Droge Zucker: Konvergenz der Meinungen
Erstellt von r.ehlers am Freitag 6. November 2015
Haushaltszucker (Nahaufnahme) -de.wikipedia.org-
Seit Jahren tobt in der Ernährungsforschung der Streit um die Rolle der Kohlenhydrate, insbesondere des Industriezuckers. Nachdem viele Jahrzehnte lang fettarm zu essen (Low Fat) „in“ war, kamen die Forderungen auf nach der entweder allgemeinen Vermeidung (Low Carb) oder der Vermeidung von Kohlenhydraten zu bestimmten Tageszeiten. Das war die Zeit der Trennkost nach Atkins und Dr. Pape (Schlank im Schlaf). Als dann noch der deutschstämmige amerikanische Professor Dr. Robert Lustig im Fruktosezucker (HFCS) den Hauptverantwortlichen für das gesellschaftliche Phänomen der unerhörten Verfettung in den westlich orientierten Ländern erkannte, schienen vielen Menschen alle offenen Fragen beantwortet.
Ich hörte 2012 zum ersten Mal auf You Tube den großen Vortrag von Professor Dr. Lustig, bevor ich selbst mein kleines Buch über die Notwendigkeit der Einhaltung von Essenspausen für das Gelingen einer nachhaltigen Gewichtskontrolle schrieb.
In der Folge kam ich jedes Jahr im vorliegenden Blog auf das Thema zurück:
2012:http://www.essenspausen.com/droge-zucker-falsche-sundenbocke-auf-dem-essteller/
2014: http://www.essenspausen.com/droge-zucker-ii/
2015: http://www.essenspausen.com/zucker-fett-in-kombination-sind-doppelt-gefaehrlich/
Nachdem alle Meinungen zum Thema weitgehend ausdiskutiert sind, ist es an der Zeit zu zeigen, wo die Meinungen aller Experten konvergieren oder wenigstens nicht im Streit sind.
Abnehmen nicht ohne Essenspausen
Meine ganz im Einklang mit den Studien von Professor Dr. Adam aus München stehende Meinung, dass eine Fettreduzierung unverzichtbar ausreichende Essenspausen voraussetzt, in denen nicht in nennbarer Menge vom Dünndarm abbaubare Kohlenhydrate in den Körper kommen, weil sie nämlich die Ausschüttung des „Dickmacherhormons“ Insulin aus der Bauchspeicheldrüse verursachen, das jede Verbrennung von Körperfett unterbindet, gehört heute zum Allgemeinwissen.
Abnehmen nicht ohne Rückkehr zu besserer Esskultur
Meine Meinung, dass der Grund für das Nichteinhalten von Essenspausen auf den bedauerlichen Verlust der alten Esskultur zurückzuführen ist, wird von den mehr an der Biologie und Physiologie interessierten Experten kaum beachtet, obwohl mit dem ständigen Essen zur Unzeit gerade neue ungünstige Essgewohnheiten (Zwischenmahlzeiten) aufgekommen sind, die neue mentale Ursachen für das allgemein wachsende Übergewicht geschaffen haben.
Abnehmen nicht ohne Reduzierung der Kalorienaufnahme
Mehr Kalorien – insbesondere durch fette und süße Speisen – aufzunehmen, ist kontraproduktiv. Der Körper kann in der Neoglucogenese zwar auch Eiweiß in seinen eigentlichen Brennstoff Glukose umwandeln. Die Menge Eiweiß, die der Körper am Tage überhaupt verarbeiten kann ist durch die begrenzte Fähigkeit seiner Organe zur Ausscheidung der Abbauprodukte begrenzt. Auch ist die Gefahr des Überessens mit Eiweißen vielgeringer als bei Fett und Zuckerstoffen, weil Eiweiß viel besser sättigt.
Fett ist nicht gleich Fett
Es gibt mehr oder weniger stark gesättigte Fettsäuen. Unser Körper braucht für viele seiner Funktionen die ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, aber auch die etwas mehr gesättigten Omega-6-Fettsäuren. In den meisten handelsüblichen billigen Fetten kommen die wertvolleren Fettsäuen nicht ausreichend vor. In nicht zu großer Menge werden sie aber auch gebraucht – und sei es aus sog. Baufett zum Schutz der Organe des Körpers.
Der größte Missbrauch wird mit dem Zucker betrieben
Zucker bestehen aus Saccharose. Sie sind zwar auch nur Kohlenhydrate aus Lebensmitteln, aber sie können in ihrer kristallinen Form oder in Flüssigkeit gelöst leicht allen anderen Lebensmitteln zugesetzt werden, wovon heutzutage die Industrie in größtem Maße Gebrauch macht. Besonders beliebt ist die Nutzung des spottbilligen mit 70 % hoch fruktosehaltigen Zuckers aus Mais (HFCS), der unkontrolliert und unbeanstandet von den Behörden und halboffiziellen Ernährungsgesellschaften (WHO, FDA, DGE) überall versteckt wird in
- Limonaden,
- Kuchen,
- Gebäck,
- Brot und Brötchen,
- Schokolade,
- Pralinen,
- Gummibärchen,
- Saucen,
- Säften,
- verarbeiteten Gemüsen,
- Marmeladen,
- Kompotten
- und praktisch allen Fertiggerichten (Pizza!).
Aus der Liga der den Zucker beschönigenden Institutionen schert meines Wissens nur der staatlich unterstützte kanadische Adipositas Verband aus, der deutlich den Finger in die Wunde legt, in dem er darauf verweist, dass vom Ergebnis her der allgemeine Zuckermissbrauch verantwortlich ist für die Entgleisung des ganzen Gesundheitssystems und konkret das Überhandnehmen von Fettsucht, Diabetes und Herzkrankheiten.
Verschiedene Zuckerstoffe bzw. Kohlenhydrate: Glukose, Fruktose und Inuline
Von der lebenswichtigen Glukose dürfen wir nicht zuviel mitbekommen. Der normale Haushalts- oder Industriezucker besteht zur Hälfte daraus. Der Rest ist Fruktose, also Fruchtzucker.
Die Fruktose hat die Besonderheit, dass sie nicht komplett im Dünndarm abbaubar ist. Was übrig bleibt, wird von den Bakterien im Dickdarm verarbeitet. Wo aber unser gesamtes Nahrungsangebot mit Massen von Fruktose durchsetzt ist, kann der Körper diese Stoffe nur noch in der Leber in Fettsäuren umwandeln, die dann auf die Fettdepots gehen.
Inuline (z.B. aus Topinambur) sind keine Zucker im engeren Sinne, sie sind aber Kohlenhydrate. Sie haben eine durchgehend hochkomplexe Molekularstruktur, auf Grund deren sie im Dünndarm gar nicht abbaubar sind. Mit anderen Worten: Sie liefern dem Körper keine Energie und locken auch nicht das Transporthormon Insulin. Sie machen also nicht dick! Ein wenig davon zu essen, macht natürlich nicht schlank. Dafür kommt es auf die Gesamtbilanz des täglichen Stoffwechsels an.