Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Unverstandene Geräusche aus dem Körper

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 19. März 2015

Eigentlich wollte ich nur über das Magenknurren schreiben. Bei meiner Recherche stieß ich aber auf so schwere Missverständnisse, dass ich das Thema besser im Ansatz auf alle unwillkürlichen Geräusche unseres Körpers ausweite.

Sodbrennen

In Wilhelm Buschs Geschichte von Max und Moritz fiel der Schneider Böck in den Bach, verkühlte sich und zog sich einen Darmkatarrh mit lauten Rumoren aus dem Bauchraum zu. Dass diese Geräusche aus dem Darm kommen ist nicht zweifelhaft, denn er war unterkühlt und dort haben sich schädliche Bakterien gebildet, die dort, wo eigentlich kein Gas hinkann, für eine gewisse Gasentwickluing sorgen. Die Entwicklung der Geräusche im Darm beruht auf der dadurch ausgelösten  heftigen  Peristaltik der Muskulatur des Dünndarms, die die dortigen Flüssigkeiten mit ein wenig Gas von den Bakterien her  durch die auftretenden Verengungen zwischen den Darmwänden hindurchpresst. Das macht ein Glucksen, wie man es durch die Bewegung einer hals mit Wasser und ein wenige Luft gefüllten Wärmflasche erzeugt.

Praktisch alle anderen unwillkürlichen Geräusche aus dem menschlichen Körper stehen im Zusammenhang mit der Verdauung, es sind :

  • das Rülpsen
  • das Furzen (Flatulenzen)
  • und das Magenknurren.

 

Gas im Dickdarm

Bevor ich Neues über die Phänomene des Magenknurrens und Rülpsens bringe, ein Wort zu der Entstehung der Gase im Dickdarm: Außer durch die Aktivität von Schadbakterien und durch die Fäulnisgase, die den nicht geöffnetn Zellen einfach heruntergeschlungen Rohkost entströmen, kommt kein Gas in den Darm hinein, weder in den Dünndarm noch in den Dickdarm.Anders als der Dünndarm hält der Dickdarm mit seiner  stabilen Wandung  aber jeglichem Gasdruck stand.Da kann sich also Gas in beträchtlicher Menge bilden.  Für dieses Gas aus dem Dickdarm gibt es nur den peinlichen Weg über den Anus ins Freie (Flatulenzen).

Gas im  Dickdarm muss sich in ihm selbst bilden. Die Verschlussklappe des Dünndarms (Ilöozalklappe) ließe von dort her kein Gas hinein – falls dort überhaupt welches da wäre und falls überhaupt Gas im Darm den Weg von oben hinunter in den Dickdarm nehmen könnte.

Gas in Dünndarm und im Magen

Im Dünndarm kann sich aber kaum Gas sammeln, wie eingangs geschildert allefalls in kleinen Mengen als Ausscheidung von Schadbakterien. Andererseits wird im Dünndarm entstehendes Gas alsbald nach seiner Entstehung komplett von der Darmschleimhaut aufgenommen. Über das Pfortadersystem wird es  mit dem Blutstrom umgehend zur Entgiftung in die Leber geleitet.

Entgegen den Phantasien vieler Autoren wird auch keine Luft oder sonst ein Gas aus dem Magen in den Dünndarm gegeben. Das ist physikalisch und nach der Physiologie  des Magenpförtners völlig undenkbar. Lesen Sie doch hier bitte einmal nach: /(1)  http://www.essenspausen.com/verdauungsprobleme-oder-das-verheerende-regime-des-magens/(2) http://www.essenspausen.com/der-magenpfoertner-bedeutende-schaltstelle-fuer-die-gesundheit/.

Diese eigentlich leicht nachvollziehbare Erklärung steht  im krassen Widerspruch zur herrschenden Lehre.

Während in den Informationen für die Allgemeinheit noch die alte Lehre obwiegt, dass das Magenknurren wirklich aus dem Magen her kommt, haben die meisten Experten ausgemacht, dass diese Geräusche im Dünndarm erzeugt würden. Es sollen aber zwei Geräuschquellen sein, von denen nur die eine das Magenknuren sein soll. Die Medizin für beide Namen erfunden: einmal den Borborgymus und zum anderen den migrierenden motorischen Komplex (MMC) Der Ort der Geräuschentwicklung, wo beide auftauchen, soll der obere Abschnitt Abschnitt des Jejenums (Leerdarm) sein, den manche deshalb auch den Knurrdarm nennen. Interessehalber: Der Dünndarm teilt sich in drei Abschnitte, das etwa 25 cm lange Duodenum (Zwölffingerdarm), das rd. 2 m lange  Jejenum und das rd. 3 m lange Ileum (Krummdarm).

Mit Borborygmus werden kollernde und gurrende Darmgeräusche bezeichnet.  Sie sind bedingt durch die Bewegungen des angeblich mit Gas und Flüssigkeit gemischten Inhaltes des Dünndarms. Bei ungestörter Verdauung hört man davon nicht viel. Solche Geräusche hat sicher jeder schon mal gehört, wenn auch nicht bei sich selbst, sondern wenn er das Ohr bei einem andern Menschen auf dessen Bauch gelegt hat. Magenknurren ist viel lauter und für einen selbst und oft auch für Dritte unüberhörbar. Insoweit gehe ich mit der Feststellung konform, dass Magendrücken etwas ganz anders ist..

Der migrierende motorische Komplex (MMC)  dagegen bezieichnet „ein zyklisches, motorisches Aktivitätsmuster des Dünndarms und des Magens“. Dieser soll vor allem  bei nüchternem Verdauungssystem vorkommen. Allein aus diesem  Komplex soll auch  das Magenknurren kommen, das einen leeren Magen voraussetzen soll. Ein MMC im leeren Magen dauert danach 90 bis 120 Minuten und wird von seinen Vertretern in drei Phasen unterteilt, in denen zunächst der Magen ruhig sein und keine Sekrete absondern soll, um dann zunächst leicht und unkoordiniert und dann stark und rhythmisch den Magen von seiner Mitte (Korpus) ab und den oberen Teil des Zwölffingerdarms  durch die sie umgebenen Muskeln kontrahieren zu lassen. Dabei soll sich die Luft im Magen komprimieren, wodurch die knurrenden Geräusche entstehen sollen.

Ganz sicher läuft das so nicht ab. Schon die Vorstellung, dass diese Kontraktionen Gas im Magen kompimieren könnten, ist physikalisch nicht haltbar. Der dazu notwendige Druck ist von den den Magen umgebenden Muskeln nicht zu erzeugen, zumal die Luft jedem Druck leicht entweichen kann. Schließlich hat der Magen als obersten Teil eine große Kuppel, den Fundus, der keine andere Funktion hat als in den Magen gelangtes Gas zu sammeln. Zudem ist da auch noch der unterhalb des Fundus gelegene Mageneingang , die Kardia, durch die die Luft als Rülpser leicht aus dem ganzen Körper enrfliehen kann!

Die vor der Erfindung des „migrierenden motorischen Komplexes“ gegebenen Erklärungen über den Grund der Entstehung des Magenknurrens werden heute immerhin noch von einigen Fachleuten für richtig gehalten. In ihren Begründungen finden sich allerdings regelmäßig Anlehnungen an die angeblich besseren neuen Erklärungen. Drei Beispiele sollen das verdeutlichen (kritische Passagen in Rot):

(1) Auf http://www.sodbrennen-welt.de/gastro/magenknurren-borborygmus.htm heißt es:

“ …Doch besonders nüchterne Mägen, in denen nur noch Luft ist, geben oft Geräusche von sich. Zieht sich der Magen zusammen, presst er die Luft weiter in den Darm. Wie bei einem Dudelsack entstehen dabei Geräusche. Der Magen treibt den Inhalt gegen den Magenausgang. Wasser, Luft und Nahrung werden durch die enge Öffnung in den Darm gepresst, und dies verursacht das knurrende Geräusch. Bei einer Magenspiegelung kann man sehen, wie sich ein leerer Magen ringförmig zusammenzieht. Dann werden Wasser und Luft durch diese enge Öffnung gepresst. Und dass das oft nicht ohne Geräusche geht, ist völlig normal. Der Magen meldet sich mitunter lautstark, wenn er beschäftigt werden will.“

(2)  Nach der fachlichen Auskunft der Apothekenumschau, bzw. ihres ärztlichen Beraters Dr. Berndt Birkner, Gastroenterologe und Vertreter des Berufsverbands Deutscher Internisten, ist der Magen immer in Bewegung, auch wenn er leer ist, s.http://www.apotheken-umschau.de/Magen/Woher-kommt-Magenknurren-229347.html. Tag und Nacht ziehen sich nach seiner Angabe Speiseröhre, Magen und Darm ohne Unterlass zusammen und dehnen sich wieder aus: „Diese wellenähnliche Daueraktivität nennen Mediziner auch ‚Housekeeping‘, denn sie hält den Verdauungstrakt sauber und ordentlich: Speisebrei, Magensäfte, Sekrete der Bauchspeichedrüse und der Galle – all das wird auf diese Art immerzu verarbeitet und weitertransportiert.“

Solche wellenartigen Bewegungen mag es zwar geben, aber mit nach außen dringenden Geräuschen ist das nicht verbunden.

(3) Die in Österreich beliebte Seite Science v1 des ÖRF http://sciencev1.orf.at/science/ays/98537- sieht das so:

„Nach längerer Zeit ohne Nahrung werden Flüssigkeit und Luft im Magen durch Bewegung der Magenwände durcheinander gewirbelt – und erzeugen dabei das charakteristische „Knurren“.“

 

Die wirklichen äußeren Abläufe

Tatsächlich entsteht das Magenknurren ganz ähnlich wie es zum Rumoren im Dünndarm beim Darmkatarrh kommt – allerdings nicht im Darm, sondern im Magen. Es ist ein physikalsicher Vorgang von Reibung und Transport von flüssigem Material mit geringen Gaseinschlüssen, der nicht stattfindet wenn der Magen voll ist und erst recht nicht wenn er leer ist.

Ist der Magen leer, falten sich die Magenwände wie bei einem leeren Rucksack zusammen. In dieser Phase werden keine Verdauungssäfte produziert. Anders als immer wieder publiziert ist der ph-Wert des Magens dann entweder neutral oder eher basisch. Speichel läuft natürlich langsam nach und trägt gewiss auch zur Neutralisierung des Magens bei.Gas befindet sich im vollständig entleerten Magen nicht, außer vielleicht im Fundus, wohin Luft ja auch durch Verschlucken und Hineindrücken durch die Speiseröhre transportiert werden kann (wie zurück durch das Rülpsen).

Nur wenn noch von den vorhergehenden Mahlzeiten noch ein mit ein wenig von der natürlichen Herkunft her vorhandenen kleinen Gaseinschlüssen versehenen flüssiger Nahrungsbrei (Chymus) vorhanden ist, kann es im ganz regulären Ablauf des Magenprogramms dazu kommen, dass der Chymus im Magen durch die große Kraft der Magenmuskeln durch entstehende Engen  gegen die Magenwände gedrückt wird, wobei das Geräusch des Magenknurrens entsteht. Magenknurren gibt es also auschließlich beim erst großteils aber nicht ganz entleerten Magen. Da es oft sehr lange dauert, bis der Magen diesen Zustand erreicht hat, kann er mit dem hormonell entstehenden Hungergefühl synchron laufen.
Hormonwirkungen
Mit dem Einsatz der Hormone Ghrelin, das man auch das „Hungerhormon“ nennt, des Hormons Leptin, das das Hungergefühl hemmt und des Esskontrollhormons Serotonin, das mental das durch Ghrelin aufkommende Hungergefühl begrenzbar macht, hat das Magenknurren aber nichts zu tun.
Das Magenknurren ist nur ein Nebengeräusch bei der turnisgemäßen Entleerung des Magens. Nur bevor der Magen ganz frei wird, kann es zu diesem Phänomen kommen. Gefährlich ist das sicher nicht. Ob sich aus dem Konzert der Hormone im Zuge der Entleerung des Magens ein Hungergefühl ergibt, ist eine andere Sache.
Ist der Magen ganz leer, wird ganz zuverlässig das Hormon Ghrelin aufgebaut, das ja neben der Erzeugung eines Hungergefühls dazu da ist, in der chronobiologisch festliegenden Zeit von 22.00 bis 02.00 Uhr das Wachstumshormon Somatotropin auf den Plan zu rufen. Diese Aufgabe erfüllt es auch, wenn kein letztlich kein Hungegefühl aufkommt.
Dass Hungergefühl und Magenknurren nichts miteinander zu tun haben, kann jeder regelmäßige Konsument nativer Nahrung/Aminas bestätigen, der es nach und nach gelernt hat, anklopfende Hungergefühle gar nicht zur vollen Entfaltung kommen zu lassen. Wenn sie wollen, können sie auch den Weg des „Einmal am Tag“ gehen, auf dem sie sich den ganzen Tag nicht um Nahrungsaufnahme scheren müssen und nur des abends essen, wonach ihnen der Sinn steht.