Arginin, Methionin und NO – kritsche Versorgung
Erstellt von r.ehlers am Montag 13. Januar 2014
Sachbezug: Lebensmittelversorgung, Arginin, Methionin, NO ADMA
Vor ein paar Tagen habe ich über Eiweiße, Aminosäuren und Proteine geschrieben s. http://www.essenspausen.com/proteine-sind-unser-leben/. Dieses Grundwissen sollte helfen beim Verständnis des hochaktuellen Themas der Versorgung mit der Standardaminosäure Arginin, das heute von vielen als die wichtigste bekannte Aminosäure gehandelt wird. Natürlich ist der Hype um Arginin entstanden, weil die Wissenschaft in Tausenden von Studien festgestellt hat, dass ein Mangel an Arginin verantwortlich ist für alle bekannten koronaren Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt bis zu Diabetes und Erektionsstörungen. Aus Arginin macht unser Körper nämlich das Stickstoffmonoyxd (NO), das mit der Erweiterung der Blutbahnen für einen guten Blutfluss und einen maßvollen Blutdruck sorgt. Wer also wie jeder vierte Mensch in unseren Breiten schon unter Bluthochdruck leidet und Angst haben muss, an Arterieosklerose zu erkranken, tut gut daran, sich um seine Versorgung mit Arginin und NO zu sorgen.
Arginin – de.wikipedia.org –
Die vom Körper selbst aufgebaute, also nicht-essenzielle, Aminosäure L-Glycin und die essenzielle Aminosäure L-Methionin sind die Bausteine, aus denen unser Körper, vorwiegend in der Leber, im Darm und in den Nieren selbst Arginin aufbaut. Wegen dieser Abhängigkeit vom essenziellen Methionin kann man das Arginin eine semi-essenzielle Aminosäure nennen. Es wird von manchen Experten aber auch deshalb so oder ganz als essenzielle Aminosäure angesehen, weil wir nach dieser Meinung – zumindest in vielen Lebenslagen – gar nicht fähig sind, so viel Arginin aufzubauen, wie es der Körper braucht. Da der Körper neben dem Arginin, das er direkt aus seiner Nahrung erhält, über Methionin weiteres Arginin aufbaut, müssen die Aufnahmemengen bei beiden in die Rechnung einbezogen werden.
Das durch Methionin eingebrachte Molgewicht ist bei dieser Rechnung um die vom Glycin stammenden Elemente zu erhöhen. Arginin (Summenformel C6H14N4O2) braucht von seinem Hauptbaustein Methionin (Summenformel C5H11NO2S) alle Elemente außer dem einen Schwefelatom.Von Glycin (Summenformel C5H11NO2S) kommen unschwer das jeweils fehlende eine Kohlenstoff- und das Wasserstoffatom.
Glycin wird uns nämlich praktisch nie knapp. Der Körper, der an allen seinen Ecken und Kanten Glycin braucht, kann es sich aus freien organischen Bestandteilen jederzeit selbst aufbauen. Zudem nehmen wir mit ganz gewöhnlicher Nahrung beachtliche prozentuale Mengen davon auf, von etwa 4 % bis zu 22,3 % bei Gelatine.
Nachfolgend gebe ich die Anteile von Arginin und Methionin in Milligramm (mg) an, jeweils bezogen auf 100 Gramm des Lebensmittels:
- Hühnerfleisch: Arginin 1.400 mg , Methionin 552 mg
- Schweinefleisch: Arginin 1.400 mg, Methionin 530 mg
- Rindfleisch: Arginin 1.200, Methionin 554 mg
- Hühnerei: Arginin 820 mg, Methionin 380 mg
- Kuhmilch (3,7 % Fett: Arginin 100 mg , Methionin 82 mg
- Lachs, roh: Arginin 1.200 mg , Methionin 626 mg
- Thunfisch: Arginin 1.200 mg , Methionin
- Garnelen: Arginin 1.700 mg, Methionin 320mg
- Weizen-Vollkornmehl: Arginin 600 mg , Methionin 212 mg
- Mais-Vollkornmehl: Arginin 650 mg , Methionin 145 mg
- Amaranthmehl: Arginin 1.200 mg , Methionin 380 mg
- Quinoamehl: Arginin 1.500 mg , Methionin 356 mg
- Buchweizenmehl: Arginin 982 mg, Methionin 300 mg
- Reis, ungeschält: Arginin 950 mg , Methionin 179 mg
- Weizenkeime: Arginin 2.200 mg , Methionin 212 mg
- Haferflocken: Arginin 850 mg, Methionin
- Sojabohnen, getrocknet: Arginin 1.256 mg , Methionin 547 mg
- Erbsen, getrocknet: Arginin 2.000 mg , Methionin 251 mg
- Erdnüsse, geröstet: Arginin 2.832 mg , Methionin 658 mg
- Erdnüsse, getrocknet: Arginin 2.188 mg, 487 mg
- Pinienkerne: Arginin 2.400 mg , Methionin 590 mg
- Sesamkörner: Arginin 2.250 mg , Methionin 586 mg
- Walnüsse: Arginin 2.200 mg, Methionin 236 mg
- Haselnüsse: Arginin 2.000 mg, Methionin 245mg
- Paranüsse: Arginin 2.400 mg , Methionin 1008 mg
- Kürbiskerne: Arginin 5.350 mg, Methionin 1.275 mg
Tierische Produkte können selten ungegart gegessen werden. Beim Kochen werden aber gerade die Proteine, in denen sich die Aminosäuren befinden, denaturiert. Das Maß der Verfügung über sie ist bei diesen Lebensmitteln daher sehr ungewiss. Wenn Hülsenfrüchte, Getreide und Gemüse dasselbe Schicksal erleiden, bleiben als zuverlässige Spender nur die – allerdings überreichen –Nüsse. Der Knackpunkt für eine gute Versorgung ist daher die Entscheidung, immer wieder auch weitgehend rohe Produkte zu verzehren, wobei sich besonders Meeresfrüchte und Getreide oder getreideähnliche Samen wie Amaranth und Quinoa anbieten; letztere sind ja auch die erste Wahl bei der von mir entwickelten nativen Kost.
Wie viel Arginin aber brauchen wir jeden Tag?
Die Antworten dazu sind sehr verschieden. Teilweise wird eine Mindestmenge von 6 – 9 g vorgeschlagen, andere reden von 1 oder 2 – 5 g am Tag. Das sind schon möglicherweise fallentscheidende Unterschiede!
Die Forscher, die hohe Tagesbedarfe anmelden, zählen indessen den körpereigenen Argininaufbau durch das zusätzlich aufgenommene Methionin nicht mit. Damit sollten sie, was ihre Schätzungen anbelangt, um ein Drittel zu hoch liegen. Gehen wir einmal von einem täglichen Mindestbedarf von 5 g an Arginin + Methionin aus, ist das aber auch eine Menge, die nicht jeder Mensch jeden Tag über die übliche verfügbare Nahrung aufnehmen kann.
Seit ich die Zusammenhänge kenne, greife ich besonders gern zu den gutverfügbaren Nüssen. Da müssen schon öfter einmal 100 g von den gut schmeckenden Urerdnüssen aus Equador dran glauben, die lt. Tabelle ja schon über 3,5 g der benötigten Aminosäuren mitbringen! Da ich morgens zudem meine weitgehend rohe native Kost esse und bei der Zubereitung die Speisen dünste statt zu kochen, kann ich damit rechnen, keinen Argininmangel zu erleben. Kommen dann hier und da noch ein rohes Ei und eine Lage von rohem Lachsfilet dazu, kann mein Körper schon für später kleine Depots an Arginin und Methionin anlegen.
Der Bedarf an Arginin und Methionin ist in einigen Lebenslagen sehr viel höher alsnormal. Dies gilt insbesondere für die Zeit des Körperaufbaus in der Jugend, die Zeiten hoher Beanspruchung und das Altern. Wenn der Körper erst aufgebaut oder wenn er ausgebaut wird, insbesondere muskulär, braucht er deutlich viel mehr an Proteinen als beim ruhigen Betrieb. Besonders Stress und viele Krankheiten, aber auch Unfälle erhöhen den Bedarf. Der Grund hierfür ist die Vermehrung des körpereigenen Gegenspielers des Arginins, das Dimethylarginin (ADMA). Aus Arginin wird, wie gesagt, zur Erweiterung der Kapillaren und der Verbesserung des Blutflusses das Stickstoffmonoyxd (NO) gebildet. Kommt dagegen ADMA vermehrt auf den Plan, wird Arginin reduziert und es fehlt an NO. Ohne medizinische Hilfe und gezielte Supplementierung von Arginin unter Anleitung eines Therapeuten ist man dann aufgeschmissen.
Das gilt auch für die vielen Menschen, die unser dem sog. Metabolischen Syndrom leiden. In Deutschland betrifft das ein gutes Viertel der Bevölkerung. Das Metabolische Syndrom ist die Sammelbezeichnung für das gleichzeitige Auftreten der vier verschiedenen Erkrankungen bauchbetontes Übergewicht, gestörter Fettstoffwechsel, Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Menschen mit Metabolischem Syndrom haben stets erhöhte Konzentrationen von ADMA im Blut. Statt mit Blutdrucksenkern, die nur Symptome angehen und mit Medikamenten zur künstlichen Blutverdünnung sollte mit der medikamentösen Verabreichung von Arginin viel besser zu helfen sein. Die Entscheidung im Einzelfall kann aber nur der Therapeut treffen, der den Patienten (hoffentlich) genau kennt und alle Weg zur Hilfe auch.
Wir sind als Gesellschaft leider sehr weit vom natürlichen Wege abgekommen, dass große Teile der Bevölkerung bedenken müssen, dass selbst eine rundum gesunde Ernährung und Lebensweise für sie nicht reichen wird, um sich gerade mit der höchst wichtigen Aminosäure Arginin zu versorgen. Das kann erst anders werden, wenn die nächsten Generationen sich klüger versorgen und den Zivilisationskrankheiten nicht mehr massenweise anheimfallen.
Wenn der Blutdruck stabil ist, spricht natürlich nichts dafür, Arginin im Sinne der Vorbeugung gegen Schäden durch NO-Mangel vorsorglich zu substituieren. Es scheint sehr sicher zu sein, dass mehr Arginin im Körper als dringend benötigt unschädlich ist. Vor allem aber haben wir die Chance, den Gefahren schon zu entgehen, indem wir bei der Auswahl der Nahrung und in der Frage ihrer richtigen Ausnutzung lernen, richtig zu essen.