Superfoods für unsere Selbstheilung?
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 31. Mai 2015
Ich halte die Fernsehzeitung „TV Hören und Sehen“ des Bauer-Verlages allein wegen ihrer redaktionell überwiegenden Orientierung auf Gesundheitsfragen, insbesondere die der richtigen Ernährung. Mal finde ich dort gut durchdachte Beiträge von sicherlich gutem Wert für die Allgemeinheit. Zu anderen Malen – wie jetzt inder Ausgabe 22/2015- kann ich mich nur wundern, wie oberflächlich und falsch die Informationen sind, die dem Publikum präsentiert werden.
Mit derneuen Ausgabe startet das Blatt eine Serie mit dem Titel „Mit Essen selbst Heilen“. In der Einleitung des 1. Beitrages dazu macht es die Leser gleich heiß auf die irrsinnige Jagd nach angeblichen Superfoods:
Zunächst spricht die Zeitung ein wenig geheimnisvoll darüber, dass es in uns eine unsichtbare Kraft gäbe, nämlich die Kraft der Selbstheilung. Jeder Teil unseres Körpers – Haut, Muskeln, Knochen, Gelenke, Organe – habe seine eigenen Selbstheilungskräfte und jeder hätte seine eigenen Selbstheilungsmechanismen.Jeder Teil unseres Körpers sei auf bestimmte Nährstoffe angewiesen. Das ist noch so vage, dass es plausibel klingt. Mir fallen da gleich die sechs essenziellen Zucker (neben Glukose und Galaktose) ein, ohne die unser Körper keinen Knorpel für seine Gelenke aufbauen kann. Angeblich weiß man heute auch genau, welche Lebensmittel die Selbstheilungskräfte des Herzens stärken können.
Dann aber leitet der Beitrag mit seiner Frage:
„Was sind die Superfoods für unsere Selbstheilung?“
langsam über zu seiner zentralen Fehlinformation. Um nicht gleich Widerspruch zu erzeugen, wird darauf hingewiesen, dass einige Lebensmittel doch tatsächlich gleich mehrere Selbbstheilungsmechanismen des Körpers aktivieren könne. So brauchte es nur drei Äpfel am Tag, umd das Risiko eines Herzinfarkts um 14 % (nicht mehr?) und das einer koronaren Herzerkrankung um 27 % zu senken. Auch könne Kirschsaft Muskelkater lindern und Gicht und Arthritis zugleich.
Dann aber geht es endgültig los mit der allgemeinen Irreführung: Einzelne Lebensmittel sollen besonders gut sein für die Haut, Sonnenblumenkerne und Kohlrabi sollen Stressbelastungen kompensieren. Damit eine solche Aussage Sinn macht, muss aber doch gesagt werden, welche Inhaltsstoffe es denn in den angeblich so tollen besonderen Lebensmitteln sind, die diese positiven Wirkungen auslösen sollen! Wirklich Sinn macht eine solche Aussage aber auch dann nur, wenn klargestellt wird, wie weit die gesundheitliche Hilfe dereinezlenen Stoffe reicht, und ob nicht noch andere Bedingungen über den Erfolg mitentscheiden.
Wenn man das weiß, erkennt man in den allermeisten Fällen, dass die angeblichen Superfoods nur von dem einen oder anderen Inhaltsstoff mehr haben als andere Lebensmittel, sodass man für dieselbe Wirkung nur von denen ein wenig mehr verzehren muss. UmVitamin C aufzunehmen, muss es nicht unbedingt Moringa oder Acai oder sonst eine exotische Frucht sein, die besonders viel davon mitbringen. Tausende andere Pflanezneprodukte tun denselben Dienst, wenn man ein wenig mehr davon isst. So wie mit Vitamin C ist es mit mehr oder minder allen anderen Lebensmitteln und deren vielen verschiedenen Inhaltststoffen. Sieht man mal genau hin, entdeckt man große Mengen an Vitalstoffen in ganz herkömmlichen Lebensmitteln – bei Vitamin C z.B. im Sanddorn!
In der Folge geht der Beitrag beim Mineral Magnesium dann doch auf die Inhaltsstoffe der Lebensmittel ein. 300 mg Magnesium 30 Tage lang genommen, soll nach Studien angeblich Stress kompensieren. Gleich erhält es das Etikett: Anti-Stress-Mineral. Ohne Zweifel ist Magnesium unverzichtbar für viele Vorgänge im Körper. Es ist ja u.a. auch e i n e r der vielen essenziellen Bausteine zum Aufbau von Serotonin. Aber gemach: schon 100 g Sonnenblumenkerne enthalten 420 mg Magnesium. Ist das dann ein Superfood? Nüsse, alle Kern- und Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Amaranth, Quinoa, Buchweizen, Hafer, Hirse, Teff und mehr haben ebenfalls sehr viel Magnesium. Alles Superfood? Natürlich nicht.
Fast beiläufig lassen die Autoren erkennen, dass sie selbst keinen Sinn in der Jagd nach den angeblich ganz besonderen einzelnen Lebensmitteln und ihren Inhaltsstoffen sehen. Wörtlich:
„In diesem Dschungel aus Meldungen und Tipps verlieren wir leicht den Überblick. Welche Ratschläge sollen wir nun beherzigen, was ist wirklich wichtig für unsere Gesundheit?“
Wenn wir uns an eine abwechslungsreiche Mischkost mit einer gewissen Mange ans Rohkost halten, ist es leicht, Nährstoffdefizite zu vermeiden. Wenn wir wirklich durch Mangelernährung Schaden genommen haben, lohnt die Beratung durch einen Ernährungs- oder Orthomolekularmediziner, der weiß, wie man kurmäßig die Schäden beseitigt.