Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Frage eines Freundes nach GABA

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 7. August 2014

Ein guter Freund fragte mich, ob ich was dazu sagen könnte:  Er hat öfter gelesen, dass im Alter, oder bei Leuten mit erhöhten Alkoholkonsum GABA-Defizite bestehen und fragt, ob man GABAE substituieren kann.

 

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Meine Antwort:

Lieber …,

ich habe früher schon mal  versucht, Ordnung in die Welt der Hormone, Botenstoffe und ihre Produktion und Ausschüttung zu kriegen. Sehr viel weiter als zu einem Überblick bin ich da nicht gekommen, s.  http://www.essenspausen.com/ordnung-in-der-welt-der-hormone/.

Dort schreibe ich über GABA:

 

 „GABA, wie Serotonin mit dem gleichen Molekül zugleich Gewebshormon und Neurotransmitter,  findet sich in vielen Zellen des Gehirns und wird dort offenbar produziert. Eine besondere Produktionsstätte hat man aber bisher nicht ausgemacht. Dennoch ist es einer der bedeutendsten Transmitter im Gehirn. 40 % der gesamten Transmittertätigkeit im ZNS soll „gabaerg“ sein, wie die Experten das ausdrücken. Es ist der wichtigste inhibierende Stoff im Gehirn, es wirkt angstlösend und entspannend. Im Schlaf sorgt es dafür, dass nach dem Einsatz von Serotonin zum Einschlafen und Melatonin zum tieferen Hineinfinden in den Schlaf die wichtigen großen Schlaftiefen gefunden werden.

Besondere Bedeutung für die Wirksamkeit von GABA hat Serotonin, da es die GABA-Synthese stimuliert und die GABA-Rezeptoraffinität erhöht. Bekannt ist, dass beim zentralnervösen GABA-Mangel Heißhunger auf Zucker und Süßigkeiten entstehen, Lähmungen, Muskelverspannungen, Tinnitus, Geruchsstörungen, Schwitzen, Merkverlust, Impulsivität, Ungeduld und Ängste auftreten – alles Störungen, die sich nach meiner Erfahrung im Umgang mit nativer Kost zum Serotoninaufbau immer wieder gelegt haben.“

Dr. Wilfried Bieger, der einen ungemein wertvollen Informationsdienst für Fragen aus der Stress-Medizin unterhält http://dr-bieger.de/gamma-amino-buttersaeure-gaba-neurotransmitter-mit-angst-loesender-wirkung/- schreibt von mehreren Möglichkeiten der Behandlung von GABA-Defiziten:

„1. Behandlung mit der Glutamat/GABA-Vorstufe Glutamin, das zudem für die Entgiftung des ZNS eminent wichtig ist. Wir verwenden Glutamin in Kombination mit den GABA-Modulatoren Taurin und Theanin und dem GABA-Induktor 5HTP/Serotonin in dem Präparat GABAmax, das zusätzlich die für die Neurotransmittersynthese wichtigen Enzym-Kofaktoren aus der B-Vitamingruppe, Vitamin C und Tocopherole enthält, die Glutamat-neutralisierend wirken. Außerdem enthält GABAmax eine geringe Menge Tyrosin als Katecholaminvorstufe, das die inhibitorischen Valenzen besser balanciert.

2. Behandlung mit Glutamin in Kombination mit Glycin, der kleinsten Aminosäure, die zugleich in einigen Hirnregionen als Neurotransmitter fungiert und überwiegend GABA-artig wirkt. Glutamin/GABA und Glycin wirken synergistisch schlaffördernd, entspannend und bahnend für die nächtliche Regeneration des Endokriniums. In dem Präparat GABAnight sind Glutamin und Glycin mit 5HTP/Serotonin, den Modulatoren Taurin, Cholin und Passsionsblume sowie den Enzymkofaktoren aus der B-Vitaminreihe kombiniert.

3. GABA selbst hat bei oraler Gabe zwar infolge Blockade durch die Blut-Hirnschranke nur marginale zentrale Effekte, seine peripheren Wirkungen auf endokrine Organe und Immunsystem sind jedoch nicht beeinträchtigt – soweit sie durch parakrines GABA hervorgerufen werden. In diesen Fällen, wenn die GABA-Wirkung auf die Nebenniere, Hypophyse, Inselorgan und den Stoffwechsel genutzt werden soll, wird GABA selbst in Dosierungen von 500 – 2000 mg tgl.eingesetzt.

4. Begrenzte zentrale Effekte durch GABA selbst können mit einem modifizierten, sublingualen Präparat GABAcalm erreicht werden, das über die Mundschleimhaut „auf Nebenwegen“ ins Gehirn gelangen kann. Es ist auf Grund seiner schnellen, innerhalb von Minuten einsetzenden Wirkung für die Sofortbehandlung von Angstzuständen geeignet und vielfach bewährt. Außerdem kann mit GABAcalm die Wirksamkeit von GABAtropen Präparaten vorab getestet werden.

5. Schließlich existieren lipophile GABA-Derivate wie das Präparat Kavinace, das GABA in Kopplung an Niacin enthält, als stark wirksame GABA-Variante. Allerdings ist seine Wirkungsdauer wegen der starken Induktion von Abbauenzymen auf 10 – 14 Tage begrenzt. Nach einer Behandlungspause von einigen Tagen ist allerdings erneut die volle Wirksamkeit gegeben.“

Mein Kommentar:

Ich habe erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Einsatzes von GABAmax. Glutamin ist reichlich vorhanden in Getreiden, Hülsenfrüchten und Nüssen. Warum sollte man da substituieren? Taurin ist reichlichin frischen Muscheln, Thunfisch, Austern, Schweine-, Hammel-, und Rindfleisch, Hühnerschlegel, Dorsch und in Milch enthalten. Sollte wirklich mal Theanin fehlen, trinkt man mal einen grünen Tee. Tyrosin und Glycin schließlich sind nicht essenziell. Sie sind  in fast allen Proteinen enthalten. Warum soll man dem Körper geben, was er immer reichlich hat?

Was der „GABA-Induktor 5 http/Serotonin“ anders soll als zu verbrämen, dass die Medizin wohl weiß, dass GABA im Einsatz durch Serotonin freigegeben wird (ähnlich wie Dopamin u.a.), dass sie aber nicht forscht und nicht weiß, wie der Serotoninaufbau zu fördern ist. Es ist ja auch schrecklich, dass sich ein Branchenfremder wie ich damit befasst hat und behauptet, etwas zu wissen, was die Forschung und die medizinische Praxis nicht weiß.

GABA kann in Kopplung an Niacin die Blut-Hirn-Schrnake nicht nehmen. Beim amerikanischen Hersteller des Produkts Kavinace habe ich nachgelesen, dass Kavinace ein Abbauprodukt von GABA zusammen mit Taurin und Vitamin B6 eine GABA-Hilfe ist, nicht GABA selbst. Es heißt dort (nur in Englisch) –  https://www.neurorelief.com/index.php?p=prddetail&pdtId=18&ProductName=Kavinace%20120 –:

„Most calming product.

Provides GABA support to help manage stress and anxiousness and promote healthy sleep.
(120 Capsules per bottle)

Kavinace combines two powerful ingredients that together effectively address symptoms of stress, anxiousness, and sleep issues. This formula contains the GABA derivative 4-amino-3-phenylbutyric acid, which easily crosses the blood-brain barrier and acts as a GABAB agonist.*1 Kavinace also contains taurine, which functions as a calming amino acid. Taurine is a GABAA agonist and may increase GABA levels by increasing synthesis, preventing breakdown, and blocking reuptake of GABA.2-4 Kavinace also includes vitamin B6, an important cofactor for the synthesis of GABA.“

Das Mittel der Wahl scheint es nicht zu sein. Aber solche chemischen Produkte haben allerlei in der Entwicklung gar nicht vorhersehbare arzneiliche Wirkungen, wie man ja auch bei der Vorstufe 5 HTP von Serotonin sieht. Wenn man anders Angst und Schlaflosigkeit nicht in den Griff kriegt, ist solch ein chemisches Konstrukt vielleicht dann doch einmal von Wert.  Aber gibt es Nebenwirkungen? Es vorsorglich als Substitut für vielleicht fehlendes GABA zu nehmen, ist ganz sicher nicht sinnvoll!

Liebe Grüße

Rolf