Slow Food statt Fast Food
Erstellt von r.ehlers am Montag 19. Januar 2015
Programm der Slow Food Bewegung
Ich bin vor einigen Jahren Mitglied bei Slow Food Deutschland geworden, weil ich in allen Belangen das Programm der Bewegung für richtig und wertvoll halte – in fast allen.
Slow Food propagiert eine
- genussvolle,
- bewusste und
- regionale Esskultur.
Sie ist damit auch eine Gegenbewegung zum uniformen und globalisierten Fastfood. Gute Qualität des Essens braucht Zeit für die Gewinnung der Lebensmittel, für ihre Zubereitung und für ihren geschmackvollen Verzehr.
Nach dem Gründer der Slow Food Bewegung Carlo Petrini soll unsere Nahrung zugleich gut, sauber und fair sein (buono, polito e giusto). Slow Food steht darüber hinaus für Produkte mit authentischem Charakter (regional, saisonal), die auf traditionelle oder ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden. Lebensmittel, die nach Slow-Food-Kriterien angebaut, produziert, verkauft oder verzehrt werden, sollen regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und Menschen wieder mit Auge, Ohr, Mund und Händen an ihre Region binden.
Der Genuss soll im Mittelpunkt stehen, weil jeder Mensch ein Recht darauf hat. Der Geschmack ist im Verständnis der Slow Food Bewegung eine besondere historische, kulturelle, individuelle, soziale und ökonomische Dimension. Daher setzt sich Slow Food ein für regional angepassten und ökologischen Anbau, für den Erhalt der Biodiversität und der kulinarischen Kulturen.
Unter Hinweis auf das großartige Buch von Stan Nadolny „Die Entwicklung der Langsamkeit“ wies ich schon 2012 auf diesen Seiten auf die Notwendigkeit der Achtsamkeit beim Essen hin, die ich gerade im Programm der Slow Food Bewegung wiedergefunden hatte, s. http://www.essenspausen.com/wir-konnen-nicht-bis-drei-zahlen/.
Schwächen und Entwicklungsmöglichkeiten der Slow Food Bewegung
In den vergangenen Jahren bin ich das eine oder andere mal zu Veranstaltungen der örtlichen Gruppen („Convivien“ genannt) von Slow Food in Düsseldorf und Köln gegangen, meist zum Essen in angesagten Restaurants. Es gab auch Möglichkeiten des Besuchs von regionalen Erzeugern von Lebensmittelprodukten, wohin es mich aber nicht zog. Ich lese schließlich regelmäßig das Slow Food Magazin, das neben offiziellen Informstionen der Organisation mehr den Charakter eines Lifestyle-Magazins hat.
Gehofft hatte ich auf größere Schnittmengen zwischen den Aktivitäten von Slow Food und meinen Interessen an der Erforschung und Propagierung des richtigen Essens. Der Schwerpunkt des Interesses der Gesellschaft für das richtige Essen liegt bei der Verbesserung der Versorgung im Interesse der Mehrung der Gesundheit. Beim Gesundheitsinteresse trifft sich die Arbeit der Gesellschaft mit dem weiten Bereich der Medizin, mit der sie eine wichtige Überlegung eint:
„Wer heilt, hat Recht!“
Da darf eine Medizin durchaus einmal etwas bitter schmecken, wenn sie nur hilft. Ich begegne auch immer wieder gesundheitsbewussten Menschen, die wenig Wert auf die geschmackliche Qualität ihres Essens legen. In der Hoffnung, dass es hilft, beißen sie die Zähne zusammen und bringen auch Nahrung runter, die ihnen eigentlich gar nicht schmeckt. Demgegenüber betone ich immer wieder, dass das Essen als ein großer Quell der Lebensfreude auch eine unverzichtbare gesundheitliche Kompomnente hat, die nicht nur psychischer Natur ist. Was mit Freude gegessen wird, wird auch besser verstoffwechselt. Insoweit liege ich wenigstens im Ergebnis mit dem Programm und den Aktivitäten der Slow Food Bewegung auf einem Nenner.
Das richtige Essen und die Gesunderhaltung begegnen sich aber nicht allein in der Frage der Freude am Essen. Immer mehr wird sichtbar, dass die Beachtung der Esskultur weitere und noch viel bedeutendere gesundheitliche Auswirkungen hat. Dazu gehören die von mir propagierte Einhaltung von Essenszeiten, die regelmäßige Einrichtung von Essenspausen, die grundlegende Bedeutung des Verzehrs roher Kost sowie das Essen auf den leeren Magen.
Hier hat die Slow Food Bewegung enorme Entwicklungsmöglichkeiten. Sie wird doch zu Recht auch als Gegenbewegung zum unkultivierten – aber eben auch völlig ungesunden – Fast Food gesehen. Sis sollte nicht nur vornehm die Nase rümpfen über Mac Donald’s, Pizza Hut, Wünstchen- und Dönerbuden, sondern der Öffentlichkeit verständlich machen,dass diese Unkultur schwere reale Schäden an der Volksgesundheit anrichtet.
Slow Food wurde im Jahre 1986 in der Toskana (Bra) gegründet. In den knapp 30 Jahren seither hat die Vereinigung 80.000 Mitglieder gewonnen, die dort nicht nur ihre Liebe zum guten kultivierten Essen pflegen. Slow Food hat sich in den fast 30 Jahren seither in vielen Initiativen auch für eine faire ökologische regionale Gewinnung guter Lebensmittel eingesetzt. Positive Auswirkungen auf die Allgmeinheit der immer mehr falsch ernährten Masse der Menschen sind aber Fehlanzeige. Die Slow Food Bewegung muss noch die Gesundheit als ihr allen Bemühungen zugrunde liegendes Thema entdecken, um ihre großen Möglichkeiten voll auszuschöpfen.