(Ess-) Gewohnheiten sind mächtig
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 14. April 2015
Die allgemeine Macht der Gewohnheit
Gewohnheiten sind wichtig für uns, weil sie uns unter den jederzeit offenen unendlich vielen Möglichkeiten des Fühlens, Denkens und Verhaltens/Entscheidens eine feste Orientierung im Leben geben. Sie sind wie Bojen auf dem Meer, die man nur beachten muss, um nicht aus dem Fahrwasser abzudriften und unterzugehen. Gewohnheiten lassen uns auch höchst komplizierte Abläufe mit schlafwandlerischer Sicherheit absolvieren.
Ohne solche erlernbare Routinen wären wir täglich und stündlich von den vielen Aufgaben des Lebens überfordert.Wer könnte schon ohne eingeübte Routinen längere Strecken mit dem Fahrrad oder gar mit dem Auto fahren? Man würde ohne dem sein ganzes Leben lang so unsicher fahren wie ein Fahranfänger. Wir kämen ohne Gewohnheiten auch in der Welt des Geistes nicht weit. Denkgewohnheiten, selbst einschließlich vorläufiger Urteile – oft abschätzig Vorurteile genannt – machen es erst möglich, dass wir mit der Masse der Denkmöglichkeiten fertig werden.
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Übung macht den Meister
Lange Zeit hatten wir geglaubt, einige glauben das immer noch, dass das menschliche Gehirn in seiner unvorstellbaren Komplexität sehr viel mehr leisten könne, als die meisten Menschen jemals abrufen. Gibt es nicht Eidetiker, die ein perfektes Gedächtnis haben, also alles behalten, was sie einmal gesehen haben? Vielleicht haben nicht nur die sog. Savants und die Hochbegabten Fähigkeiten, die bei den Normalmenschen nur verschüttet sind?! Man schwärmte von den Vorteilen des sog. Multi-Tasking. Der Mensch solle seine Kapazitäten nicht jeweils für die Erledigung einer Arbeit abrufen, sondern für mehrere zugleich. Das schafft aber kein Gehirn.
Wer versucht, sich während des Autofahrens auf andere Dinge zu konzentrieren, verliert die Sicherheit beim Fahren. Darum ist es halbherzig, dass der Gesetzgeber das Telefonieren mit dem Handy in der Hand beim Autofahren verboten hat, das Telefonieren über eine Freisprechanlage aber duldet. Als noch mehr Menschen mit Straßenbahn und Bus fuhren, verstand jeder den Grund für das Schild an der Fahrerkabine:„Die Unterhaltung mit dem Fahrer während der Fahrt ist verboten!“
Das Unverständnis über die Funktionsweise des Gehirns zeigt sich auch bei der Bewertung der Schnelligkeit in der Abarbeitung der Fragen der üblichen Intelligenztests. Unter dem Druck, sich beim Denken beeilen zu müssen, lassen sich schwierige Aufgaben keineswegs besser lösen. Menschen, die in Ruhe und strukturiert an gestellte Aufgaben herangehen, können mehr Zeit benötigen als andere, lösen dafür aber oft Rätsel, die anders nicht geknackt werden können.
Gewohnheiten in unserem Handeln und Denken sind aus technischer Sicht also unverzichtbar. Aber Gewohnheiten sind nicht von Natur aus richtige Ratgeber. Haben wir uns einmal die falschen Dinge angewöhnt, fahren beispielsweise mit dem Boot etwa immer auf der falschen Seite an den Bojen vorbei, die die Fahrrinne markieren, ist das Auflaufen auf eine Untiefe sicher. Wenn wir aber die Gewohnheiten ändern wollen, machen wir mit ihren schlechten Eigenschaften Bekanntschaft: Gewohnheiten sind zäh. Sie haben eingebaute Bremsen, die es schwer machen, sie aufzugeben.
Die zähesten und eingefleischtesten Gewohnheiten sind die, die nicht ein Einzelner für sich allein begründet hat, sondern die wir mit unserem ganzen Umfeld teilen. Dann fällt es sehr viel schwerer, die Gewohnheiten überhaupt kritisch anzuschauen. Sie selbst angesichts besseren Wissens zu ändern, ist dann doppelt schwer, wenn sich erst einmal alle Welt gegen den Wandel stellt. Von Natur aus soziale, d.h. in Gruppen lebende, Wesen wie wir Menschen richten sich gemeinsame Gewohnheiten ein und geben sie innerhalb der Gruppe und von Generation zu Generation immer weiter. Das geht, wie wir bei allen einmal gegründeten Religionen sehen, immer so weiter, am Ende viele Tausende Jahre lang. Solcher Gewohnheiten finden sich oft unter dem Begriff der Kultur. Diese Gewohnheiten sind jedenfalls die Zeichen einer Konformität, an denen sich die Mitglieder einer Gemeinschaft erkennen. Diese Gewohnheiten, die insbesondere die Entwicklung der einzelnen Sprachen bestimmen, schaffen Gefühle von Zugehörigkeit, Geborgenheit und Heimat. Auch die Einheit der Nation ist ohne sie nicht denkbar.
Wenn alte Gewohnheiten aber obsolet werden, überholt sind und wenn neue Erkenntnisse bessere Perspektiven für das Leben eröffnen, müssen wir uns von ihnen trennen, wenn wir keinen Schaden nehmen wollen. Damit beginnt ein regelrechter Kampf zwischen alt und neu.
Die Macht der Essgewohnheiten
Manche Gewohnheiten sitzen so tief, dass sie unverrückbar scheinen. Bestes Beispiel dafür sind unsere Essgewohnheiten. Es hat bei ihnen allerdings neben Sitten und Unsitten, die Jahrtausende lang unasurottbar erscheinen, in der Vergangenheit auch ganz rapide Wechsel von Essgewohnheiten gegeben.
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Drive-Thru-Restarant in Kanada
Wir leben im Moment in einer solchen Phase, in der frühere uralte Essgewohnheiten wie beispielsweise die Einhaltung festgelegter Essenzeiten in kurzer Zeit hinweggefegt wurden und Platz gemacht haben für Unsitten, die wir kaum wieder los werden wie das Essen während der Arbeit und im Umhergehen und das Herunterschlingen von Fast Food im Schnellrestaurant. Damit sind wir mitten in einem Kernthema des richtigen Essens, das wir auch angesichts der großen Macht der Hormone, die unser Essverhalten dominieren, nicht vergessen sollten.
Erste wichtige praktische Schritte zum richtigen Essen sind daher:
- Sich immer Zeit nehmen zum Essen
- Nie im Stehen oder im Gehen essen
- Beim Essen nichts anderes tun als das Essen selbst
- Nicht essen vor der Arbeit
- Nicht essen während der Arbeit
- Nicht die Arbeit zum Essen unterbrechen
- Gemeinschaft suchen zum Essen
- Die Tischgenossen zum klugen Essen anregen
- Nicht streiten beim Essen (keine Politik)
- Langsam essen (ausreichend kauen)
- Essen bis zur Zufriedenheit ohne Völlegefühl
- Niemals überessen
- Schnellrestaurants meiden
- Besser selber kochen als Fertiggerichte essen
- Feste Esenszeiten planen und einhalten
- Nicht ungeplant zwischdurch essen