Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Hirnforschung: Basis der Anthropologie

Erstellt von r.ehlers am Samstag 5. April 2014

 

Über das richtige Essen zu reden geht nicht ohne einen gründlichen Blick auf das Wesen Mensch zu werfen, das mit dem richtigen Essen versorgt werden soll. Daher sind die Anthroplogie und die Hirnforschung auch mein Thema.

In den sechziger Jahren, als die sexuelle Revolution losbrach, hatte die amerikanisch Ethnologin Margaret Mead (1901-1978) mit ihren Geschichten über das Leben der von der Zivilisation nicht verdorbenen Menschen in Samoa und Papua-Neu-Guinea die Anthroplogie zur spannendsten aller Wissenschaften erhoben. Kaum ein Student, der nicht  ihre Bücher wie „Jugend und Sexualität in primitiven Gesellschaften“ ,1935, und „Mann und Weib“, 1949 regelrecht verschlungen gehabt hätte. Das uralte Rätsel, ob und wie weit das Wesen des Menschen durch seine Erbanlagen oder durch die Einflüsse der Umwelt geprägt werden, schien in dem Sinne gelöst zu sein, dass es keine nennenswerte angeborene menschliche Natur gäbe, weil alles Verhalten eine Folge der gelernten und anerzogenen kulturellen Einflüsse sei.  Jeder damals kannte die freundlichen Arapesh, die in einer absolut freizügigen, fast paradiesischen, friedlichen Gesellschaft lebten und die martialischen Mundugumor, die jegliches sexuelles Verhalten der Menschen von klein auf strikt regulierten. Das waren doch mal exakte wissenschaftliche Feststellungen und kein Geschwafel, oder?

-de.wikipedia.org-

 

Es war alles Lüge. Margaret Mead verstand die Sprache der Samoaner kaum. Sie fragte dennoch so gut es ging  eine Gruppe aufwachsender samoanischer Mädchen nach ihren sexuellen und familiären  Erlebnissen. Die Mädchen merkten aber, was sie hören wollte. Was Mead daraus machte, war fern jeder Realität, was erst lange nach ihrem Ruhm und nach ihrem Tod bekannt wurde. Zum Erschrecken der ganzen wissenschaftlichen Welt und der vielen Millionen interessierter Laien deckte dies der Anthropologe Derek Freeman gnadenlos auf.  Freeman selbst hatte sechs Jahre seines Lebens auf der abgelegenen Insel Savaii in Westsamoa wie einer der Menschen der dortigen Urbevölkerung gelebt. Er war so mit ihnen verbunden, dass sie ihn sogar zu ihrem Häuptling (Mapai) wählten.  Er hatte im Detail  beschrieben, dass die Samoaner all das kannten, was Mead geleugnet hatte, vom Gebot der Unschuld  bei der Eingehung der Ehe und dem Verbot des Ehebruchs bis zum Suizid aus enttäuschter Liebe. Die sensationellen Informationen über das konträre Sozialverhalten der Arapesh und der Mundugumor auf Papua-Neuguinea schließlich hatte sie gar nicht selbst erhoben, sondern von einem ihrer früheren Ehemänner übernommen, der es sich aus den Fingern gesogen hatte.

Samoa deutsch.png-de.wikipedia.org-

West Samoa

In meiner Begeisterung für die großartige neue Anthropologie Margaret Meads machte ich sogar auf meiner Weltreise 1974/1975 einen ausgedehnten Abstecher in die frühere deutsche Kolonie West Samoa. Ich fand kein Quartier bei den Ureinwohnern und stieg daher im (durch Graham Greene berühmt gewordenen) Aggie Greys Hotel ab, dem einzigen der Hauptinsel Upolu. Dort lebte am Rande der einzigen und Hauptstadt des Inselstaates, Apia, ein aus Deutschland eingewanderter Unternehmer mit seiner Familie, der dort eine Drahtzieherei aufgebaut hatte. Er war der einzige Hersteller von Zäunen und Stacheldraht zwischen Neuseeland und Hawaii. Er berichtete über das gar nicht immer friedfertige Verhalten seiner samoanischen Arbeiter. Seine Kinder erzählten aus der Schule über typische Probleme in der Zeit des Heranwachsens, die Samoaner nicht weniger haben als Europäer. Erst ein paar Jahre später erfur ich vom Skandal, dass Margaret Mead die wissenschaftliche Welt erfolgreich getäuscht hatte wie kaum jemand vor ihr. Schummeleien bei der Dissertation wie bei von Guttenberg und Schavan sind nichts dagegen!

Wenn Sie ein wenig mehr lesen wollen über diesen größten Wissenschaftsbetrug des letzten Jahrhunderts, lesen Sie doch einmal im Vergleich zu https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Mead  die Klarstellung von Thomas Clough auf: http://www.weirdrepublic.com/episode12.htm. Es  wird Gründe haben, warum Wikipedia Meads großen Betrug als fast unbedeutend herunter spielt.

Der Auf- und Abstieg von Margaret Mead hat immerhin eines bewirkt: das Verständnis von der alle anderen Wissenschaften überragenden Bedeutung der Anthropologie. Solange diese Wissenschaft im Kern noch zerstritten war, beachtete man sie kaum. Wurden aber scheinbar unbestreitbare Tatsachen bekannt, hatte sie   gleich bestimmenden Einfluss auf alle anderen Wissenschaften und auf die politische Richtung der 68er-Jahre..

Die Anthropologie, die  Wissenschaft vom Menschen, wird in unseren Breiten nach der Evolutionstheorie von Charles Darwin  weit überwiegend als Naturwissenschaft verstanden, die sich mit dem Menschen als fühlendem und denkendem biologischen Wesen befasst. In diesem Kontext ist sie nicht wie früher allein auf mehr oder minder nachvollziehbare Hypothesen und Spekulationen angewiesen.  Wegen der wachsenden Fülle neuer exakter Daten über die Funktionen des menschlichen  Gehirns in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, der „Dekade der Hirnforschung“,  trat in den Hintergrund, dass die geisteswissenschaftliche  Erfassung des Wesens des Menschen mit dem Schock über den Betrug von Margaret Mead keineswegs erledigt war. Was war denn mit dem freien Willen, der Entscheidungsfreiheit und der Selbstbestimmung des Menschen? Was ist essenziell ein Gedanke, eine Anschauung eines Bildes, was das Bewusstsein oder gar das Gewissen?  Wie funktioniert Sprache in Syntax und Semantik?

In Beobachtungsstudien und mit allerlei Geräten wie der Magnetresonanzröhre (MRT) können wir einige offene Fragen über die Funktion des Gehirns beantworten. Es sagt schon etwas aus, wenn beim Gehirnscan sichtbar wird, dass beim Übergewichtiger, der in der Röhre das Bild einer Sahnetorte oder einer Schweinshaxe zu sehen kriegt, das tief im Hirn sitzende Belohnungszentrum (Nucleus Accumbens)  deutliche Aktivität zeigt, Die geisteswissenschaftlichen Aspekte bleiben dabei bar außen vor.  Allerdings ist auch das eine wissenschaftliche Arbeit, unter Einsatz des Verstandes unter den ungesicherten Erkenntnissen die am ehesten wahrscheinlichen zu finden. Darüber, dass die geisteswissenschaftliche Anthropologie nicht tot ist, waren sich die illustren Vertreter der Anthropologie  im Gesprächskreis beim Philosophen Gert  Scobel am vergangenen Donnerstag, 3.4.2014, 21.00 Uhr in 3 Sat, einig (http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=42782).

Thema der Sendung war der heutige Stand der Neurowissenschaften, 10 Jahre nach dem kühnen Vorgriff des  Manifests der Hirnforschung von 2004, in dem 11 der führenden deutschen Hirnforscher hoffnungsfroh verkündet hatten, dass die Wissenschaft vom menschlichen Gehirn dicht vor entscheidenden Erfolgen in der Erkenntnis und der Behandlung psychischer Erkrankungen stünde. Heute ist allgemein bekannt, dass mit solchen Sprüngen nicht bald zu rechnen ist, wenn überhaupt.

Professor Dr. Wolf Singer wies darauf hin, dass die exakte Wissenschaft in der Tat enorme Fortschritte gemacht hat. Die mechanistische Vorstellung, dass  das Gehirn eine seelenlose Reizverarbeitungsmaschine sei, ist endgültig passé.

Singer: „Das Gehirn ist  ‚ein hochaktives hochdimensionales Organ‘, das auf eine uns nicht vorstellbare Weise funktioniert“.

 „Big Pharma“ steht nach Singers Überzeugung still. Anders als von den Autoren des Manifestes gedacht, sind keine Wunderdrogen zu erwarten. Solch ein Wunderwerk wie unser Gehirn kann man nicht einfach mit billigen chemischen Verbindungen erfolgreich in die gewünschte Funktion zwingen. Mit fiel bei diesen Äußerungen Singers ein, was ich beim Stoffwechselexperten Professor Dr. Achim Peters über die gängigen Psychopharmaka gelesen hatte, dass es sich um „schmutzige Drogen“ handele.

Der Mediziner und Philosoph Dr. Michael Hagner und die Medizinerin und Biochemikerin Professor Dr. Hannah Monyer bekräftigten, dass die alten Versprechungen der Hirnforschung falsch waren, die Fragezeichen dagegen immer größer geworden sind.

In Kenntnis des neuen exakten Wissens über das Gehirn sind wir schließlich auch der Beurteilung der Grundfragen unserer Existenz ein wenig näher gekommen, wenn wir auch nicht weiter kommen als bis zur Beurteilung einer sehr großen Wahrscheinlichkeit:

Das Gehirn verändert sich selbst mit allen seinen Aktionen. Weil es so komplex und autonom ist, lässt sich seine Arbeit nicht physikalisch erklären. Weil die alternativen Wege nicht linear ablaufen, vielmehr schon im zellulären Bereich immens groß sind und die Einflüsse von vielen Seiten so mannigfaltig, lassen sich die Abläufe in unserem Gehirn nicht kausal beschreiben. Nach jedem Vorgang, etwa einer Informationsweiterleitung an den Synapsen oder der Neubildung oder Rücknahme von Neuronen, kann man vielleicht nachvollziehen, warum welche Reaktion auf welche Ursache folgte. Voraussagen kann man aber nichts.

Ganz sicher findet der Makrokosmos nicht im Mikrokosmos des Gehirns seine Analogie. Es spricht aber alles dafür, dass es in beiden Bereichen keine volle Determination gibt. Bezogen auf den freien Willen heißt das, dass die Abhängigkeit von den materiellen Abläufen im Gehirn kaum die Vorstellung einer willkürlichen Entscheidung des Menschen zulassen. Aber vorherbestimmt ist auch nicht, was sich abspielt.

Durch Messsung der Zeitabläufe der Vorgänge bei einer mentalen Entscheidung im Unbewussten und in der Bewusstheit meinen einige Forscher nachweisen zu können, dass das Bewusstsein der eigentlichen inneren Entscheidung hinterher hinke. Das berühmt gewordene Libet-Experiment, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Libet-Experiment) ist aber fehlerhaft, weil es das Bewusstsein selbst nicht misst, sondern nur die Erklärung der Probanden darüber, wann im Experiment  es nach ihrer Meinung präsent war. Selbst wenn die dann als bewusst erlebte Entscheidung unbewusst perfekt vorbereitet war, hatte das Bewusstsein aber immer noch die Möglichkeit, den Ablauf zu unterbrechen.

Die Runde bei Scobel kam am Ende auch kurz auf entlegene und obskure Vorgänge zu sprechen, zu denen nach mancher Meinung  das Gehirn des Menschen auch fähig sein soll – beispielsweise das Gedankenlesen (Telepathie).

Mit gesunden Sinnen kann man indes zu solchen Behauptungen nicht kommen, weil es absolut keinen Anhalt für seine Existenz gibt, noch weniger eine nachvollziehbare Erklärung, wie die nicht sichtbaren und nicht messbaren Vorgänge denn ablaufen sollten. Dr. Hagner mahnte, dass es für jede Bemühung zur Erweiterung des Wisssens wichtig ist, kritisch, skeptisch und bescheiden zu sein. Besserwisser und Phantasten schaden nur dem Lauf der Wissenschaft.

 

Ein Kommentar zu “Hirnforschung: Basis der Anthropologie”

  1. Richtig Essen » Blog Archiv » Wie glaubhaft ist die Wissenschaft vom Menschen? sagt:

    […] Irrtümer konnten beim besten Willen nicht ausbleiben, weil seit jeher das Wissen um die unerhört komplexen Abläufe in der Natur von den einfachsten Funktionen der Zellen bis zur Funktion des menschlichen Geistes und Gemüts unzugänglich sind. Irren ist menschlich, aber Falschheit leider auch. Denken Sie nur an die erbärmliche Täuschung der ganzen Anthropologie durch eine ihren größten Protagonisteinnen, Margaret Mead, s. http://www.essenspausen.com/hirnforschung-basis-der-anthropologie/ […]