Mens Sana In Corpore Sano Sit
Erstellt von r.ehlers am Freitag 21. März 2014
Juvenal, Geburtsname Decimus Iunius Iuvenalis), geb. um 58 n.Chr., gest. um 140 n.Chr. , wohl der scharfzüngigste Satiriker im Alten Rom, ist einer der längst verstorbenen Menschen, deren Sprüche wir wohl ewig im Munde führen werden. Sein Wort „panem et circenses“ („Brot und Spiele“) drückt seinen ganzen Ekel aus vor den menschunwürdigen Verhältnssen im Römischen Reich. Die Masse der angeblich freien Bürger, der plebs, wurde bekanntlich von jedem Einfluss auf den politischen Lauf der Dinge fern gehalten, indem er durch ausreichende Ernährung und billige Unterhaltung in den sinnfreien Spielen im zwischen 72 und 80 gebauten Collosseum ruhig gestellt wurde.
Wer denkt da heute nicht an Aldi und Lidl einerseits und die Fernsehunterhaltung auf der anderen Seite?!
Der Satz vom gesunden Geist in einem gesunden Körper heißt in der wortgetreuen Übersetzung aus dem Original:
„Aber damit du was hast, worum du betest, weshalb du vor dem Schreine die Kutteln und göttlichen Weißwürste opferst, sollst um gesunden Geist in gesundem Körper du beten.“
Weitere schöne Beispiele für Juvenals Genie sind:
- Aber wer bewacht die Bewacher?
- Adel liegt einzig und allein in der Tugend.
- Alles in Rom ist um Geld zu haben.
- Da fällt es schwer, keine Satire zu schreiben.
- Daher Zorn und Tränen.
- „Das strengste Gericht ist das eigene Gewissen. Hier wird kein Schuldiger freigesprochen.
- Das will ich, so befehl ich’s, als Grund genügt (mein) Wille.
- Der Wanderer mit leeren Taschen lacht dem Räuber ins Gesicht.
- Die (große) Anzahl gibt Schutz.
- Dieser erhielt das Kreuz als Lohn für seine Verbrechen, jener die Krone.
- Einem Kind kommt größmöglicher Respekt zu.
- Ein seltener Vogel auf Erden, ähnlich dem schwarzen Schwan.
- Es gibt in der Regel keinen Prozess, in dem nicht eine Frau den Streit verursacht hätte.
- Es missfiel deine Nase.
- Viele Menschen haben wie ungeschliffene Diamanten glänzende Qualitäten unterhalb einer rauen Schale.
- Gesunder Menschenverstand ist rar im Glück.
- Ich kann diese vergriechte Stadt nicht ertragen, Quiriten.
- „Kein Bösewicht kann glücklich sein, am wenigsten ein Verführer.
- Rechtschaffenheit wird (von allen) gelobt und stirbt doch vor Kälte.
- Unerträglicher nichts als ein Weib mit großem Vermögen.
- Einst bestimmte es (das römische Volk) über alles, die Herrschaft, die Ämter und die Legionen. Doch nun wünscht sich das Volk, um zufrieden zu sein, nur noch zwei Dinge: Brot und Spiele.
Großartig, nicht? Lange bevor ein Englisch sprechender Mensch über die Richtigkeit der Gesetzmäßigkeit der „safety in numbers“ sinnierte, dass man mit mehreren besser für Sicherheit sorgen kann als für sich allein hatte Juvenal es schon zwingend in zwei schlichen Wörtern gesagt: defendit numerus.
Zurück aber zum gesunden Geist, der in einen gesunden Körper soll:
Juvenal hielt wohl nicht allzuviel von den Göttern, denen das Volk Kutteln und Weißwürste opferte. Den römischen Bürger, der sie anrief und um Hilfe bat, riet er, sich zu wünschen, dass er körperlich gesund bleiben möge und darum zu bitten, dass ein gesunder Geist in seinen Körper einziehen möge. Denn ganz offensichtlich war der Geist des Bittstellers nicht ganz so beschaffen wie Juvenal sich einen gesunden Geist vorstellte.
Es ist danach also zumindest möglich, dass gesunder Körper und gesunder Geist zusammenfinden können. Aus dem Zusammenhang wird aber klar, dass man sich das nicht einfach nur wünschen kann. Da ist niemand, der uns mit körperlicher und geistiger Gesundheit beschenkt – außer der Natur. Die Natur hat stellt die Mittel parat, mit deren Hilfe wir uns richtig versorgen können. Sie gibt uns auch mit dem Verstand das Werkzeug, die Mittel selbst richtig einzusetzen.
Juvenal stellt an anderer Stelle fest, dass viele Menschen wie ungeschliffene Diamanten glänzende Qualitäten unterhalb einer rauen Schale haben. Ich denke da an Karl Jaspers weit wenig hoffnungsfrohes Wort:
„Die Demokratie setzt die Vernunft im Volk voraus, die sie erst hervorbringen muss!“
Ich halte es mehr mit Juvenal, der dem Bürger rät, sein Heil nicht in der vagen Erwartung göttliche Fügung zu suchen („Hoffen und Harren macht alte Jungfern und Narren!“), sondern selbst beides zu fördern, seine körperliche und seine geistige Gesundheit!
Körper, Gemüt und Geist hängen funktional zusammen und beeinflussen sich wechselseitig. Der Mensch, der klug bedenkt, was seinem Körper Gesundheit schenkt und wie er sich richtig ernährt, erfährt zugleich durch die harmonische Abstimmung seiner Hormone und Botenstoffe das Glück seines Lebens und kann die Freiheit seines Geistes ungestört genießen.