Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

EU: Konjakmehl (Glukomannan) hilft beim Abnehmen!

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 14. Juli 2016

Schauen Sie doch einmal herein in die von der Europäischen Kommission in Brüssel veröffentlichte  LISTE DER ZULÄSSIGEN GESUNDHEITSBEZOGENEN ANGABEN vom 16.5.2012 (alphabetisch):

http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX:32012R0432 (in deutscher Sprache), nach dem Datum der amtlichen Entscheidung  fortgeführt unter http://ec.europa.eu/nuhclaims/?event=search (in Englisch). Heute, gut 10Jahre nach der Einführung der Health Claims Verordnung, hat das Register 2.287 Einträge, vorwiegend Zurückweisungen der von den Lebensmittelherstellern beantragten Gesundheitsaussagen über die von ihnen und dem Handel beworbenen Lebensmittel.

Bestimmt werden Sie sich beim Blick in die Liste vor dem dort dokumentierten Regulierungswahn erschrecken. Wenn Sie nur Punkt für Punkt in die Entscheidungen einsteigen, werden Sie feststellen, dass die meisten genehmigten Aussagen überhaupt nicht zweifelhaft sind. Nur zum Beispiel werden für Folat (= Vitamin B 6 bzw. Folsäure) seine unverzichtbaren Funktionen beim Zellaufbau, der Synthese von Aminosäuren und der Einfluss auf Immunsystem und selbst neurologisch- psychische Zustände (Wachen, Schlaf) genannt. Ähnlich listet die EU die längst bekannten ursächlichen Beträge für die Wirkungan all der anderen Vitamine, Hormone und Mineralstoffe auf. Da scheint mir viel nutzlose Arbeit geleistet worden zu sein. Das Ziel der Übung wird aber erreicht, alle Aussagen über die Wirkungen von Lebensmitteln zu verbieten, die nicht genehmigt sind (Verbot mit Erlaubnisvorbehalt). Dann werden sie auch nicht mit den Produkten der Pharmaindustrie konkurrieren können!

Genug der Vorrede. Mir geht es hier um die beiden Wirkaussagen, die die EU für den Lebensmittelinhaltsstoff Glukomannan ( Konjak, Mannan) bezüglich ihres Beitrages bei der Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels und zum Gewichtsverlust im Rahmen einer kalorienreduzierten Ernährung doch tatsächlich genehmigt hat.

Wenn das keine Überraschung ist!

Gerade erst habe ich mich im Beitrag http://www.essenspausen.com/appetit-control-von-aldi/ darüber ausgelassen, dass die Hersteller von Appetitzüglern mit dem Inhaltsstoff aus der Wurzel der Konjak-Knolle (andere Namen: Glukomannan, Maya Taro, Hexentaro) auf unrechte Weise genau diese Wirkungen benennen. Jetzt muss ich mich also berichtigen: die Werbeaussagen sind legal.

 

Aber stimmen die Wirkbehauptungen auch?

Die EU erlaubt die Aussage über die Aufrechterhaltung einer normalen Blutzuckerspiegels nur unter der Bedingung, dass eine tägliche Aufnahme von 4 g Glucomannan gewährleistet ist. Damit die Angabe zulässig ist, sind die Verbraucher darüber zu unterrichten, dass sich die positive Wirkung nur bei einer täglichen Aufnahme von 4 g Glucomannan einstellt. Zudem ist die Angabe nur erlaubt, wenn sie verbunden ist mit einer Warnung, dass bei Verbrauchern mit Schluckbeschwerden oder bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr Erstickungsgefahr besteht. Es muss daher empfohlen werden, Glukomannan nur mit reichlich Wasser einzunehmen, damit der Quellstoff  auch in den Magen gelangt.

Bezogen auf den Beitrag zum Abnehmen verlangt die EU die gleiche Warnung, im übrigen aber erlaubt sie die Angabe nur für Lebensmittel, die 1 g Glucomannan je angegebene Portion enthalten. Damit die Angabe zulässig ist, sind die Verbraucher darüber zu unterrichten, dass sich die positive Wirkung bei einer täglichen Aufnahme von 3 g Glucomannan in drei Portionen à 1 g in Verbindung mit 1-2 Gläsern Wasser vor den Mahlzeiten einstellt.

Die entscheidende Einschränkung ist aber die, dass alle diese behaupteten Wirkungen die Einhaltung einer kalorienredizierten Ernährung voraussetzen. Aber ist nicht die konsewuente Einhaltung einer kalorienreduzierten Ernährung (zusammen mit der Begünstigng des Fettverbrauchs) derletztlich allein maßgebende Grund für die Gesichtsreduktion?

Was für ein Durcheinander!

Wie ich schon in meinem Beitrag vom 3.5.2016 rügte, sagt der Hersteller des Glukomannan-Produkts Appetit Control kein Wort darüber, ob der Magen bei der Aufnahme des Produkts leer sein soll oder nicht. Auch die Prüfer beim Europäischen Institut für nahrungsmittelsicherheit (EFSA) in Parma verlieren darüber kein Wort.  Auf diesen Umstand kommt es aber an!

Wird die kleine vorgesehen Nahrungsmenge, die das eine Gramm Glukomannan enthält, tatsächlich auf leeren Magen verzehrt, läuft sie zusammen mit 1 – 2 Gläsern Flüssigkeit nur den Magen hindurch und wird gleich in den Dünndarm gespült und dort weitflächig verteilt. Was da an Quellwirkung eintritt, wird für eine gute Verdauungsfunktion des Darms hoch willkommen sein.

Wird die Portion mit dem Glukomannan auf den noch nicht wieder völlig freien Magen verzehrt, kommt es tatsächlich im Magen zu einer Quellwirkung, die dazu führt, dass der Magenpförtner lange Zeit dicht hält und nichts an den Darm hindurchlässt – zumal ja dann programmgemäß eine reguläre Mahlzeit folgt. Wie soll auf diesem Wege denn – außerhalb der ja verlangten Kalorienreduzierung – tatsächlich das Körpergewicht verringert werden? Davon, dass eine Gewichtsverminderung, die nicht nachhaltig ist, wegen des Jojo-Effekts gar keinen Wert hat, will ich gar nicht weiter reden!

Abnehmen ist und bleibt ein hoch komplexes Unterfangen.Nötig ist nicht eine schlichte Verminderung des Gesamtgewichts, sondern eine Reduzierung der Fettpolster. Wenn ich dem Körper keine Essenspausen gönne, komme ich nicht in die Fettverbrennung (s.den Beitrag „Abnehmen“ in der Kategorie Grundwissen) , selbst wenn ich Zahl der aufgenommenen Kalorien reduziere. Weil viele Nutzer von Diäten, die auf Sättigung durch das Quellvermögen von Inhaltsstoffen setzen, tatsächlich weniger essen und die schädlichen Zwischenmahlzeiten weglassen, nehmen sie eine Weile lang wirklich ab – meist aber nur, um den Grundumsatz zu senken und nach der Diät alles an Gewicht wieder zuzulegen.

Solches Diäten ist daher nichts als eine nutzlose und teure Spielerei ganz auf der Linie von Herbalife, Almased und Yokebe. Zu dumm, dass die sonst so strenge EFSA da mitmacht!