Glücksforschung ohne Hormone
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 25. Mai 2016
Zugegeben, in den tausenden von Jahren, in denen die Menschen über das Phänomen des Glücks nachgedacht haben, wussten sie nichts von der Macht der Hormone. Verstehe aber, wer will, dass ausgemachte Fachleute heute aber weiter klug
- über das Glück in allen seinen Bedeutungen reden ohne ein einziges Wort über die in den letzten 25 Jahren gründlich erforschten Glückshormone zu verlieren.
Ähnliches beobachte ich allerdings auch bei vielen Schlafforschern, die in ihren Studien ihre Beobachtungen bei Schlafenden machen ohne oder nur sehr unzulänglich ihre individuelle Verfügung über die den Schlaf wesentlich beeinflussenden Hormone zu berücksichtigen (so insbesondere der deutsche Schlafforscher Zulley).
Ich demonstriere diesen Widersinn einmal an den im Übrigen sehr lesenswerten Ausführungen auf http://www.gluecksarchiv.de/index.htm der Fachlehrerin Monika Wirthgen.
Monika Wirthgen, Jahrgang 1948, studierte Pädagogik mit Philosophie und Psychologie in Stuttgart-Ludwigsburg, Tübingen und Hamburg. Sie arbeitet heute als Lehrerin in Hamburg, wo sie seit 1972 – inzwischen mit Ehemann und zwei Söhnen – lebt.
Irreführung durch den Begriff Glücksnahrung
Ich verwende nicht den reißerischen Namen Glücksnahrung, auch wenn der Verzehr nativer Kost auf leeren Magen nach meinem Wissen bei einem zu niedrigen Serotoninlevel im Gehirn regelmäßig für seinen körpereigenen Aufbau im Stammhirn sorgt. Es ist aber falsch zu suggerieren, dass der Serotoninaufbau unabhängig von dem bestehenden Serotoninlevel erfolgte und dass es keine individuellen Hinderungsgründe für ihren Aufbau gäbe.
Das Glück der Anhebung des Serotoninspiegels durch den Verzehr nativer Kost elebt nur der, dem Serotonin überhaupt fehlt und daher mit der besonderen Essweise auf leeren Magen quasi den Auslöser für den Serotoninaufbau betätigen kann. Außerhalb dieser Umstände ist native Kost ganz einfache Nahrung wie andere auch und absolut keine Glücksnahrung! Mit dem Begriff Glücksnahrung suggeriert man, dass diese Nahrung automatisch Serotonin entstehen ließe und dass damit das Glück gepachtet wäre. Das aber ist eine Irreführung.
Glückshormon, Glücksereignisse und Glücksgefühle
Der Name Glückshormon passt dagegen ebenso gut wie der etwas umständliche Name „Wohlfühlhormon“ perfekt auf den Transmitter Serotonin. Der sorgfältigen Arbeit der Autorin Monika Wirthgen verdanke ich ein besseres Verständnis der Begriffe, das ja zunächt einmal die richtige Erkenntnis voraussetzt, was hier überhaupt mit Glück gemeint sein kann. Dazu schreibt sie:
„In der deutschen Sprache wird der Begriff „Glück“ in zwei sehr unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht:
- Glück im Sinne von „Glück haben“
- Glück im Sinne von „Glück empfinden“
Glück haben
Glück haben heißt, durch einen (glücklichen) Zufall begünstigt zu sein (englisch: luck).
Beispiele dafür sind: durch Zufall beim Lotto, Roulette oder einem sonstigen Glücksspiel gewinnen; durch Zufall einen Vorteil erlangen (z.B. im Supermarkt an der „schnellsten“ Kasse anstehen); durch Zufall einen Nachteil vermeiden (z.B. von einem Unfall verschont werden)
Das zufällige Glück ist nicht Thema der Texte im Glücksarchiv.
Glück empfinden
Das Empfinden von Glück ist sowohl ein Gefühl, als auch ein Zustand, in dem sich eine Person befindet und der sich durch ein allgemeines, oft unbewussten Wohlbefinden auszeichnet. Entscheidend sind dabei nicht die objektiven Tatsachen, sondern das subjektive Erleben der betreffenden Person. Glücksforscher verwenden deshalb statt des Begriffes „Glück“ eher den Begriff „Subjektives Wohlbefinden“.
„Glück empfinden“ hat also zwei mögliche Varianten:
- „Glück empfinden“ können wir während einer kurzen Zeitdauer (wir erleben einen Glücksmoment, englisch: pleasure)Beispiele: Sex haben; etwas Gutes essen; mit Freunden zusammen sein; eine wichtige Sache erfolgreich abschließen.
- „Glück empfinden“ kann ein dauerhaftes Gefühl sein (im Glück leben, englisch: happiness).Beispiele: Mit dem Leben zufrieden sein; viele Glücksmomente erleben.“
Besser kann man es kaum sagen. Wirklich zählen tut nur ein nachhaltiges positives Empfinden, nicht ein kurzes Hochfahren der Gefühle. Wirthgen schließt weitere sehr kluge Hinweise an wie den, dass das Fernbleiben von Unglück nicht automatisch das Aufscheinen von Glück bedeutet und dass Glück auch neben Unglück bestehen kann (s. auch „Glück im Unglück“). Sie läst keine wichtigen Bezugsbereich aus (Psychologie, Pädagogik, Philosophie, Theologie und Ökonomie – außer eben der Endokrinologie!
Lesenwert sind auch ihrer Vorschläge zur Bestimmung der Lebensziele, beginnend mit der Erkenntnis des eigenen Stadortes, der eigentlichen Bestimmung der Lebensziele und schließich der Planung und Umsetzung der nötigen Maßnahmen.