Erstellt von r.ehlers am 18. September 2014
Liebe Frau Dr. …,
die Aminas GmbH hat mir Ihre Frage zur Beantwortung überlassen:
„Habe ich das Buch von Prof. Ehlers dahingehend richtig verstanden, dass die Aminasvitalkost NICHT zusammen mit Milch bzw anderen Proteinen gegessen bzw getrunken werden darf, weil die verschiedenenAminosäuren sonst um den Platz am Rezeptor konkurrieren? Oder habe ich das missverstanden?“
Ich freue mich über Ihre kluge Frage, weil sie mir Gelegenheit gibt, meine neueren Vorstellungen in dieser Sache zu durchdenken.
In Sachen Ernährung und Gesundheit ging es mir wie dem berühmten blinden Huhn, das auch mal ein Korn findet.Gerade weil ich ein so unbedachter und unkluger Esser war, erlebte ich die großartigen Wirkungen des nüchternen Verzehrs im Kern hochfein gemahlener Pflanzenkost besonders intensiv. Ein Professor bin ich aber nicht. Meine wissenschaftliche Neugier galt bis dahin übrigens nur der Rechtswissenschaft und den technischen Innovationen der Firmen, deren Berater und Patentbeauftragter ich neben meiner Arbeit als Anwalt und Notar war (auch in Kooperation mit Bayer/Leverkusen). In meinen Themenbereichen forschte ich dann interdisziplinell weit intensiver als es die ordinierten Professoren in ihren Sparten allein bis dahin getan hatten. Mir fiel diese Aufgabe regelrecht zu, da ich der war, der die Möglichkeiten der körpereigenen Synthese des Gehirnbotenstoffes Serotonin als Erster gesehen hatte. Dabei ging es nicht nur um den besonders effektiven Serotoninaufbau durch seine Lockung als Esskontrollhormon.
Nun zu Ihrer Frage:
Ich bin in meinen Überlegungen in den letzten Monaten immer mehr von der Theorie abgerückt, dass die Schwachstelle beim zerebralen Serotoninaufbau die Konkurrenz der anderen Aminosäuren an der Blut-Hirn-Schranke ist, die Tryptophan die Besetzung der Schleusen in den Liquor verwehren. Sollte da wirklich auch ein Problem bestehen, ist es immerhin beim Verzehr einer kleinen Portion nativer Kost auf leeren Magen gelöst, weil die Energieträger dieser kleinen Menge Nahrung – auch alle anderen Aminosäuren! – von den immer energiehungrigen Muskelzellen alsbald angefordert und in den Mitochondrien verbraucht werden. Tryptophan, das durch seine überall im Blut zu findenden Albumine so sperrig ist, dass es in Gegenwart anderer Aminosäuren von dem Eindringen ins Gehirn verdrängt wird, passt wegen seiner räumlichen Struktur auch nicht in das Aufnahmemuster der Mitochondrien und hat dann sogar eine Einzelstellung an der Blut-Hirn-Schranke!
Bedenkt man aber, dass alle unsere Körperzellen, auch die im Gehirn, ständig in gewissem Umfang und für unterschiedliche Dauer Mikronährstoffe wie auch die Aminosäuren speichern und berücksichtigt man welch geringe Mengen Tryptophan für den Aufbau der täglich benötigten nur 0,1 mg Serotonin benötigt werden, spricht viel dafür, dass die Knappheit von Tryptophan gar nicht das Problem ist.
Diese Überlegung wird zur Gewissheit, wenn man sich vor Augen führt, dass all die anderen Wege zum körpereigenen Serotoninaufbau, besonders das körperliche Ausarbeiten („runners high“), auch ohne dass überhaupt im konkreten Moment tryptophanhaltige Nahrung verzehrt wird gut funktionieren. In meiner Theorie des zerebralen Serotoninaufbaus, die ich in meinem in Arbeit begriffenen neuen Buch ausbreite, werde ich diese Zusammenhänge schildern und vielleicht noch vertiefen.
Im Ergebnis ist das sehr vorteilhaft, dass es nur eine entscheidende Vorbedingung für den körpereigenen Aufbau des Transmitters Serotonin gibt: die Einrichtung einer Chemotaxis nach den Bausteinen für Serotonin, die dafür sorgt, dass sie alle sich umgehend ins Stammhirn begeben, in dessen Raphe-Kernen die Synthese stattfindet. Wenn der Verzehr zusätzlicher eiweißhaltiger Nahrung mit dem einen benötigten Löffel nativer Pflanzenkost (Aminas) nicht den für die Auslösung der Chemotaxis zur Lockung von Serotonin als Esskontrollhormon benötigten intensiven Verstoffwechslungsreiz im Dünndarm stört, spricht nichts dagegen, die native Kost auch zusammen mit Milch zu verzehren. Eine kleine Menge solcher zusätzlicher Nahrung wird den alsbaldigen Durchlauf in den Dünndarm nicht verhindern. Eine größere Menge aber wird den Magen etwas weiten und den Magenpförtner schließen. Bei der Milch ist es so, dass das Eiweiß ausflockt und das Wasser die gemahlenen Pflanzenteile mit in den Dünndarm laufen lässt.
Ich hoffe, zur Klarheit in diesen für unser Auge unsichtbaren Dingen beigetragen zu haben.
Mit herzlichen Grüßen
Rolf Ehlers Präsident Gesellschaft für das richtige Essen e.V. (GfE)
P.S.: Ich stelle – ohne Namensnennung – Ihre Frage und meine Antwort ein auf www.richtig-essen.net.