Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Bore Out – andere Ursachen, aber gleiche Folgen wie Burn Out

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 4. August 2016

-helpster.de-

Im Januar 2014 schrieb ich über die angeblich eigenständige Krankheit Bore Out, dass sie nicht mehr ist als die Beschreibung von Fehlvorstellungen, falschen Erwartungen und wirklichen Defiziten im Leben, die im Ergebnis ganz ähnliche psychische Störungen hervorrufen wie beim durch Überforderung ausgelösten Burn Out.:

Diagnose „Bore Out“: ein Hoax

Da die Ausgangssuituation bei der Unterforderung des Menschen (Bore Out) aber wirklich andere sind als bei der Überforderung (Burn Out) kann man es im Zweifel auch hinnehmen, dass sie als zwei verschiedene Krankheiten klassifiziert und behandelt werden. Dennoch ist es interessant zu sehen, dass die Störfaktoren bei beiden Phänomenen auf denselben Ebenen liegen.

Bei beiden Krankheiten ist es der fehlerhafte Umgang mit der Zeit, der die Psyche angreift. Der eine wird so unter Zeitdruck gesetzt, dass er nie Zeit hat und damit wichtige Erfahrungen im Leben verpasst – beispielsweise im Familienleben. Die Überforderung mündet so in das Empfinden einer Sinnlosigkeit. Mit der Sinnlosigkeit hat aber gerade der unterforderte Mensch zu kämpfen. Er hat Zeit „steif“, d.h. er könnte viel sinnvolles leisten, bekommt dazu aber keine Gelegenheit.

Bei beiden Krankheiten geht es auch um die Kreativität. Der auf den Burn Out zutreibende Mensch wird übertrieben stark zu kreativen Höchstleistungen getrieben, wodurch ihm die Schöpferkraft gerade abgeht. Ihm fehlt der erholsame Leerlauf wie er insbesondere in der Meditation bewusst angesteuert werden kann, der bekanntlich eine große Quelle kreativer Gedanken ist. Sein unterforderter Gegenpart dagegen lebt in einer absurden Arbeitswelt ohne als sinnvoll bewertete Aufgaben, aber mit endlos viel unausgefüllter Zeit.

Kandidaten für Burn Out und Bore Out leiden beide unter Schuldgefühlen. Der eine krankt daran, dass er trotz viel zu viel Arbeit nicht alle wichtigen beruflichen Aufgaben schaffen kann – und zudem das private Leben an ihm vorbeizieht. Der andere dagegen lebt in großer Unsicherheit, weil er keinen ausreichenden sichtbaren Arbeitserfolg abliefern kann.

Beiden Patienten kann dadurch geholfen werden, dass sie lernen, ihr derzeitiges Leben nicht einfach hinzunehmen wie es ist. Wenn sie erst einmal ihre Situation verstehen, müssen sie lernen, aus den alten Zwängern herauszutreten  – ganz so wie es eine Reihe übrforderter Manager mit ihrem Ausstieg aus ihren bedeutenden Positionen geschafft haben. Wer in seiner eigenen angeblichen Bedeutungslosigkeit zu ersticken droht, muss lernen, dass sein Leben kostbar ist, auch wenn er nicht jederzeit Nachweise für seine besondere Bedeutung vorlegen kann.

Menschen mit dem Bore Out- wie dem Burn Out-Syndrom – müssen in erster Linie ihre eigenen Vorstellungen über die Notwendigkeit und den Wert persönlicher Leistungen revidieren. Wie sollen denn die Menschen der Zukunft noch ein gutes Leben haben, wenn Maschinen, Computer und Roboter ihnen praktisch alle bisher von Menschen erledigten Aufgaben übernommen haben?

Ein Nachsatz:

Unbeschäftigt „herumzuhängen“ oder „abzuhängen“ wird heute beim „Chillen“ regelrecht zur Jugendmode. Es wird als luuriös empfunden, frei von Ambitionen und Anstrengungen „eine gute Zeit“ zu haben. Dieses Verhalten und seine subjektive Wertschätzung wiederholt das Phänomen des „dolce far niente“, des „süßen Nichtstuns“ einiger Begüterter vor einigen Jahrzehnten. Die Kunst des Nichtstuns lag nach damaliger Vorstellung darin, einfach alles um sich herum um die eigene Person kreisen zu lassen und sich selbst genüge zu sein.