Freiheit – für wen?
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 14. September 2016
Bild: findyournose.com
Zur richtigen Lebensgestaltung, die der Oberbegriff auch für das richtige Essen ist, gehört auch unsere Freieheit, die Freiheit jedes einzelnen Menschen.
Nehmen Sie aber einmal folgende Aussagen:
„Der Mensch muss frei sein. Die Wirtschaft muss frei sein. Die Religion muss frei sein. Das Internet muss frei sein. Die Kunst muss frei sein. Die Wissenschaft muss frei sein.“
Ob so viel Freiheit auch zusammenpasst? Oder ist die Freiheit des Einen nicht der Zwang des Anderen? Sowohl unsere Kanzlerin Merkel wie auch der scheidende Bundespräsident Gauck haben Kernsätze zu diesem Thema gesprochen.
Erinnern Sie sich?
Bevor es 2008 zum Fastzusammenbruch der globalen Finanzwirtschaft mit unübersehbaren Folgen für die Realwirtschaft kam, weil sich die Banken weltweit auf kriminelle Spielchen eingelassen hatten, trug Angela Merkel wie ihre stererotypen Gesten den Spruch vor sich, dass die Wirtschaft frei sein müsse.
Joachim Gauck, der doch genau die Unfreiheit der Menschen in der DDR erlebt hatte, wiederholt fortlaufend denselben Spruch, wenn auch ein wenig gedrechselter. Er sagt:
„Wenn man das Priinzip der Freiheit einmal verinnerlicht hat, muss man auch akzeptieren, dass die Wirtschaft frei sein muss.“
Wenn aber die Wirtschaft frei ist, gesicherte Arbeitsplätze abzuschaffen und immer mehr Arbeit in Teilzeitarbeit erldeigen zu lassen oder auch nur befristet, kann sich am Ende kein Arbeitswilliger mehr für einen Job entscheiden, der ihn und seine Familie auch ernährt. Die Freiheit hätte er zwar, aber die Angebote sind nicht mehr da. Im August habe ich einmal über den künftigen Arbeitsmarkt geschrieben: http://www.essenspausen.com/arbeit-und-versorgung-in-naher-zukunft/.
Unsere Politik, auch die Arbeitsministerin Nahles von der SPD, schwadroniert noch immer von der Vollbeschäftigung, obwohl sie weiß, dass sie mit der Agenda 2010 die Weichen zur Präkarisierung der Bevölkerung gestellt hat und dass mit der Automatisierung und Robotisierung bereits in wenigen Jahren für kaum jemanden mehr eine freie Wahl bestehen wird, sich eine Arbeit zu wählen.
Wer Ersparnisse hat, weiß heute nicht mehr, wo er sie gewinnbringend anlegen kann, weil die Zinsen fast bei Null liegen. Auch da nutzt mir die freie Wahl des Finanzanbieters nichts. Die Zinsen können nicht steigen, weil sonst offenbar würde, dass nach 2008 so viel Geld gedruckt und Buchgeld (fiat money) zugelassen worden ist, dass die unerhörte Verwässerung des Geldwertes offenbar würde.
Und was ist mit der freien Wahl beim Essen für die Milliarden Menschen in der Welt, für die die Nahrung einfach nicht ausreicht?