Probiotischer Joghurt ist nichts als teuer.
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 9. April 2014
Billionen, vielleicht gar Billiarden Bakterien mit Hunderten verscheidener Familien im Gewicht von etwa 2 kg leben ständig im menschlichen Darm. In ihrer Gesamtheit nennt man sie die Darmflora, auch wenn die hoch entwickelten Bakterien den Tieren näher stehen als den Pflanzen. Sie vermeheren sich dort nach einem Muster, das bei jedem Menschen verschieden ist. Holt der Arzt zur Bekämpfung einer Entzündung im Körper mit Antibiotika zum Rundumschlag gegen alle Baktereien im Körper aus,trifft er auch die Darmflora. Diese erneuert sich aber sehr bald wieder unter Replizierung des vorherigen Musters, von dem der Wurmfortsatz (Appendix) immer eine Matrix verwahrt.
Der Mensch, der mit der Zufuhr seiner Nahrung auch die Darmflora ernährt, profitiert von dieser sehr, weil die Bakterien ein Vielzahl von Funktionen im Stoffwechseprozess übernehmen. Sie stellen Proteine, Enzyme, Vitamine (im Dickdarm sogar Vitamin B12) her und sind ein unverzichtbarer Träger der Immunität des menschlichen Körpers. 80 % der IgA-Antikörper stammen aus ihrer Produktion.
Wenn man das weiß, kann man doch gar nicht daran zweifeln, dass die in den Geschäften seit vielen Jahren mit Nachdruck angebotenen probiotischen Joghurts – mit Laktobazillen und Bifidobakterien – für uns von großem gesundheitlichen Wert sein sollten, oder?
Ein typisches probiotisches Produkt mit Bifidobakterien ist Activia von Danone. Dazu schreibt schon Wikipedia, das dem aufmerksamen Leser oft als nicht gerade industriefeinlich vorkommt:
„Activia wird als gesundheitsförderndes Produkt (Functional Food) vermarktet, welches die Verdauung anregen soll. Activia-Produkte enthalten Bakterien des Stammes Bifidobacterium animakus DN 173 010. Danone behauptet, dass die Bakterien Verdauungsbeschwerden und Unregelmäßigkeiten in der Verdauung beseitigen sollen. Eine tatsächliche Funktionalität dieses Produkts gilt nicht als erwiesen.
Danone zog 2010 bei der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) seine Anträge zurück, mit denen die angeblich gesundheitsfördernden Eigenschaften von Activia bestätigt werden sollten. Ebenso verzichtete der Konzern in Frankreich und Großbritannien darauf, die angeblich verdauungsfördernde Wirkung in Werbespots anzupreisen. „
Nach allem was über die Darflora bekannt geworden ist, kommt es mir vor wie eine richtige Schnapsidee vor, die Nahrung eines gesunden Menschen mit einem gesunden Darm mit einer stabilen Darmflora täglich mit Mengen lebender Bakterien anzureichern. Ob es sich dabei für „gute“ oder „schelchte“ Bakterien handelt, ist gleich.Nötig ist das ganz sicher nicht, kostet aber ralativ viel. Die ständige Substitution kann dem Menschen aber womöglich die Fähigkeit rauben sein erprobtes Mikroklima im Darm selbst wiederherzustellen, wenn dieser Nachschub mal ausbleibt. Den Herstellern allerdings könnte nichts besseres passieren als das. Ich unterstelle dabei, dass sie mehr an ihren Gewinn denken als an das Wohl ihrer Kunden.
Etwas anderes als die Probiotika sind die Präbiotika. Dies sind Ballaststoffe, die vom Dünndarm Körper nicht verstoffwechselt werden können wie Inulin und Oligofruktose. Einige Bakterienarten im Dickdarm können sie allerdings verwerten. Ob sie nur dem Wachstum dieser Baktereine dienen oder der Mensch selbst davon profitiert, ist nicht bekannt. Auch ihnen nachzujagen, macht nach dem heutiogen Stand des Wissens keinen Sinn.