Apropos: Nahrungsmittel sind keine Heilmittel.
Erstellt von r.ehlers am Freitag 6. April 2012
Sachbezug: Allg.Gesundheits- und Erkenntnisfragen
Hippokrates von Kos, der große Arzt der Antike (460 – 377 v.Chr.), hat gesagt:
„Eure Nahrung sei eure Medizin und eure Medizin sei eure Nahrung.“
Die Medizin, an die wir in überwältigender Mehrheit fest glauben wollen, soll uns bekanntlich von allen Schäden an Körper, Geist und Gemüt freimachen. Wenn Nahrung also Medizin ist, kann sie es wirklich richten, dass mit ihr alle Hindernisse für ein gesundes und glückliches, eben ein erfülltes Leben aus dem Weg geräumt werden? So einfach ist es nicht.
Wer immer über Ernährung liest, stößt bald auf diese angebliche Weisheit des Hippokrates, dass Lebensmittel in Wahrheit Heilmittel seien oder es sein sollten. Offensichtlich soll der Satz provozieren, denn dass er einfach falsch ist, weiß doch jeder Mensch. Auch der Gesetzgeber trennt da sehr genau. Alle Stoffe, die im Körper besondere Wirkungen auslösen können, sind Heilmittel – mit Ausnahme allerdings gerade der Lebensmittel, die die großartige Arbeit der ganz normalen Nährstoffversorgung des Körpers leisten!
Eine kleine Besonderheit gibt es nach den Arzneimittelgesetzen. Preist ein Hersteller oder Vertreiber eines Lebensmittels dieses wie eine Arznei an, wird die Zulassung seiner Waren nach den im Vergleich zum Lebensmittelrecht strengeren Regeln des Arzneimttelrechts beurteilt. Nichts ist also damit, dass Nahrungmittel Heilmittel wären!
Dass unsere Nahrung bei richtiger Nutzung uns dagegen gesund hält und im Krankheitsfall auch gesund machen oder zur Gesundung beitragen kann, haben wir schon immer gewusst. Die Lösung des scheinbaren Widerspruchs liegt in der Erkenntnis, dass nicht alles was heilt, auch ein Heilmittel ist. Hippokrates wird ständig falsch verstanden, weil man seine Rede nur wörtlich nimmt. Die Zusammenhänge werdenaber ganz klar, wenn man von der gesetzlich Negativdefinition, dass gesundheitliche Wirkungen auslösende Stoffe keine Heilmittel sind, wenn sie Lebensmittel sind, absieht und positiv definiert, was Lebensmittel sind.
Positiv definiert versorgen uns Lebensmittel mit allen für die Aufrechterhaltung unserer Lebenssysteme benötigten Energie- und Funktionsstoffen. Damit halten sie uns Krankheiten fern, die gerade durch mangelhafte Versorgung aufkommen, sei es, dass die Nahrung inhaltlich nicht reicht oder dass wir sie falsch behandeln und zur Unzeit verzehren. Keine Medizin taugt als Ersatz für lebensnotwendige Nahrung, sie kann da allenfalls an Symptomen der durch Unterversorgung entstandenen Störungen ansetzen. Das ist der tiefere Sinn des Hippokrates-Wortes, das aus Gründen der wirklich gemeinten sinnhaften Aussage nicht wörtlich, sondern „contra legem“, d.h. gegen ihren Wortlaut, ausgelegt werden muss.
Das Nachdenken über den Satz des Hippokrates führt zu einer wichtigen Einsicht, um die allein es diesem großen Arzt und Denker gewiss gegangen ist. Die richtige Versorgung mit Lebensmitteln, auch wenn diese keine Heilmittel sind, tut in der großen Masse der Fälle sehr viel mehr Gutes in den Fragen der Prävention von Krankheiten als jede Medizin. Das gilt – mit gewichtiger Einschränkung – auch in den Fragen der Linderung und Beseitigung gesundheitlicher Störungen.
Hier aber die Einschränkung: Arzneimittel haben ihre sehr speziellen Funktionen, wenn sich gesundheitliche Störungen einmal manifestiert haben, gleich welches die Ursachen dafür sind. Selbst wenn Fehlversorgungen in der Ernährung die entscheidenden Gründe für den Eintritt der Störungen sind, kann sehr oft die Umstellung auf die bessere Versorgung allein nicht die einmal eingetretenen Schäden beseitigen. Sobald Krankheiten bleibende Spuren in unseren Systemen gebildet haben, muss eine Therapie, ggf. auch ein symptomatisch wirkendes Heilmittel, gefunden werden, das diese nachteiligen Veränderungen rückgängig macht.
So haben beide, Lebensmittel wie auch Heilmittel, ihre ganz eigenen Funktionen. Sie sollten nicht begrifflich immer wieder durcheinander geworfen werden.
Donnerstag 9. Juni 2016 um 12:11
[…] Sonst werden nur noch Medikamente in guter Absicht oral in den Körper gegeben.Auch wenn sie wesentlich aus Stoffen bestehen können, die auch als Lebensmittel verzehrt werden können, sind sie eine eigene Kategorie von Stoffen. Der Satz des Hiookrates von Kos :„Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung!“ darf daher nicht wörtlich genommen werden, s. auch meinen Beitrag http://www.essenspausen.com/apropos-nahrungsmittel-sind-keine-heilmittel/ […]