Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

„Friss die Hälfte“ (FdH) ist keine bloße Abnehmdiät

Erstellt von r.ehlers am Samstag 3. September 2016

Franklin-Porträt von Joseph-Siffred-Duplessis, Ölgemälde, um 1785. Das Bild ist die  Vorlage zur Darstellung Franklins auf der 100-US-Dollar-Banknote.

Benjamin Franklin, 1706 – 1790, Drucker und Verleger aus Philadelphia, war nicht nur bedeutendster unter den Gründervätern der USA. Er war auch ein bedeutender naturwissenschaftlicher  Tüftler und Forscher. Zu seinen Erfindungen gehört neben dem Blitzableiter auch ein Kanonenofen mit Rauchabzug zum gleichzeitigen Heizen und Kochen. In seinen vielen Aktivitäten engagierte er sich stets für das Wohl der Allgemeinheit. Unter der Vielzahl seiner millionenfach verbreiteten Sprüche zur klugen Lebensgestaltung habe ich folgenden gefunden, der bis heute nicht die ihm gebührende Beachtung gefunden hat:

„In general, mankind, since the improvement of cookery, eat above twice as much as nature requires.“

[Gängige Übersetzung: Seit Erfindung der Kochkunst (genau: der Verbesserung des Kochens) essen die Menschen [genauer: mehr als] doppelt so  viel wie die Natur verlangt.]

Benjamin Franklin

Quelle: The complete works … of … Benjamin Franklin, Ausgabe 2, Seite 494 (Verlag James Cundee), 1806

Franklin hat gewiss auch am eigenen Leibe festgestellt, dass die Menschen mehr essen als ihnen gut tun, weil die Kochkunst ihre Speisen so appetitlich macht. Seine Portraits zeigen ja auch einen recht beleibten Mann, der wohl auch dem guten Essen und Trinken nicht widerstehen konnte oder wollte.

Immerhin hat Franklin richtig erkannt, dass die Gewohnheit doppelt so viel zu essen wie unser Körper und Geist für ihre optimale Funktion brauchen, aus zweierlei Gründen nachteilig:

  1. Die Gesundheit des Vielessers  nimmt Schaden.
  2. Anderen, die nicht genug haben, wird Nahrung weggenommen.

Mir ist natürlich klar, dass Nahrung, die der eine nicht isst, praktisch eher im Müll landet als das sie einem anderen, einem Bedürftigen vor Ort, im Lande oder sonstwo in der Welt zugutekäme. Die Voraussetzungen für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen der Erde besseren sich aber gewiss ein wenig, wenn wir nur so viel essen, wie uns selbst gut tut.

 

Reine Rohkost ist keine Alternative

Rohkostlehrer weisen zu Recht darauf hin, dass sie wirklich nur die Hälfte von dem essen, was Menschen zu sich nehmen, die all ihre Nahrung kochen.

Reine Rohkostler haben in unserer Welt aber einen schweren Stand, weil der totale Verzicht auf Kochen, Backen und Braten der Allgemeinheit der Menschen einfach nicht zumutbar ist. Ich will gar nicht darauf abstellen, dass das leckere Essen und Trinken neben seichter Unterhaltung und gelegentlichem Sex für sehr viele Menschen den wesentlichen Lebensinhalt darstellt („Brot und Spiele“). Es ist aber schon unsere Natur, die uns in der Evolution (so wie alle anderen Lebewesen auch) mit unseren Sinnen, unserem zentralnervösen Belohnungszentrum (nucleus accumbens) und unsere Ausstattung mit Steuerhormonen (Botenstoffen) darauf festgelegt hat, die Freude beim Essen und Trinken zu suchen.

Wir sind zwar auch in der Lage, mit Situationen geringen Nahrungsangebots zurechtzukommen. Wir schaffen das physisch schon wegen unserer körperlichen Speichersysteme für Energiestoffe und Vitalstoffe, aber auch psychisch/mental angesichts des Wechselspiels der Hormone, z.B. des Hungerhormons Ghrelin und des Esskontrollhormons Serotonin. Wenn uns aber der Duft leckerer Speisen in die Nase dringt, entspricht es unserer Natur, auch einmal „zuzuschlagen“ wie ein Bär, der eine Honigquelle entdeckt hat.

Mit dem, was die Herren Mälzer, Lafer und Kollegen Spitzenköche, aber auch wir selbst am heimischen Herd und Grill  an Gaumenfreuden so zaubern, kann Rohkost auf keine Weise mithalten. Wer rohe Kost richtig verzehrt wie z.B. der Münchner Ernährungsberater Volker Schilling, indem er die rohe Kost so lange im Mund bewegt, bis sie bis auf die letzten Zellen aufgebrochen ist, wird durch die Süße aus den in den Zellen liegenden Kohlenhydrate  belohnt („Schmauen= Schmecken und Kauen“, s. http://www.essenspausen.com/schmauen-essen-mit-bedacht/). Aber auf solch langwieriges Kauen lassen sich nur wenige Menschen ein. Zudem gibt es außer der Süße noch Tausend andere Geschmackskompositionen, denen man beim bloßen Verzehr von Rohkost nicht näher kommt.

 

Kochen schließt Nahrung auf, zerstört aber auch vitale Inhalte

Wir Menschen haben zwar erst lernen müssen, das Feuer zu beherrschen, wir mussten den Kochtopf und den Grill auch erst erfinden. Psychophysisch sind wir aber durch die Evolution so eingerichtet, dass es unnatürlich wäre, an den  Vorzügen des Kochens vorbei gehen zu wollen. Um es mit dem bekannten Lebensmittelchemiker Udo Pollmer zu sagen, sind wir  nach der Erfindung des Kochtopfes von Allesfressern zu Cocivoren geworden (s. http://www.essenspausen.com/sind-wir-pflanzenfresser-oder-fleischfresser/)

Das Kochen hat schließlich einen großen ernährungstechnischen Vorteil: Es macht die Nahrung weich und öffnet bei der pflanzlichen Nahrung die Zellen, die ihre Inhalte durch kräftige Zellulosewände vor dem Zugriff schützen. Wenn wir faserreiche relativ harte rohe pflanzliche Nahrung daher nicht entweder wie Schilling gründlichst zerbeißen oder sie nach schonender Trocknung in der Mühle fein vermahlen, kommen wir an ihre wertvollen Inhalte überhaupt nicht heran. Diese beiden Alternativen zum Kochen haben einen bis heute nur von Wenigen erkannten großen Stellenwert für unsere Ernährung insbesondere mit Vitalstoffen. Beim Kochen werden nämlich große Mengen von Vitalstoffen gnadenlos zerstört, während die Masse der Energieträger wie Kohlenhydrate und Fette kaum leidet.

Die Hitze zerschlägt ihre Moleküle, lässt sie oxidieren oder zwingt sie, mit anderen Molekülen neue chemische Verbindungen einzugehen, mit denen unser Metabolismus nichts anfangen kann.

Beim Kochen, wie wir Europäer es betreiben, werden unweigerlich alle Nahrungsenzyme zerstört und große Anteile an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Eiweißen, ungesättigten Fettsäuren und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wie Flavonoide, Polyphenole und  Glykonährstoffe leiden oder werden unbrauchbar. In der asiatischen Küche wird mit viel größerer Hitze, aber viel schneller gekocht, wodurch die Vitalstoffe eher erhalten bleiben. Unsere Küchen umzurüsten ist allerdings wohl noch schwieriger als unsere Essweise so zu ändern, dass wir auch mit dem Kochen gesund leben können.

Das Problem, das zu bewältigen ist, ist also die Bereitstellung der Vitalstoffe, die wir durch unsere Art des Kochens nicht sicherstellen können. Auch wenn ich nicht an eine superkluge kulinarische Körperintelligenz (Knop) glaube, gehe ich doch davon aus, dass es uns von Natur aus dazu drängt, die Levels an den vielen lebenswichtigen Vitalstoffen immer wieder hoch zu halten, um nicht mangelernährt zu sein. Es wird wohl so ein, dass es uns dazu drängt, mehr von unserer gekochten vital entreicherten Nahrung zu essen, als wir zur Energieerzeugung brauchen, um aus der größeren Menge an Nahrung doch ausreichende Mengen an Vitalstoffen ziehen zu können. Ganz geht aber diese Rechnung nicht auf, weil wir die Vitalstoffe auch brauchen, um überhaupt  unsere Bewegungsenergie ATP aus den Energieträgern aufbauen zu können (vgl. http://www.essenspausen.com/energieaufbau-braucht-vitalstoffe/).

 

Die Lösung: Neben gekochter Nahrung auf die rohe native Kost setzen!

Es gibt weder eine Notwendigkeit noch einen inneren Drang, die heute üblichen Mengen an gekochter, gebackener und gebratener Nahrung zu verzehren, wenn wir neben etwa der Hälfte der bisher üblichen Nahrungsmenge durch eine kleine Portion nativer Nahrung täglich einen beträchtlichen Schub an gut erhaltenen Vitalstoffen zu uns nehmen.

Sprachlich kann man den einen Löffel nativer Kost eine Ergänzung der gekochten Nahrung nennen, auch wenn er einfach ein Stück reines Lebensmittel mehr ist und lebensmittelrechtlich aber kein Nahrungsergänzungsmittel. Einen vergleichbaren Wert hat der direkte Verzehr roher Kost, der allerdings in seinen hartfaserigen Zellen unbedingt entweder gründlichst zerkaut werden oder im Mixer oder Blender komplett zerschlagen sein muss. Sehr wertvoll ist ein Smoothie, weil es anders als das aus Früchten auch Proteine mit sich bringt, besonders ein Grünes Smoothie. Am Ende gebührt der nativen Kost, die ich mit der Aminas Vitalkost als erster vorgestellt habe, aber der Vorzug, weil nur sie – beim von Flüssigkeit begleiteten – Konsum auf leeren Magen den starken Verstoffwechslungsreiz erzeugt, der den Anstoß für den körpereigenen Aufbau des Botenstoffes Serotonin gibt.

Wie ich gerade unter  http://www.essenspausen.com/fettverbrennung-fettabbau-negative-kalorienbilanz-abnehmen/ aufgezeigt habe, brauchen wir im Interesse der Reduzierung des Körpergewichts auch eine Reduzierung der Kalorienzufuhr. Die ist aber bei durch die Halbierung der Nahrungsmenge bei regelmäßiger Bereicherung der Vitalstoffbilanz durch native Nahrung gesichert.

 

Wie schafft man es, einfach nur die Hälfte zu essen?

Männer, denen bisher ein tägliches Stück Fleisch oder eine Mettwurst nicht reichte, legen sich bewusst nur eins davon auf den Teller. Wo sie bisher wenig Gemüse als „Beilage“ aßen, langen sie bei dieser kalorienarmen aber ballaststoffreichen Kost kräftiger zu. Morgens mit einem Löffel nativer Kost zu beginnen, ist ideal, weil sich danach viele Stunden kein Heißhunger meldet. Die normale Arbeitszeit über bietet es sich ohnehin nicht an, sich den Magen vollzuschlagen, weil das nur müde macht.

Kommt man nach der morgendlichen langen Essenspause, die ja dem ganze Körper bis in die Zeit seiner Regenerierung in der Nacht gut tut, in die tägliche Essensphase, macht es sich sehr gut, sich vor der großen Mahlzeit ein Smoothie zu gönnen. Wer will, kann auch noch einmal einen Löffel nativer Kost verzehren, besonders wenn er den Eindruck hat, dass er unter Stress steht und vielleicht mehr vom Stresskontrollhormon Serotonin brauchen kann.

Wer es nicht schafft, seinen Alkoholkonsum zu halbieren, sollte an einen Ausstieg aus dieser Droge denken. Im Zusammenhang mit der Aufgabe des gesundheitsschädlichen Vielessens ist die Abkehr vom Alkohol übrigens deutlich leichter, weil was bei der Behebung des einen Problems hilft, auch  bei der Lösung des andern dienlich ist.