes innerhalb der ersten zwei Lebensjahre.
Wie sich die Ergebnisse der norwegischen Beobachtungsstudie erklären lassen, wissen die Forscher selbst nicht. Sie vermuten, dass das Rauchen langfristige epigenetische Schäden beim Mann hervorruft, die mit seinem Erbgut auf die Kinder übertragen werden.