Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Serotonin: Produktionsabläufe

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 11. November 2014

Ohne eine Vorstellung davon, w i e  die Bausteine von Serotonin zum Aufbau dieses Neurotransmitters zusammenkommen, kann man nicht sicher sein, die Bedingungen für seinen Aufbau zu kennen oder gar zu beherrschen.

Dennoch wird ohne alle Kenntnis von diesen Abläufen vielfach unterstellt, es läge an der fehlenden Zufuhr des Hauptbausteins Tryptophan von Serotonin, wenn dieses knapp sei. Man müsse eben mehr Tryptophan mit der Nahrung oder es in Tablettenform oder als Trinktinktur zu sich nehmen. Dies ist wahrhaftig ein Schuss ins Dunkle – und natürlich ging er daneben. Ich komme am Ende des Beitrags darauf zurück.

Um zu wissen, wie sich der zentralnervöse Auf bau von Serotonin vollzieht, muss ich eine Vorstellung davon haben,  w o  dies geschieht. Erst seit einigen Jahren ist das geklärt.

Wikipedia schreibt dazu:

„Die Raphe-Kerne (Nuclei raphes) sind eine Gruppe von Kernen des zentralen Nervensystem, die sich über den gesamten Hirnstamm erteilt. Die Kerne liegen jeweils entlang der Medianlinie an der „Naht“ der beiden Hirnstammhälften, daher der Name (griech. rhaphé „Naht“), Neurotransmitter der Raphe-Kerne ist Serotonin.“

Es schließt sich die wichtige Frage an,  w o h e r  die Bausteine kommen.

W e l c h e   Bausteine  vonnöten sind,  ist schon seit Mitte der 90er Jahre bekannt, s. auch meinen Beitrag http://www.essenspausen.com/noch-einmal-sicheres-wissen-ueber-den-serotoninaufbau,in dem ich mich im übrigen mit des nervösen Auslösern des Serotoninaufbaus befasse:

Hauptbaustein ist die essenzielle Aminosäure L-Tryptophan. Weiter benötigt werden insbesondere Folsäure, Vitamin B 1, Vitamin B 6, Vitamin B 12, Vitamin C,  Zink,  Magnesium, Mangan und Omega-3-Fettsäuren. Einiges spricht dafür, dass auch eine gewisse Präsenz des Vitamin D 3-Hormons gegeben sein muss.

Ich greife nachfolgend nur den Weg der Trytophanmoleküle auf, weil nach bisheriger fast allgemeiner Vermutung die Knappheit von Tryptophan der alles entscheidende Grund für den unzureichenden zentralnervösen Aufbau von Serotonin sein sollte. Ich habe in meinen früheren Ausführungen zu diesem Thema diese Meinung leider noch bestärkt, habe aber von Beginn an erklärt, dass zusätzlich ein besonderer nervöser Lockruf nach Serotonin gebraucht wird (Esskontrolle, Belastungskontrolle).

 

Die Undurchschaubarkeit der Vorgänge

Niemand kann derzeit genau sagen, von welchem genauen Ort all die vielen Moleküle kommen, die in den Drüsen der Raphe-Kerne miteinander die chemische Verbindung Serotonin bilden. Geht es um die einzelen  Tryptophanmoleküle,

  • die gerade als Teil der aufgenommenen Nahrung  in den Verdauungstrakt gekommen
  • und im Dünndarm durch körpereigene oder Nahrungsenzyme aus Proteinkörpern herausgelöst wurden
  • und dann mit dem Blutstrom bis zur Blut-Hirn-Schranke  befördert wurden,
  • um dann mit oder ohne Konkurrenz anderer Aminosäuren die „carrier ways“, biochemische Transportwege ins Gehirn genutzt haben,
  • um dann die Hirnflüssigkeit (Liquor) bis tief in das Stammhirn hinein zu druchschwimmen
  • oder auf noch unerforschten Wegen der Zell-.Zell-Kommunikation von Zelle zu Zelle bis zum Produktionsort durchgereicht zu werden,
  • vielleicht aber auch nach Ankunft im Gehirn über Nervenendungen von Gehirnzellen von Neuronen aufgenommen zu werden um dann in Vesikel verpackt schneller durch neuronale Bahnen bis zu den Raphe-Kernen  zu kommen?

Die Erforschung der kosmischen  schwarzen Löcher und der dunklen Materie wie der dunklen Energie ist nicht obskurer.

 

Was läuft denn wahrscheinlich ab?

Neuere gesicherte Erkenntnisse aus der Zellforschung zeigen, dass die gut 70 Billionen Zellen unseres Körpers einschließlich der Gehirnzellen in erheblichem Umfang alle wichtigen Mikronährstoffe speichern, ganz sicher auch Tryptophan und alle anderen Ausgangsstoffe für den Serotoninaufbau.

Gerade die Gehirnzellen müssen mächtige Speicher für all diese Substanzen haben. Sie benötigen sie ja schon für die lebenswichtige Produktion der menschlichen Bewegungsenergie ATP. Im Durchschnitt aller Zellen finden sich in jeder Körperzellen an die 1.500 der Verbrennungskammern (Mitochondrien), in denen in komplizierten chemischen Kreisläufen das ATP entsteht. In den Gehirnzellen sind aber 10 Mal so viel, nämlich jeweils an die 15.000 Mitochondrien gefangen. Wo so viel Material bewegt wird, ist natürlich auch immer genug von allen benötigten Stoffen präsent, wenn die üblichen kleinen Mengen an Botenstoffen aufgebaut werden müssen!

Es ist also völlig unwahrscheinlich, dass genau die Moleküle der Stoffe, die wir aktuell aufnehmen, tatsächlich vor Ort die sind, aus denen aktuell der Botenstoff Serotonin im Stammhirn aufgebaut wird. Das ist nicht logisch. Mit einer so dummen ineffizienten Logistik sind doch in der Natur keine lebenswichtigen Vorgänge bedacht!

Es spricht alles, aber auch wirklich alles dafür, dass alle Bausteine längst da sind, wenn der Befehl zum Aufbau von Serotonin erfolgt. Ohne den geht allerdings nichts.

 

Amtliche und andere Irrtümer

Ich habe wiederholt darüber berichtet, dass der Hype um Tryptophan als des angeblichen Wundermittels zur Hebung des zerebralen Serotoninlevels ein großer Irrtum ist. Die entsprechende Werbung für tryptophanhaltige Lebensmittelprodukte ist daher zu Recht gesetzlich verboten. Wer das heute noch unbeanstandet behaupten wollte, müsste sich eine solche Behauptung von der EFSA-Behörde im italienischen Parma genehmigen lassen (Codex Alimentarius). Zuvor aber müsste er das Unmögliche beweisen.

Mit amtlichen Fehlern, wie sie in der Arzneimittelzulassung gemacht worden sind, kann man nach meiner Einschätzung auf dem Lebensmittelsektor nicht rechnen. Ein solcher Fehler war die Zulassung des pharmazeutischen Tryptophans als Mittel zur Förderung eines guten Schlafs (Schlafkontrollhormon Serotonin). Ich vermute, dass man wie  s o oft nur ein paar Leute nach ihrer persönlichen Meinung über ihre Schlaferfahrungen gefragt hat. Eine Zeitlang haben viele mMenschen an einen besseren Schlaf durch Tryptophan geglaubt – im Zweifel ein typisches Placebo. Heute ist der Glaube an die Tryptophanwirkung selbst in den USA verblasst.