Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Teenager lernen besser

Erstellt von r.ehlers am Montag 10. Oktober 2016

Teenager lernen anders als Erwachsene - und mitunter sogar besser.

© Antonio Diaz/ thinkstock

  „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“

Das uralte Sprichwort hat seine Bedeutung verloren. Die Gehirnforschung hat nämlich festgestellt, dass sich das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter hinein in seinen Zellen erneuert. Es gibt kein Lebensalter, in dem man nicht alles hinzulernen kann.

Bisher beriefen sich viele Menschen bei Erreichen des  Rentenaltern darauf, dass es sich nicht lohne, etwa noch einmal eine neue Sprache zu lernen. Selbst Menschen, die ihr Alter im sonnigen Süden verbringen wollen, verzichteten darauf, die dortige  Sprache in Wort und Schrift zu erlernen. So wie die nachgezogenen Eltern von sog. Gastarbeitern aus südlichen Ländern in Deutschland wie halbe Analphabeten lebten, sind auch die meisten älteren Deutschen, die es im Alter nach Spanien, Griechenland, in die Türkei oder nach Thailand gezogen hat, in ihrer neuen Heimat weitgehend sprachlos. Dies ist ein schwerer Fehler, der auf Kosten der Lebenqualität geht.

Ebenso ist es unvernünftig, wenn ein älterer Mensch – und sei er schon in den achtzigern! -nicht mehr in die neue Welt der Elektronik eintauchen will und jeden Kontakt mit PC, Windows, Internet, Google, Wikipedia und die neue Einkaufswelt im Netz weit von sich weist. Wer sich in aller Ruhe den neuen Dingen nähert, stellt fest, dass sich der Umgang mit dem Computer, dem Handy und dem Smarphone ihnen ganz leicht erschließt – wenn sie nur Schritt für Schritt herangeführt werden.

Allerdings lernt man in späteren Jahren nie mehr so einfach und schnell wie ein Teenager.

US-Wissenschaftler von Harvard und Columbia haben in diesen Tagen die Ergebnisse umfangreicher Beobachtungsstudien veröffentlicht, nach denen die Gehirne der Menschen in  Zeit der großen Lebensumstellung in der Pubertät in einer wichtigen Beziehung anders ticken als die der Erwachsenen, s. http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20696-2016-10-07.html.

Es geht um das belohnungsverstärkte maschinelle Lernen (Reinforcement Learning – RL). Dabei lernt man nicht durch Instruktion eines Dritten, auch nicht durch seine Überwachung und auch nicht durch Einsatz des eigenen logischen Vermögens oder durch wiederholtes Einprägen. Vielmehr lernt man durch eigene Interaktion mit der Umwelt. Man lernt anhand der  festgestellten Wirkungen seines Handelns durch Versuch und Irrtum.  Bestes Beispiel ist das Erlernen des Fahrradfahrens oder von Bewegungsabläufen im Sport. Bei solchem Lernen wird jeder Fortschritt durch eine Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn beantwortet,das dann ohne Hochschaltung ins Bewusstsein die Ausführung der richtigen Schritte in die Wege leitet. Ohne jede Instruktion lernt man so komplizierte Abläufe perfekt zu beherrschen. Bei dieser Art zu Lernen zeigten junge pubertierende Probanden viel bessere Ergebnisse als die älteren Probanden.

Die Forscher stellten in ihrer Studie zunächst ganz überrascht fest, dass bei pubertierenden jungen Menschen das im sog. Striatum im Mittelhirn gelegene Belohnungszentrum gar nicht intensiver arbeitete als bei älteren Menschen. Im MRT-Bild zeigte sich aber, dass bei den jungen Menschen die Aktivierung des Striatums  einher ging mit einer sehr intensiven Wechselwirkung mit dem für das Speichern von Erinnerungen zuständigen Hippocampus. Bei älteren Probanden war der Hippocamus während des belohnungsverstärkten mechanischen Lernens überhaupt nicht beteiligt.

Diese Zusammenschaltung von Striatum und Hippocampus im Gehirn der jungen Probanden erklären die Wissenschaftler mit einer evolutionsbedingten Anpassung an die besonderen Anforderungen der Umstellung in der Pubertät. „Indem es zwei Teile verknüpft, die eigentlich nicht miteinander in Verbindung stehen, versucht das jugendliche Gehirn in einer wichtigen Phase des Lebens ein umfassenderes Verständnis von seiner Umwelt zu erlangen“, sagt dazu die Mitautorin der Studie, Daphne Shohamy von der Columbia University in New York.