Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Essen und Schlafen

Erstellt von r.ehlers am Samstag 7. Februar 2015

Warum soll man sich über die Beziehung von Essen und Schlafen denn Gedanken machen? Wenn ich hungrig bin, esse sich. Wenn ich müde bin, schlafe ich. Oder?

Am Ende muss es genau so einfach sein, dass ich mein Essen genießen kann, ohne Kalorien, Vitamine und Enzyme zählen zu müssen und dass ich nicht darüber nachgrübeln muss, wie ich guten  Schlaf finde und durchschlafe.

In der freien Natur halten sich die Lebewesen, die nicht ihr eigenes Verhalten reflektieren, auf diese Weise gesund und in guter Stimmung. Das Ziel ist, dass auch wir dahin kommen.

-de.wikipedia.org-

Schlafendes Katzenkind              

Die allgemeine Realität ist derzeit eine andere, zumindest in den westlich beeinflussten Ländern: unser Essverhalten ist radikal entgleist, ebenso der Gesundheitsstatus der Mehrheit der Menschen in unseren Breiten. Wir schlingen planlos viel zu viel an Nahrung in uns hinein und sind in großer Zahl maßlos verfettet. Dennoch entbehren wir wichtige Nahrungsbestandteile, so dass viele zu Recht besorgte Menschen schon laufend Nahrungsergänzungen zu sich nehmen. Wir fallen immer mehr den angeblich unheilbaren, aber doch nur stoffwechselbedingten, Zivilisationskrankheiten zum Opfer. Als weitere Folge  unserer falschen Ess- und Lebensweise leidet die Mehrheit von uns unter permanenten oder wiederkehrenden Schlafproblemen. Aber: „Deutschland geht es gut!“?

Das erste, was wir in Bezug auf Essen und Schlafen (wieder) beachten müssen ist die einfachste Erkenntnis von der Welt:

Essen macht müde!

 

Wachheit, Müdigkeit und Schlaf im Arbeitsalltag

In unserer Arbeitswelt kämpfen wir unausgesprochen jeden Tag und jede Stunde dagegen an, dass die Natur es für praktisch alle Lebewesen so eingerichtet hat, dass die Zeit nach dem Essen die beste Zeit zum Schlafen ist. Ist das denn nicht auch leicht nachvollziehbar? Magen und Darm brauchen zur Verarbeitung und Verstoffwechslung der Nahrung sehr viel Energie. Über den Blutkreislauf wird der ganze Verdauungstrakt intensiv versorgt. In dieser Zeit muss das Gehirn mit seinem immer hohen Energiebedarf etwas zurücktreten, was am Besten damit vereinbar ist, dass man schläft.

Nicht ohne Grund liegen auf dem berühmten Bild von Vincent van Gogh neben dem Knecht und der Magd, die es sich auf dem Heu zum Mittagsschlaf bequem gemacht haben, noch die Teller von ihrem Mittagsmahl. Nicht die Arbeit hat sie müde gemacht, sondern das Essen!

-de.wikipedia.org-

Es ist ein großer allgemeiner Irrtum, dass Menschen nur kurze Zeit lang konzentriert arbeiten könnten, weil sie dadurch müde würden und sich erst erholen müssten, bis sie wieder „ranklotzen“ könnten.

Auf diesem Irrtum beruht aber die Einteilung der Arbeit in der Schule und im Beruf:.

Wenn die Kinder den falschen Lehren der Alten folgen, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages wäre, durch das erst mal nach der langen essensfreien Zeit über Nacht die Enegiespeicher wieder aufgeladen werden müssten, sind sie noch vom Frühstück her in den ersten Schulstunden schläfrig und leiden unter schwacher Aufmerksamkeit. Kluge Pädagogen haben schon vor Jahrzehnten ermittelt, dass die Aufnahmefähigkeit der Kinder erst in der dritten Schulstunde am höchsten ist – daher wurde sinniger Weise der den Planern wichtige Religionsunterricht gern auf diesen Zeitpunkt gelegt. Nach der dritten Schulstunde folgt die „große Pause“, in der die Kinder ihre Frühstücksbrote (Jause/Gabelfrühstück) verzehren. Danach ist mit der Aufnahmefähigkeit natürlich nicht mehr viel her.

Angeblich braucht der Mensch dann Mittags „was Richtiges zwischen die Zähne“. Probieren Sie einmal, mittags nichts zu essen, jedenfalls nichts von besonderer Menge. Wenn Sie bis dahin meinten, den langen Arbeitstag ohne einen Mittagsschlaf nicht durchstehen zu können, werden Sie feststellen, dass Ihnen ohne vorheriges Essen die Müdigkeit für einen Mittagsschlaf einfach fehlt. Ohne dass uns von innen heraus eine Müdigkeit überkommt, sollten wir aber nicht einmal versuchen, in den Schlaf zu kommen, weil dies ohne Abpassene dieses spezifische Einschlaffensters einfach nicht gelingt, s. http://www.essenspausen.com/einschlaf-und-aufwachfenster/.

 

Essen und nächtlicher Schlaf

Mit den unbelegten Behauptungen, dass unser Körper nachts nicht genügend Verdauungssäfte  bereitstellte und dass es dick mache, abends spät zu essen, hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr die Meinung durchgesetzt, dass man abends, etwa nach 18.00 oder spätestens 20.00 Uhr nichts mehr essen sollte.

Also nehmen inzwischen sehr viele gesundheitsbewusste Menschen spätestens nach den Abendnachrichten keine volle Mahlzeit mehr zu sich. Wenn sie nicht mittags „richtig“ gegessen haben, essen sie eben ihre Hauptmahlzeit des Tages sehr früham Abend. Darunter ist aber kaum jemand,der nicht einen Satz an Ausflüchten dafür hätte, dass er danach doch immer wieder kleine Mengen an Nahrung (Kühlschrank, Knabbersachen) zu sich nimmt oder sich ein Glas Alkohol nach dem anderen gönnt.Das Essen ist in diesen Zeiten das bevorzugte Mittel zur Vertreibung der Langeweile.

Wir kennen es alle aus dem sonnigen Süden, dass man dort sehr spät gut isst und sich danach direkt zum Schlafen niederlegt. Die Menschen rund um das Thyrrhenische Meer und rund um die Adria verdauen aber diese Mahlzeiten nicht weniger gut als die Frühesser aus dem Norden – und sie schlafen keinen Deut schlechter. Siesta halten sie übrigens nur, wenn sie mittags auch etwas gegessen haben. Das alles ist so natürlich, dass wir uns dieser Lebenweise im Urlaub gern anschließen. Zurück im kühlen Norden glauben wir aber, es besser zu wissen.

Der kluge Dr, Yoshinori Nagumo, der ausdrücklich empfiehlt, praktisch nur einmal am Tag zu essen, rät dazu, ruhig abends spät zu essen und sich dann direkt zum Schlafen hinzulegen, wenn die Müdigkeit ganz von selber kommt, s. http://www.essenspausen.com/leerer-magen-statt-sirtuin-hilft-ghrelin/ Er bereichert übrigens die Schlafforschung um ein bisher weniger gebräuchliches Begriffspaar: den REM-Schlaf und den Non-REM-Schlaf.

REM-Schlaf („rapid eye movement“) ist der Schlaf, in dem man in Echtzeit träumt. Anders als im tieferen Schlaf, der zunächst durch das aus Serotonin nach der Einschlafphase gebildete Schlafhormon Melatonin bestimmt wird und dann – noch tiefer – durch das Dämpfungshormon GABA, ist der Mensch im Traumschlaf nicht völlig immobilisiert.Er dreht sich dann vielmehr auf die andere Seite und später wieder zurück. Dr. Nagumo nennt dies eine besondere auf das Gehirn als autonome Einheit bezogene Wachheit. Tatsächlich ist nach der ursprünglichen Müdigkeit, die das Einschlafen induziert hat,die Halbwachheit dieser Phase weg. Weg ist auch die ohnmachtgleiche  komplette Abschaltung aller unbewusster Wahrnehmungen in den  tieferen Schlafphasen. Diese relative Wachheit des Gehirns im Traumschlaf ist nicht identisch mit dem luzidem Traumschlaf, in dem es dem Schläfer im Traum bewusst ist, dass er träumt.Natürlich hat sie noch viel weniger zu tun mit dem vollen Wachbewusstsein nach dem Ende des Schlafs.

In seiner Betonung, dass die „goldene Zeit der Verjüngung“ von 22.00 bis 02.00 Uhr, in der der Körper sich in den tieferen Schlafphasen dank der Wirkung des durch das Hungerhormon Ghrelin in den Zeiten des leeren Magens entstandene Wachstumshormon HGH komplett erholt, geht Dr.Nagumo in der Einschätzung des Wertes des Traumschlafs meines Erachtens in die Irre. Er meint nämlich, dass der Traumschlaf im Grunde überflüssig sei. Der Traumschlaf hat aber, wie ich wiederholt beschrieben habe, beispielsweise in  http://www.essenspausen.com/kein-schlaf-ohne-serotonin/, eine unverzichtbare Bedeutung für die Gefühlswelt (die Seele) des Menschen.

 

Warum sind Bären sofort topfit, wenn sie aus dem Winterschlaf kommen?

Im Winterschlaf ist – wie bei uns nur in der Zeit von 22.00 abends bis 02.00 Uhr nachts – die ganze Zeit über das Wachstumshormon HGH in Arbeit, um dem Bären durch die Verbrennung seines Depotfetts die benötigte Lebensenergie Adenosintriphosphat (ATP) zu geben. Währenddessen finden aber dank HGH auch alle nötigen Reparaturprozesse im Körper statt und zudem die Proteinassimilation, die die Muskeln des Bären aufbaut. Ohne diese Funktion würde er wie ein Kranker auf seinem Lager von Tag zu Tag immer schwächer, sodass er sich, wenn er aus dem Witerschlaf gerissen würde, nicht einmal erfolgreich gegen Feinde verteidigen könnte. Ist das nicht eine tolle Beobachtung?

Wie Dr. Nagumo erklärt, profitieren wir Menschen ganz ähnlich wie die Bären von der wunderbaren Kraft des Wachstumshormons, wenn auch nur im in den ersten vier Stunden des Schlafs ab 22.00 Uhr. Er erklärt (S. 125):

„Wer in der goldenen Ruhezeit zwischen 22.00 Uhr abends und 2 Uhr in der Nacht gut schläft, braucht nicht zum Muskeltraining regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen und darf sogar erwarten, im Schlaf abzunehmen und die Muskeln zu verstärken.“

Beachtlich, nicht? Weiter erklärt er, dass in unserem Körper durch die UV-Strahlung tagsüber im Körper Melatonin als Gewebshormon gebildet würde, das Falten und Sommersprossen verursache oder verstärke. Das Wachstumshormon nähme indes das Melatonin auf und sorge fürdie Verschönerung der Haut. Weitere Leistungen des Wachtumshormons sind nach seinen Angaben die Wundheilung und die Beseitigung von Schäden an Luftröhre, Verdauungstrakt, Blutgefäßen und mehr. Selbst krebshemmende Wirkungen schreibt er ihm zu.

Ob all das hinreichend gesichert ist, mag bezweifelt werden. Das gilt auch für seine  Ausführungen darüber, dass der nächtlich aus Seroronin aufgebaute Botenstoff Melatonin (das Schlafhormon) „durch das Licht der Morgensonne in das Glückshormon Serotonin umgewandelt „ würde und den Menschen prompt den ganzen Tag über in guter und glücklicher Stimmung hielte. In Japan, dem Land der  aufgehenen Sonne,sieht man das sicher viel zwangloser als wir.