Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

„Schmauen“ – Essen mit Bedacht

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 18. Dezember 2013

Sachbezug: Esskultur, Essgenuss, Achtsamkeit, Schmecken, Kauen, Zerkleinerung der Nahrung, Schlingen, Fast Food

Als ich mich 2000 nach meinen Erfahrungen auf Reisen durch China mit dem als Abnehmprodukt beworbenen fein gemahlenen pflanzlichen Lebensmittel KUIKE  – zurück in Deutschland – in die wissenschaftliche Literatur der Ernährungswissenschaft, Gastroenterologie, Physiologie, Psychologie und Endokrinologie stürzte, wurde mir sehr bald klar, dass unsere Wissenschaften die Bedingungen des richtigen Essens einfach nicht auf ihrer Agenda hatten.

-Jürgen Schilling – www.schmauen.de-

Wie ich auf diesen Seiten und in meinen Büchern ausführlich geschildert habe, brachte der Konsum solcher getrockneter pflanzlicher Nahrung, die ich sinniger Weise immer morgens zu mir nahm um sie nicht zu vergessen, sofortige  beachtliche gesundheitliche Veränderungen, die insbesondere das Wachen und Schlafen betrafen(s. http://www.essenspausen.com/meine-aminas-history/).  Ich erwartete, in der modernen westlichen Wissenschaft ohne langes Suchen eine  Erklärung dafür zu finden, dass der Verzehr fein gemahlener Nahrung besondere Wirkungen auf den Menschen hat.

In der „großen Wissenschaft“  gab es aber nur einige wenige Stimmen, die allgemein dazu rieten, unsere Nahrung , besonders aber die Rohkost, generell gründlich zu zerkauen und sie nicht zu schlingen. Es wurden auch einige Gründe dafür genannt. Im Munde fände bereits eine Vorverdauung statt, die hilfreich sei.  Der bekannte Münchner Heilpraktiker Henning Müller-Burzler schlug gar vor, dass wir jeden Bissen 150 Mal im Munde zerkauen sollten, um an die Inhaltsstoffe der Pflanzenzellen überhaupt heran zu kommen. Wie ich später erfuhr, hatten einige universitäre Ernährungsforscher das Problem auch erkannt. Dies blieb aber der fachlichen und der allgemeinen Öffentlichkeit bis dahin weitgehend verborgen.

So ging die  phantastische neue Entwicklung  in der Ernährungslehre, das „Schmauen“,  bis heute an mir vorbei. Nur hier und da gab es Hinweise darauf. Die allgemeine Beachtung, die  sie verdient hat, blieb aber aus. Dabei hat sie die Potenzialität, den größten Gesundheitsgefahren unserer Zeit nachhaltig vorzubeugen. Es geht aber – wie bei meiner Entdeckung der nativen Kost und des Aminas-Prinzips – „nur“ um eine neue Essweise und nicht um eine Medizin oder ein Nahrungsergänzungsmittel, mit dessen Verkauf eine Menge Geld verdient werden könnte.

Es geht um die Entdeckung der Essweise, die ihr Entdecker, der Schauspieler Jürgen Schilling aus München „Schmauen“ genannt hat. Der Name kennzeichnet ihre Besonderheit, das Schmecken und Kauen der Nahrung auf besondere Weise zu vereinen.  Darüber will ich hier berichten.

Mit der physiologisch unverzichtbaren Zerkleinerung roher pflanzlicher – nativer – Nahrung im Interesse des Aminas Effekts  hat das Schmauen nicht direkt zu tun. Native Kost muss ja im Wesentlichen in ihrer rohen Naturform, aber fein gemahlen, zusammen mit Flüssigkeiten geschlossen auf leeren Magen aufgenommen werden. Dabei stört es nicht, wenn sie längere Zeit im Munde gewälzt wird, was durch die Enzyme aus dem Speichel einen deutlichen Beitrag zur Verstoffwechslung der Kohlenhydrate leistet. Die dort verstoffwechselten Zucker geben dem Körper unverzüglich einen kleinen Schub an Energie. Über das Schmauen wird berichtet, dass dabei im Munde auch Proteine vorverdaut würden. Das indessen stimmt nicht. Das Schmauen ist auch nicht dafür prädestiniert, unter der nach dem Aminas Prinzip unerlässlichen Übergehung des (leeren) Magens eine Portion nativer Nahrung in einem Zuge in den Dünndarm zu bringen, um auf dem weiten Verdauungsepithel des ganzen langen Dünndarms einen intensiven Verstoffwechslungsreiz auszulösen.  Es gehört daher mehr ins Reich der Phantasie, wenn dem Schmauen auch ein Effekt zum Anstoß der körpereigenen Produktion der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin beigelegt wird.

Von anderer Seite her betrachtet, kann man die Ausgangszutaten der nativen Kost möglicherweise auch auf den leeren Magen aufnehmen und sie so zügig schmauen, dass  eine ausreichende Menge davon geschlossen im Dünndarm landet und  den Aminas Effekt auslösen kann. So werden es wohl die Menschenaffen machen, die mit ihren mächtigen Mahlzähnen relativ schnell ausreichende Mengen an fein vermahlener Pflanzenkost herstellen können. Sie werden so „schmauend“ die Produktion ihres Botenstoffes Serotonin ankurbeln. Von Depression oder Burnout hat man bei Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen ja auch noch nie gehört. Die dabei möglichen zeitlichen Engpässe kann man natürlich auch ein Mensch dadurch umgehen, dass er bereits bis auf die Fasern herunter gemahlene  native Kost in einen geschmackvollen Brei einarbeitet und diesen längere Zeit im Munde bearbeitet, bis er ihn endlich zusammen mit Flüssigkeit zügig herunterschluckt.

Aber gleich, ob man die Vorteile nativer Kost und die Vorteile des Schmauens  miteinander kombiniert oder nicht: Wichtig sind die Wirkungen des Schmauens beim Verzehr besonders aller anderen Nahrung außerhalb des üblicherweise nur einen täglichen Löffels der nativen Kost!

Der Entdecker des Schmauens, Jürgen Schilling, hat sich mit dem Vorgang der Bearbeitung der Nahrung im Mund akribischer auseinandergesetzt als alle Forscher vor ihm. Es lohnt sich für jeden von uns, ,sich mit seinen Erkenntnissen zu befassen (s. http://www.schmauen.de/ , ,ferner : http://www.onmeda.de/g-ernaehrung/kauen-106.html).

Gewiss kannte Schilling  früh die genauen Beobachtungen der großen russischen Ernährungswissenschaftlerin Dr. Galina Schatalova. Das ist die Forscherin, die zu sowjetischen Zeiten für die Gesundheit der russischen Kosmonauten zuständig war. Ihre Bücher, auch das bekannte Werk „Wir fressen uns zu Tode“  sind auch in Deutschland sehr beachtet worden, Frau Dr. Schatalova beschrieb, dass wir lernen müssen, keine Nahrung vorschnell aufgrund des natürlichen Schluckreflexes in den Körper zu lassen. Jeder Bissen muss so weit zerkleinert werden, dass man auf der Zunge auch nicht einmal ein einziges festes Nahrungskörnchen mehr spüren kann. Schilling hat die Methoden verfeinert, wie man es lernen kann, das zuverlässig mit jeder Nahrung zu tun. Es gibt eine kurze Phase der Einübung, nach der man für den Rest seines Lebens alle seine Nahrung nur noch so in den Körper einlässt.

Sehr zu Recht weist Schilling darauf hin, dass die richtige Nahrungsaufnahme die Konzentration darauf braucht. Das hat nicht nur technische Vorteile. Der österreichische Therapeut  Christoph Simma  beschreibt dies sehr anschaulich:

„Seit Kindestagen an beherrschen wir das Kauen als technischen Vorgang. Doch bislang war es meist nur ein Mittel zum Zweck – nämlich die zu uns genommene Nahrung so zu zerkleinern, dass sie gerade eine schluckfähige Konsistenz erreicht und vom Mund in den Magen gelangen kann. Nun wird aber das Kauen zum Zweck selber – das Zerkleinern, Ausschmecken, Aussaugen und Schlucken der Nahrung kommt in den Fokus unserer Aufmerksamkeit, es wird ein richtiggehendes Zeremoniell! Es geht um viel mehr als um das reine Kauen. Alles, was sich im Mund befindet, will und soll intensiv ausgeschmeckt und ausgekostet werden. Die auf diese Weise vorbereitete Nahrung kann vom Magen viel leichter verdaut und vom Organismus besser aufgenommen werden. So führt das Schmauen® ganz automatisch zu einer Optimierung von Verdauung, Stoffwechsel und Gewicht und dadurch zu einer allgemeinen Steigerung des Wohlbefindens“.

Zum Vorgang des Schmauens schreibt Simma:

„Meine persönliche Erfahrung ist diese:

  • Innerhalb überraschend kurzer Zeit purzelten die überflüssigen Kilos, dass es eine helle Freude war;
  • die Müdigkeit nach dem Essen war verschwunden und wich einer Energiegeladenheit;
  • das lästige Sodbrennen gehörte der Vergangenheit an;
  • die Verdauung verbesserte sich deutlich und
  • eine ganz neue Art des Wohlbefindens hielt Einzug in mein Leben“

 (http://www.christoph-simma.at/cms/index.php?id=198&type=1).

Ohne Zweifel hat Simma Recht, wenn er erklärt, dass es absolut kein Sodbrennen mehr gibt, wenn man seine Nahrung nicht mehr schlingt, sondern schmauend in Ruhe genießt. Die Notwendigkeit der Zerkleinerung relativ großer Speisebrocken durch die aggressive Salzsäure des Magens entfällt. Der Nahrungsbrei kann den Magen viel schneller verlassen. Die Portionen, die man beim Schmauen verzehrt, sind schließlich kleiner als was man sich sonst so an Nahrungsmenge zunmutet. Der Grund dafür liegt in dem verzögerten Einsatz der Wirkungen des Sättigungshormons Chloezystokinin. Erst 20 Minuten nachdem Nahrung im Körper angekommen ist, macht sich diese Essensbremse bemerkbar. Ist man zu schnell, hat man aber schon mehr zu sich genommen als dem Körper gut tut. Alles in allem ist nicht zweifelhaft, wie Schilling berichtet, dass er nach der Umstellung aufs Schmauen 33 Kilogramm abnahm und endlos viele Andere nach ihm auch.

Nach den Berichten ist das Schmauen wohl auch eine gute Methode zur Bekämpfung von Magersucht und Anorexie. Tatsächlich sollen Personen, die darunter leiden, automatisch wieder ein normales Gewicht ansteuern.  Man kann jedenfalls Nahrung, die gut verflüssigt ist und auf leeren Magen verzehrt wird, nicht im Magen festhalten. Ist sie einmal in den Dünndarm gelaufen, kann niemand sie mehr in den Magen zurückbringen!

Stellen Sie sich einmal vor, wie sich der allgemeine Gesundheitszustand in unserer Bevölkerung bessert, wenn wir alle

  • Schmauen statt zu schlingen,
  • Essenspausen einhalten statt uns beliebig zu jeder Zeit vollzustopfen und
  • täglich einen Löffel nativer Kost auf leeren Magen verzehrten!

Was ein Segenwäre  für das Gesundheitswesen und den Finanzminister, wäre ein Horror für die Pharmaindustrie.

21.12.2013.  Ein Nachtrag:

Schauen Sie einmal in den Wikipedia-Beitrag über den frühen Ernährungspropagandisten Horace Fletcher, der bereit ganz ähnliche Erfahrungen gemacht hatte wie Jürgen Schilling. Fletscher fand zu seiner Zeit eine ganze Reihe Nachahmer, darunter auch John D. Rockefeller. 1919 verstarb er. Es ist typisch für unsere westlichen Gesellschaften, dass seine glasklaren Erkenntnisse alsbald in Vergessenheit gerieten, nachdem er nicht mehr da war, sie zu bewerben. Auch Wikipedia, bei dem immer wieder die fehlende Neutralität auffällt, berichtet über das „Fletchern“ ohne sachliche Begrünung nur sehr distanziert bis ablehnend.

https://de.wikipedia.org/wiki/Horace_Fletcher

Der Darlegung in Wikipedia ist nur Recht zu geben, dass Fletcher es mit seinen Regeln ein wenig übertrieb.  Auch Flüssigkauten zu kauen, ist albern. Selbst wenn es einen biochemischen Vorteil für die Ausnutzung der flüssigen Nahrung hätte, mus das jeder unbefangene Mensch als widernatürlich empfinden, nicht zu schlucken, wenn im Mund nichts mehr zu zerkleinern ist. Es ist auch Unsinn, faserreiche Nahrungteilchen, die sich nicht komplett im Munde verflüssigen lassen, wie Kirschkerne aus dem Mund zu nehmen und auf den Tellerrand zu legen. Essensregeln müssen auch von der Masse der Menschen akzetiert werden können!

Man muss übrigens nicht nur so essen, dass das Magenprogramm nie eingeschaltet wird, worauf Fletcher aber abzielte. Wenn auch einmal Nahrungsbestandteile in den Magen kommen, die zu groß sind, um gleich den Magen verlassen zu können, werden sie doch durch die Magensäure und die Magenperistaltik zerkleinert, bis die verbliebenen Partikel nicht größer als 3 mm sind. Es gehört zum natürlichen Essen, nicht nur und ausschließlich die Nahrung bis auf den letzten Rest zu zerkleinern. Die Fähigkeiten des Magens, auch mal all seine Leistungen zu zeigen, brauchen womöglich sogar hier und da ein solches Training. Der Kardinalfehler, den die meisten Menschen heute begehen ist nur der, dass sie kaum jemals die Nahrung so zerkleinern, dass ihr Inhalt bald in den Dünndarm kann und dort zügig und erschöpfend metabolisiert wird. An die Realisierung des körpereigenen Aufbaus  von Serotonin durch den nüchternen Verzehr nativer Nahrung kommen sie damit nie.

Interessant ist, dass der Magen sogar auf Schlimmeres eingerichtet ist. Wenn viel zu große, nicht mehr zerkleinerbare Teile in den Magen kommen, veranstaltet der Magenpförtener in großen Zeitabständen eine sog. Housekeepre’s Wave, eine Art Großreinemachen, bei der sich die Kanüle durch den Pförtner extrem weitet und zentimertergroße große Teile in den Dünndarm hinein lässt. Den Ausgang durch den Dünndarm und durch die Bauhin’sche Klappe und den Dickdarm finden sie dann regelmäßig ohne Probleme.