Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Wenig Wissen über die Kunst des klugen Essens

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 13. Oktober 2016

Die Kunst des klugen Essens

Melanie Mühl und Diama von Kopp,, Die Kunst des klugen Essens, 42 verblüffende Ernährungswahrheiten., Hanser, 2016, 16,00 €

Der Titel des neuen Buches der beiden FAZ-Journalistinnen über die Kunst des klugen Essens hat mich wach gemacht,weil die Autorinnen im Haupttitel genau das ansprechen, was micht seit 16 Jahren umtreibt:

das richtige Essen!

Der  Untertitel mit den 42 verblüffenden Ernährungswahrheiten stimmte mich aber kritisch. Sollten da schon wieder wie heute so üblich wahllos einzelne Aspekte eines Themas aneinandergereiht worden sein (Beispiel: Die 50 gefährlichsten Tier der Welt).  Leider musste ich feststellen, dass das der Fall ist. In ihrem Blog  –blogs.faz.net/foodaffair/ –  haben sie es bereits so vorgemacht, indem sie sehr unterschiedliche Beiträge ohne inneren Zusammenhang nacheinander vorstellen. In meinem Blog tue ich das nicht anders, aber in einem Buch erwartet man mehr!

 

Tatsächlich ist das richtige Essen als Teil einer praktischen Lebensphilosophie ein sehr viel weiterer Bereich als der, der im Buch der beiden Autorinnen episodenhaft angesprochen wird.. Ihnen geht es mehr oder minder nur darum aufzuzeigen, wie wir unsere Essensentscheidungen treffen. Dazu erläutern sie in verständlicher Weise  Erkenntnisse aus der Psychologie und der Gehirnforschung. Abschließend erteilen sie einige Ratschläge für ein besseres Essverhalten wie die Wahl der Farben der Speiseteller und der Vermeidung, sich beim Essen im Spiegel (hinter dem Tresen) zu sehen. Die Beobachtung, wie unser Unbewusstes uns zum unvernünftigen Essen drängt, sind aber alles andere als verblüffend, sondern eher selbsterläuternd. Auch die Unterteilung der Menschen nach der Zahl der Geschmackspapillen auf der Zunge in Supertaster, Nontaster und normale Taster (Superschmecker, Nichtschmeckr und normale Schmecker) wird niemandem helfen zu einem klügeren Essverhalten zu gelangen.

Manche möglicherweise durchaus richtige Informationen werden von den Autorinnen ohne hinreichende Begründung gegeben, beispielsweise, dass das zu kurzer und schlechter Schlaf hungrig mache, weil dadurch die Ausschüttung des satt machenden Hormons Leptin unterdrückt und das Hungerhormon Ghrelin ausgeschüttelt würde. Sehr interessant ist ihr Hinweis, dass das Trinken eines großen Glases Wasser vom Hungerfgefühl abklenkt. Das überzeugt, weil sich in Versuchen gezeigt hat, dass kleine Mengen Wasser sich sogaram Nahrungsbrei vorbeischlängeln und direkt in den Dünndarm laufen können, während eine Menge von 0,2 l den Magenpförtner sicher zum Dichtschluss und zur Weitung des Magens beiträgt.

Gut schreiben haben die Autorinnen von der Pike auf gelernt, Sie erfreuen die Leser auch mit interessanten Bonmots und Anekdoten. Ein Beispiel: Der berühmte Krimiregisseur Allfred Hitchcock servierte seinen Gästen einmal blau gefärbten Brokkoli, was zur Folge hatte, dass es allen Gästen schlecht wurde und sich einige gar erbrachen. Unser Unbewusste rebelliert, wenn man unsere Erwartungen beim Essen so krass verfehlt. Mit meiner Familie habe ich einmal in einem avantgardistisch gestylten Restaurant m spanischen Burgos ganz Ähnliches erlebt. Dort war der Fußboden weiß und himmelblau gekachelt und die Decke erdfarben. Wir wählten alle verschiedene Gerichte (keine Vergiftung!), die uns wunderbar schmeckten. Im Verlaufe der Zeit wurde es uns allen nacheinander aber schlecht, was sich alsbald legte, als wir das stilvolle Restaurant verließen..

Wer auf eine Reihe von Aha-Erfahrungen zum Themaa des Essens aus ist, kan an dem mit leichter Hand geschriebenen Buch durchaus seine Freude haben. Große praktikable Hilfen auf dem Wege zum gesunden Essen sind allerdings Fehlanzeige.