Olympia – warum schneller, weiter, höher?
Erstellt von r.ehlers am Freitag 5. August 2016
Die Olympischen Spiele im August 2016 in Rio de Janeiro stehen wie viele ihrer Vorläufer wegen Dopingskandalen und der Ausnutzung der Ressourcen des Ausrichterlandes Brasilien ebenso in der Kritik wie der von der korrupten FIFA betriebene Weltfußball. Solche Probleme können nicht ausbleiben, wenn die Macht über lukrative sportliche Großereignisse nicht ordentlich geregelt und kontrolliert ist. Wer aber sollte das schon bewerkstelligen? Also werden wir mit solchen Problemen „leben“ müssen.
Ebenfalls unausrottbar, aber von wirklich großer Bedeutung ist die Frage nach dem Sinn spektakulärer Sportereignisse wie nach dem Sinn sportlichen Betätigung überhaupt.
Ich habe auf dieser Plattform in den letzten Jahren immer wieder mal über den Sinn sportlicher Aktivität geschrieben, was Sie durch Eingabe des Begriffs „Sport“ in die Suchleiste oben links auf der Startseite aufrufen können.
Nur ergänzend will ich kurz darauf eingehen, welchen Sinn es macht, dass wir im Sport Rekorde anstreben und Wettkamftrophäen einzusammeln, indem wir immer schneller, weiter und höher kommen.
Auch Sportmediziner, die sich der Gesundheit der von ihnen betreuten Athleten und der Gesundheit der Allgemeinheit verpflichtet fühlen, helfen den Spitzensportlern, an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit zu gehen um alte Rekordmarken zu brechen. Allerdings verantworten sie das nur, indem sie auf diesem Wege laufend den körperlichen und psychischen Zustand ihrer Schützlinge kontrollieren. Je nach Sportart sind die Grenzen des Vertretbaren sehr verschieden. Kann man es tatsächlich rechtfertigen, in Sportarten bis an die Leistungsgrenze zu gehen, bei denen dadurch das Risiko schwerer Verletzungen übergroß wird? Seit ich als Student eine Weile am Boxtraining teilnahm und auch einige Sparringsrunden drehte, habe ich eine irrationale Vorliebe für die Herausforderugen dieses Kampfsports. Denke ich aber an den Größten im Boxsport, den gerade versorbenen Cassius Clay alias Muhammad Ali frage ich mich, ob sein Parkinson nicht durch die heftigen Erschütterungen des Gehirns beim Boxen begünstigt wurden. Heute würde ich einem jungen Menschen nicht zu solchem Sport raten.
Bild: www.boxrec.com
Ich erinnere mich gern auch an meine Zeit als Ruderer im Gig-Vierer, als mir nach jedem Rennen der Kopf schier zu zerplatzen drohte (nie im Training). Ich würde einem jungen Menschen sehr zum gepflegten Wanderrudern raten, nicht aber dazu, sich an Wettkämpfen zu beteiligen. Auch die physischen Anforderungen beim Fußball, jedenfalls wenn der Ehrgeiz die Spieler antreibt, sind so hoch, dass ich einem jungen Menschen nicht dazu raten würde. Gleiches gilt für den knochenharten Hallenhandball und den Wasserball.
Von außen lässt sich der Kampf um den Sieg und um die Rekorde sehr schön ansehen. Der Zuscher empfindet es auch anregend, sich in die Situation der Akteure hinein zu versetzen. Wenn die Liebe zur Betrachtung des Sports nicht den Zuschauern die Zeit stiehlt, in der sie selbst für ein gesundes Bewgungstraining sorgen könnten, ist gegen die modernen Gladiatorenkämpfe nichts einzuwenden. Also wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei!