Trauma: Verwundung der Psyche
Erstellt von r.ehlers am Freitag 23. September 2016
Bild: iamlostlikekate.com
Das Trauma – „τραῦμα“ (traûma)- ist ein in fast alle Sprachen der Erde eingegangener Begriff aus dem Griechischen, der „Verletzung“ und „Wunde“ umschreibt, genau: eine durch eine Verletzung hervorgerufene Wunde. Ausgangsprunkt ist das biologische und medizinische Trauma, unter dem man jede körperliche Schädigung, Verletzung oder Verwundung versteht, wie sie typischerweise von außen durch Gewalteinwirkung entsteht.
In der Moderne ist der Begriff von Medizin und Psychologie auch auf schwere seelische Verletzungen übertragen worden, wo er eine die körperliche Beeinträchtigung weit überragende Bedeutung erhielt. Körperliche Störungen wie beispielsweise eine Kriegsverletzung, aber auch schwere Erkrankungen wie Krebs, bilden zudem oft parallel ein psychisches Trauma aus. Während man sich in der Medizin häufig gut damit auskennt, Folgen körperlicher Verletzungen zu beseitigen und dadurch bedingte Schmerzen zu lindern, ist die Behandlung der viel häufigeren und sehr oft viel schwerer belastenden psychischen Traumen (Traumata) sehr schwer.
Aber: Der Umgang mit den Ereignissen des Lebens, die geeignet sind, im Menschen ein psychisches Trauma auszulösen, ist zuvorderst eine Frage der klugen Lebensführung, bzw. Lebensgestaltung. Erst wenn wir nicht (mehr) die Fähigkeit haben, belastenden Eindrücken zu widerstehen, die man heute Resilienz nennt, oder sie mental zu verarbeiten, ist der Einsatz psychologischer, psychoanalytischer und psychiatrischer Methoden und Mittel gefragt. Wenn man will, kann man auch sagen, dass eine Lebensgestaltung, die darauf abzielt, den Menschen psychisch so zu festigen, dass ihn so schnell kein beastendes Ereignis mehr umwirft, eine Prävention gegen den Aufbau psychischer Störungen darstellt.
Es lohnt sich, in dieser Arbeit am eigenen Selbst die zentralnervösen Mechanismen zu kennen, die für Auf- und Abbau der Traumata verantwortlich sind.
Die Gefahr, überhaupt Situationen ausgesetzt zu werden, die unsere Psyche verwunden können, lässt sich nicht generell präventiv ausschalten. Es lohnt nicht einmal, außer im streng wissenschaftlich-theoretischen Interesse, die vielen möglichen Auslöser von Traumen zu klassifizieren. Der eine leidet bis an sein Lebensende, wenn er seine Frau verliert,der andere schätzt sich glücklich, dass er sie los ist. Das Auf und Ab der Dinge gehört einfach zum Leben. Ein Leben ohne Auseinandersetzungen wird schnell schal und langweilig und stirbt ab. Alles Leben braucht Herausforderungen. In diesem Sinne ist der berühmte Spruch des Heraklit zu verstehen, dass der „Krieg (Kampf) der Vater aller Dinge“ sei, vgl. dazu www.essenspausen.com/heraklit-die-masse-der-unbedarften-und-die-wissenden/.
Natürlich ist es klug, unnötigen Gefahren im Leben aus dem Weg zu gehen und sich gegenüber Unheil von außen abzusichern. Nur muss man wissen, dass man niemals alle Risiken ausräumen kann. Überraschungen gehören zum Leben. Man muss lernen, mit ihnen fertig zu werden, selbst wenn sie völlig unverhofft und aus gänzlich unerwarteteer Richtung kommen. Man sollte sich daher eine ganz besondere Art der Vorsorge treffen, nämlich die höchsteigene mentale Ertüchtigung des eigenen Selbst. Kein Mensch ist als Stehaufmännchen geboren. Wächst er aber in einer Umgebung auf, die ihm von klein auf die nötige Wärme und das Urvertrauen in die Welt vermittelt, ist er nicht so leicht umzuwerfen und erholt sich schnell wieder, wenn es doch mal eng wird. Jeder sollte es im Leben lernen, in sich zu hören (z.B. durch Meditation), um vergrabene Störfelder auszumachen und zu beseitigen. Wenn Sie beispielsweise bis ins Alter hinein von den immer gleichen nächtlichen Albträumen geplagt werden, ist es angezeigt, in sich zu gehen, um sich am Ende mit dem eigenen Selbst anzufreunden. Kommt man allein nicht klar, sollte man Hilfe Nahestehender und von Fachleuten suchen.
Mein besonderes Aniegen ist es, das Wissen darüber zu verbreiten, dass es mit dem Wohlfühlhormon Serotonin einen ganz besonderen zentralnervösen Steuerstoff gibt, der im Konzert mit eine Fülle anderer Hormone und Botenstoffe an allen mentalen Vorgängen bei der Entstehung, Abwehr und Verarbeitung von traumatischen Störungen beteiligt ist. Die Anhebung eines erniedigten Serotoninspiegels ist natürlich nur ein Faktor unter vielen, er ist aber so bedeutend, dass ich in den letzten 16 Jahren, seit ich über die Möglichkeit der körpereigenen Förderung des Serotoninaufbaus durch den verzehr nativer Kost auf leeren Magen von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden einzelner Fälle gehört habe, in denen dadurch posttraumatische Störungen wie Panikattacken, Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, selbstverletzendes Verhalten, innere Stimmen, Wahnvorstellungen und Suizidalität gebessert wurden oder sich sogar ganz legten.
Der Mensch mit einer überdurchschnittlich hohen Resilienz spricht viel besser an anf initiale Reaktionen seiner Umwelt im Falle der Etstehung oder Aufdeckung psychischer Traumata an, beispielsweise nach Kriegsererignissen oder sexuellem Missbrauch. Solche „erste Hilfe“, die wesentlich aus Empathie und Zuwendung bestehen muss, hat sich nach den Erkenntnissen aller Experten als ganz besonders hilfreich erwiesen. Einen traumatisierten Menschen erst einmal allein zu lassen, um sehr viel später zu versuchen, ihn zu stabilisieren, ist ungleich viel schwerer. Diese Erfahrungn machen heute tagtäglich die Tausende von Helfern überall in der Bundesrepublik, die sich um die durch Krieg, Verfolgung, Folter, Vertreibung, Vergewaltigung und Elend traumatisierten Menschen aus Syrien kümmern, die jetzt über das ganze Land verteilt sind.
Da ist es sehr bedauerlich, dass Bund und Länder es einfach nicht schaffen, den Kriegsopfern unbürokratisch zu helfen. Ich rede nicht von Fehlgeleiteten, die sich im Interesse des IS unter die Masse der Flüchtlinge gemengt haben, auch nicht von Menschen, die – durchaus verständlich – ausreisen, weil sie zuhause keine vernünftigen Entwicklungsmmöglichkeiten haben. Aber die Asylbewerber, die sich – im Falle der Syrer – meist zu Recht auf Verfolgung und Schlimmeres berufen, darf man nicht tagelang anstehen kassen wie in Berlin (LAGESO), bis ihre Anträge überhaupt entgegengenommen werden. Es ist auch irre, sie viel Monate oder gar Jahre auf die Erstbearbeitung ihrer Asylanträge warten zu lassen. Solches Warten vertieft bei den Traumatisierten das Gefühl der Unsicherheit und des Ausgeliefertseins.
Nich aus Gründen der Rechthaberei, sondern nur um deutlich zu machen, wie reformunfähig unsere Gesellschaft ist, weile ich einmal darauf hin, dass ich schon Ende der 80er Jahre in Zeitungsbeiträgen (es gab ja noch kein Internet) gefordert habe,die Asylverfahren wesentlich zu beschleunigen, um den wirklich Betroffenen besser und schneller helfen zu können. Es gab dann ein neues „Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz“,das sich aber als unpraktikabel erwies. Die Justizverwaltung erklärte, das Gesetz nicht anwenden zu können, da sich alle amtsinhabenden Richter geweigert hatten, sich zu den Asylsachen abordnen zu lassen. Als ob der Gesetzgeber da nicht hätte eingreifen können! Jetzt, 35 Jahre später, haben die Politiker die Asylverfahrensbeschleunigung wieder auf dem Plan.