Verstoffwechslung im Mund nur minimal
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 21. Januar 2014
Wenn man einen Vorgang beschreiben will, fängt man sinnigerweise ganz vorne an. Oft erhalten die ersten Schritte des Vorgangs dabei eine Bedeutung, die ihnen sachlich gar nicht zukommt. Dies trifft zu für die Verstoffwechslung der Nahrung im Körper, die nach verbreiteter Meinung einen wichtigen ersten Ort in der Mundhöhle hat.
Die drei größten Speicheldrüsen im Mund sind: Die Ohrspeicheldrüse (1), die Unterkieferspeicheldrüse (2) und die Unterzungenspeicheldrüse (3).
Die Verdauung meint die Summe aller Vorgänge zur Verwertung der Nahrung. Die Verdauung fängt im Mund an. Dort fällt tatsächlich bereits ganz wesentlich die Entscheidung über den Erfolg der Versorgung mit den aufgenommenen Lebensmitteln. Das liegt aber nicht daran, dass dort bereits die Nahrung verstoffwechwelt würde, denn da tut sich noch nicht viel. Aber im Mundraum müssen alle Speisen unbedingt bis auf die kleinsten Partikel herunter verkleinert werden, wenn die Nutzung der Nahrung nicht fehlschlagen soll. Bei den drei Regeln die beim richtigen Essen zu beachten sind, steht die komplette Zerkleinerung der Nahrung vor dem Herunterschlucken an allererster Stelle nach dem Motto „Gut gekaut ist halb verdaut“, s.
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Die Verstoffwechslung der Nahrung ist nur ein Teil der Verdauung. Sie profitiert aber enorm von der guten Zerkleinerung der Nahrung vor der Aufnahme in den Mund oder der Zerkleinerung im Mund.
Fragt man nach dem Ablauf der Verstoffwechslung, fängt man auch von vorne an bei der Bearbeitung der Speisen in der Mundhöhle. Man sieht, dass mit dem Beginn der Verdauung gleichzeitig die Verstoffwechslung einsetzt. Wer beides nicht genau auseinander hält, erklärt dann, dass die Verstoffwechslung der Speisen im Mund bereits von maßgeblicher Bedeutung für ihre erfolgreiche Aufschließung sei. Genau das aber ist falsch.
Was tatsächlich im Mund an Verstoffwechslung stattfindet, kann man praktisch vergessen.
Es geschieht nur Folgendes: Der Mundspeichel, von dem wir täglich bis zu 1 1/2 l bilden, löst die löslichen Substanzen der Nahrungsmittel auf, mischt sich mit den trockenen Speisen zu einem feuchten Brei (Chymus) und macht diese somit zum Schlucken wie für die weitere Bearbeitung im Magen geeignet. Der Speichel beginnt mit dem in ihm enthaltenen Amylasen (Enzyme) schon bei der Einspeichelung im Mundraum, die angekommenen Kohlenhydrate aufzuspalten. Man kriegt das selbst gut mit, wenn z.B. lange auf einem Stück trockenen Brotes herum beißt, da sich dann ein süßer Geschmack entwickelt, weil die Amylasen süße Zucker (Glukose, Fruktose, Galaktose) aus der Stärke abspalten.
Im Normalfall hat diese Funktion des Speichels aber nur ein sehr geringe oder eher gar keine Bedeutung. Die Amylasen haben nämlich bei der ganz allgemein üblichen schnellen Art des Essens keine Zeit zur Entfaltung ihrer Wirkung. Sie verlassen den Mundraum lange bevor sie zeigen können wozu sie in der Lage sind und werden schon bald nach dem kurzen Aufenthalt in der Mundhöhle im sauren Milieu des Magens inaktiviert. Die Verstoffwechslung geht dann erst im Dünndarm richtig los. Der Magen zerkleinert die noch zu großen Nahrungsbrocken nur und greift auch die Proteine mit seiner Säure an. Erst im Dünndarm werden die Lebensmittel aber komplett zerlegt, sodass ihre molekularen Inhaltsstoffe in die Kreisläufe von Blut und Lymphe übergehen.
Eine Bemerkung am Rande: Der menschliche Speichel ist nachweislich sehr hilfreich in der Behandlung der eigenen Wunden eines Menschen. Fremder Speichel hat aber eine andere Bakterienkultur. Er ist für den Verletzten sehr gefährlich. Er kann sogar eine lebensgefährliche Sepsis auslösen. Manche Mütter machen das leider falsch.